Fokus: Animationsfilme – Toy Story 2 in der Kritik

Toy Story 2 - Woody und Jessie
Toy Story 2 - Woody und Jessie © Disney

1996 brachte PIXAR ihren ersten Langfilm heraus. Dies war aber zeitgleich auch das erste computeranimierte Werk und konnte direkt sehr viele Menschen glücklich stellen.


Kein Wunder also, dass schnell eine Fortsetzung angekündigt wurde. Tatsächlich war aber ein Film schneller und so erschien zuerst „Das große Krabbeln“ im Jahre 1999 und im Jahre 2000 durften Cowboy Puppe Woody und Space Ranger Buzz dann auch endlich zurückkehren und das hätte eigentlich auch schon früher sein können. Bei diesem Film führte nämlich ein Fehler zum Verlust mehrerer Dateien. Zum Glück hatte ein Mitarbeiter eine alte Version noch auf seinem Rechner gespeichert. Das klang zunächst gut, doch es lohnte sich nicht und nun waren die Mitarbeiter mit ihrer bisherigen Version auch unzufrieden. Sie stampfen das Projekt ein und da konnte das „Große Krabbeln“ vorbeiziehen. Innerhalb von nur wenigen Monaten machten sie dann aber den gesamten Film nochmal neu und es lohnte sich. Es wurde nämlich eine Fortsetzung, die sich sehen lassen und die den ersten Teil bei weitem überholen konnte. Im Jahre 2009 kam sie dann aber, gemeinsam mit Teil 1, nochmal mit einer neuen 3D-Technik passend für den dritten Teil (Juli 2010) zurück ins Kino. Diese Entscheidung kam so gut an, dass sie nicht nur knapp 30 Millionen einnehmen, sondern die ursprünglich geplanten 2 Wochen (die für dieses Projekt in den amerikanischen Kinos angedacht waren) auf 5 erweitert wurden. Bei uns in Deutschland kam es aber nie zu dieser Ausstrahlung.

Wir kamen hingegen aber ins Privileg, diese Filme in 3D Zuhause auf Blu-ray sehen zu können und der dritte Teil erreichte dann mit dieser Technik auch unsere Kinos. Genauso, wie sie es früher regelmäßig gemacht haben, hatte auch dieser Film so genannte „Verpatzte Szenen“ im Abspann. Szenen, die das Studio als quasi Fehler nachträglich noch gedreht haben, die so tun, als seien die animierten Figuren echte Schauspieler. Dies hat immer wieder Spaß gemacht und ihre ersten vier Filme „Toy Story 1+2“, „Das große Krabbeln“ und „Die Monster AG“ bekamen sie. Bei ihrem fünften Werk „Findet Nemo“ hörte es aber leider auf. Bei den Szenen von „Toy Story 2“ konnte man aber nicht nur lachen. Dort wird nämlich auch eine Stelle gezeigt, wo Stinke Piet, eine kleine, dickliche und etwas ungepflegte Cowboy Puppe zwei Barbie-Puppen anbaggert und ihnen sagt, wenn sie gewisse Dinge tun würden, bekäme er sie sicherlich in die Fortsetzung eingebaut. Dies ist nicht nur sexistisch, sondern auch durch die „Me Too“ Debatte nicht mehr Zeit gemäß. Dem ist sich auch Disney bewusst und hat auf ihrer Streamingseite diesen Fehler mittlerweile behoben. Zum Glück haben sie aber ein sehr schönes Easter Egg am Ende drin behalten. Dort kommen zwei Figuren zurück, an die man nicht gedacht hätte, die aber für diese Szene perfekt sind. Dort merkt man klar, dass sich PIXAR auch nicht immer so ernst nimmt und über sich selbst lachen kann. Aber der Film besitzt zudem auch noch eindeutige Easter Eggs auf „STAR WARS“ und „Jurassic Park“, auch wenn sie das zu „STAR WARS“ bei der neuen Version von Buzz Lightyear leider kaputt gemacht haben. So kann man ehrlich sagen, zwischen ihrem ersten und zweiten Film hat man bei PIXAR eine deutliche Steigerung gesehen. Diese ist aber ganz bestimmt nicht vergleichbar, mit der zwischen Produktion zwei und drei. Dabei handelt es sich um die Fortsetzung „Toy Story 2“ und endlich kann man nicht nur mit den Hauptfiguren Spaß haben, sondern sie auch vollkommen nachvollziehen.

Toy Story 2 - Woody und Buzz Lightyear
Toy Story 2 – Woody und Buzz Lightyear © Disney

Es gibt ein besseres Abenteuer, viel mehr Schauplätze, größere Szenen und von allem Mehr. Es ist also genau das was viele Fortsetzungen machen, doch während es in den meisten Fällen nicht funktioniert, geht das hier vollkommen auf und es ist schön zu sehen, was hier alles abgerufen wird. Langsam kommen wir zu den PIXAR Werken, die von vielen als einige der besten Animationsfilme angesehen werden und nicht nur Genre Fans wirklich glücklich machen. Diese Zeit beginnt für mich persönlich, aber tatsächlich schon mit diesem Film, mit dieser wunderbaren und genialen Fortsetzung, die zeigt, wie man eine Reihe anheben kann. Nur von Teil Drei wurde sie dann im Jahre 2010 nochmal deutlich getoppt. In diesem Film geht es erneut um Woody. Er hat sich damit abgefunden, dass er nicht mehr der einzige Held im Kinderzimmer ist und bietet seinem Kumpel Buzz gerne die Hälfte seines Platzes des Ansehens an.

