Warum „Das perfekte Geheimnis“ das deutsche Kino (vielleicht) revolutioniert hat – Ein Kommentar

In bester Laune beim gemeinsamen Dinner: Simon (Frederick Lau), Leo (Elyas M'Barek), Pepe (Florian David Fitz), Rocco (Wotan Wilke Möhring), Bianca (Jella Haase), Carlotta (Karoline Herfurth) und Eva (Jessica Schwarz)
In bester Laune beim gemeinsamen Dinner: Simon (Frederick Lau), Leo (Elyas M'Barek), Pepe (Florian David Fitz), Rocco (Wotan Wilke Möhring), Bianca (Jella Haase), Carlotta (Karoline Herfurth) und Eva (Jessica Schwarz) © 2019 Constantin Film Verleih GmbH / Lucia Faraig

Heute startet der deutsche Megahit „Das perfekte Geheimnis“ im Einzelhandel. Im Kino lockte der Streifen außerdem fünf Millionen Kinogänger in den Saal. Doch warum ist das etwas Besonderes und warum könnte dadurch das deutsche Kino revolutioniert sein?


Zuallererst sollte klargestellt werden, das hier vom deutschen Mainstreamkino die Rede ist. Dieses wurde in den letzten Jahren leider durch etliche Kinohits dominiert, die (um es gelinde zu sagen) nicht besonders schlau inszeniert waren. Die Gesichter die für diese Filme stehen sind Til Schweiger und Matthias Schweighöfer. Beide haben überwiegend Filme in ihrem Repertoire, die vom Aufbau, vom Look, vom Witz und eigentlich auch allem anderen das Gleiche sind. Allein die Kinoplakate haben seit Jahren die immer gleiche Weiß-Rot-Mischung. Der traurige Höhepunkt dieser desaströs monotonen Kinolandschaft war das Til Schweigers „Klassentreffen 1.0“. Dieser fiel in allen Bereichen durch, machte sexistische Witze in einer Zeit, in der mehr als jemals auf Political Correctness geachtet wird.

Und dann kam „Der Vorname“. Das Remake einer französischen Komödie schaffte es ein Kammerspiel mit Starbesetzung in den Mainstream zu bringen und damit auch noch erfolgreich zu sein – und das ohne Schweighöfer und Schweiger! Ohne dumme Witze und ohne grobe Fehler in Sachen Kameraarbeit, Schnitt, Ton oder Narration. Auch wenn ich persönlich diesen Film nicht sonderlich mochte (jeder hat schließlich seinen eigenen Geschmack) war es eine mehr als willkommene Abwechslung auf dem Kinomarkt.

„Das perfekte Geheimnis“ setzte dabei noch einmal einen drauf! Fünf Millionen Kinobesucher ist eine Marke, die man erst einmal knacken muss. Für die Top 100 reicht das zwar leider noch nicht, aber ein riesiger Erfolg ist das dennoch. Die Bewegung, die ich jetzt einmal so kühn als die „Neue deutsche Komödie“ bezeichnen darf, ist die lang erwartete Gegenbewegung zum Einheitsbrei. Auch der neuere „Nightlife“ ist dabei zwar nicht ganz so krass erfolgreich, aber immer noch sehr gut dabei.

Der ein oder andere möchte jetzt sicherlich widersprechen und sagen: „Moment, das sind doch aber größtenteils Remakes aus anderen Ländern!“ – und hat damit vollkommen recht. Der Originalstoff zu „Das perfekte Geheimnis“ ist mittlerweile weit über zehn mal verfilmt worden und „Der Vorname“ bleibt immer noch ein Remake. Ich hoffe nur, dass die deutschen Produktionsfirmen durch den Erfolg des deutschen Kammerspiels begreifen, dass originelle, kleine Ensemblekomödien eben auch einiges an Geld einbringen können. Ist dieser Schritt getan, hat es Schweiger und Konsorten sicherlich schwerer mit seinem Schund anderen Filmen den Platz im Kinosaal wegzunehmen.

Wollen wir also hoffen, dass durch solche Werke die deutsche Filmindustrie endlich aufwacht und uns nicht nur Schweiger-Schweighöfer‘schen Einheitsbrei vorlegt – denn wer dabei gewinnt, wenn originelle Stoffe auch endlich Reichweite bekommen ist am Schluss natürlich der Zuschauer!

Das perfekte Geheimnis – Blu-ray Kritik zur Kammerspiel-artigen Komödie

von Jan Welsch

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