Dieser erfreut sich daran, möchte auch gar nicht mehr von allen für den echten Buzz Lightyear gehalten werden und das Leben der Spielzeuge könnte nicht friedvoller sein. Eines Tages jedoch muss Woody ein unschuldiges Spielzeug vom Flohmarkt retten, noch bevor es in die falschen Hände gerät. Dies gelingt ihm. Jedoch nicht bei sich selbst. Er wird von einem Sammler gefunden, gestohlen, entführt und doch hat er Glück. Beim Sammler angekommen, trifft er nämlich auf die Bande von „Woodys Roundup“. Dazu gehören das Cowgirl Jessie, ihr Pferd Bully und der dickliche Stinky Peet, der so etwas ist wie der Sidekick dieser Show und der Held ist – Das lässt der Name erahnen – Woody. Er liebt es wieder im Mittelpunkt zu stehen und möchte es dieses Mal auch bleiben. Oder doch nicht? Als die Bande ihm verrät, dass es für die vier in wenigen Tagen ins Museum geht, ist das Paradies vorbei und Woody verzweifelt. Zeitgleich macht sich aber Buzz (Der von allem nichts ahnt) auf den Weg seinen Freund zu retten. Wird er es rechtzeitig schaffen? Oder wird Woody gegen seinen Willen nach Japan verladen? Das müsst ihr euch im Film ansehen.

Das erste Highlight des Films ist sofort am Anfang, denn auch Buzz wird weitererzählt und kämpft sich zunächst durch die Festung seines Erzfeindes Zurg. Dieser ist ein absolutes Highlight und es macht Spaß zu sehen, wie dieser Schurke funktioniert. Er kann dem Helden wunderbar die Stirn bieten, ist schön gestaltet und mit einem Eastergg auf „STAR WARS Episode 6“ auch sehr tiefgehend. Die Anspielung auf diesen Film ist sehr gelungen und wird nicht nur die Fans dieses Franchises zufrieden stellen. Es ist nämlich der wohl ikonischste Spruch davon und den werden auch alle verstehen, die noch nie einen Film aus der fernen Galaxis gesehen haben. Doch Zurg besitzt auch eine Festung und diese ist so außergewöhnlich und fantastisch gestaltet, dass es kein Wunder ist, dass sie zu einer ikonischen Disneyland Attraktion geworden ist. Anders als bei den drei anderen Teil dieser Reihe ist dieser Film auch viel eher ein Buzz als ein Woody Film. Zwar kommen beide ungefähr gleich oft vor, doch fühlt es sich so an, als wäre der Raumfahrer für diesen Film wichtiger und das ist gut so. Buzz Lightyear ist in „Toy Story 2“ eine echte Offenbarung, kann diesen Film problemlos auf seinen Schultern tragen und spätestens seit diesem Film weiß man ganz genau, welche Figur wirklich das Beste an dieser Reihe ist. Umso schöner ist es, dass er in diesem Film nicht nur ein Mal, sondern direkt in dutzendhafter Ausführung vorkommt.

Toy Story 2 - Woody, Prospector und Jessie
Toy Story 2 – Woody, Prospector und Jessie © Disney

Man sieht in diesem Film nämlich nicht nur den einen Buzz. Neben seinem Abenteuer bekommt man aber auch auf der Woodyseite perfekten Zuwachs. Jessie rundet die zwei Männer im Vordergrund gut ab und ist eine gut geschriebene Frauenfigur (anders als Porzellinchen in Teil 4). Bully ist zuckersüß und auch der alte Stinky Peet hat seine guten Szenen, wo vor allem das Finale positiv auffällt. Die Szene, wo die Figuren am Flughafen sind, ist mit Abstand eine meiner absoluten Lieblingsszenen von PIXAR und ich hätte nur zu gerne selbst mal aus der Sicht eines Spielzeuges, ein solches Gepäckband gesehen. Diese Szene steht für die typischen großen Bilder einer Fortsetzung und ich liebe sie. Enttäuschend waren hier jedoch die Woody Szenen. Er macht einen gewaltigen Sprung nach vorne und auch ihn versteht man in diesem Film mehr als im Vorgänger und kann mit ihm auch mehr Spaß haben, jedoch fühlt es sich oft so an wie aus einem anderen Film. Seine Szenen ziehen einen immer wieder raus, da sie nicht so spannend sind wie der Rest des Films und man könnte tatsächlich auch gut auf sie verzichten. Es ist schade, dass er da einen so spürbar gewaltigen Unterschied zwischen seinen beiden Protagonisten hat und etwas mehr Ausgleich hätte ihm gut getan.

All das ist aber Jammern auf einem sehr hohen Niveau. Dieser Film ist nämlich mit Abstand der beste zweite Teil einer PIXAR und vielleicht sogar einer Disneygeschichte. Ein Film, den man sich gut mehrmals ansehen kann und auf den man sofort wieder Lust bekommt, wenn man ihn gerade erst ausgemacht hat. Nicht jede Fortsetzung funktioniert mit dieser Formel, das bedeutet aber nicht, dass es nicht auch mal bei einem von zehn Fällen aufgeht, und dieser Film ist dieser Fall!

Filmwertung
9/10
von Peter Brauer

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