Through my Window – Ich sehe nur dich: Kritik zum Netflix-Film

Through my Window - Julio Peña und Clara Galle
Through my Window - Julio Peña und Clara Galle © Netflix

Lange Zeit waren Liebesfilme und das Erotikgenre stark voneinander getrennt. Bei Sexszenen wurde mit der Kamera weggeschwenkt oder wenn, sah man nur gewisse Körperteile. In der Popkultur aber eigentlich nie einen ganzen Körper.


Im Jahre 2015 änderte sich allerdings alles mit Mr. Grey. Ab dem Punkt kamen dutzende solcher Filme heraus und sie waren in dem Umgang mit Sex sehr viel freizügiger und offener. Ob es auch wirklich reifer ist, kann jeder für sich selbst entscheiden. Genauso einen Film hat sich aber auch nun Netflix erneut auf ihre Seite geholt. Es ist ein typischer Genrevertreter, der sich an einigen Stellen etwas wagt, aber gleichzeitig auch sehr viel verliert. Im Kern geht es in diesem Werk um Raquels. Sie ist ein Teenager, kurz vor ihrem Abschlussball. Sie steckt mitten in der Pubertät und himmelt ihren Nachbarsjungen Ares an. Dieser ist in ihren Augen sehr attraktiv, dumm nur, dass er sich von ihr das W-LAN schnorrt. Als er aber ganz zufällig Fotos und Videos von sich in ihrem Suchverlauf findet, geht er der Sache nach. Er stellt das Mädchen zu Rede. Sie weiß nicht, was sie sagen soll. Sie fangen an sich zu küssen und damit beginnt zwischen ihnen eine große Liebe. Eine Liebe, die besonders von seiner Familie sehr kritisch angesehen wird. Wird es für das Pärchen ein Happy End geben?

Through my Window - Clara Galle
Through my Window – Clara Galle © Netflix

Die erste und einzige Stärke ist das, was man von einem solchen Film erwarten darf. Die erotischen Momente zwischen ihnen funktionieren. Die Altersfreigabe wird gut ausgenutzt und er lässt an einigen Stellen wirklich die Hüllen fallen. Er hätte dabei zwar noch etwas mutiger sein dürfen, aber er ist da zumindest sehr viel offener als die „After“ Reihe, mit der er definitiv verglichen werden kann. Die Beiden nutzen wirklich jeden erdenklichen Moment, um sich näherzukommen und könnten damit den ein oder anderen auch wirklich glücklich machen. Abgesehen davon, hat er jedoch nicht einen einzigen überzeugenden Punkt. Diese beiden Menschen hatten an keiner Stelle irgendeine Chemie. Es hat sich nicht ergeben, dass sie sich angezogen haben. Nicht einmal wegen unterschiedlichen Gegensätzen. Diese Figuren waren komplett klischeehaft, eindimensional und leider auch an vielen Stellen uninteressant. Haben sich viel zu oft im Kreis gedreht und haben sich geschritten, wo es kein Streit gebraucht hätte. Eben genauso wie bei der anderen Reihe. Die beiden Protagonisten spielen auch auf einer ähnlichen Qualität wie hier. Wer sich also von den bisherigen drei Filmen der Reihe abgeholt fühlt, könnte hier definitiv einen Blick wagen.

Eine Geschichte darf man aber hier genauso wenig erwarten, wie einen wirklichen Tiefgang. Sie ist ausschließlich der Kleber, der die ganzen erotischen Szenen verbindet und er wird zwar immer wieder angedeutet, man spürt ihn aber zu keiner einzigen Stelle. So erfährt man zwar etwas über die Figuren und man möchte ihnen einen Hintergrund bauen, doch all das verpufft nur blass, wie leere Worte. Das, was die beiden hier hingegen haben, fühlt sich nicht nach Liebe an und auch bei der Zweisamkeit ist nicht das Zärtliche, wie es sein sollte. Trotzdem möchte sich der Film auf dem Einen ausruhen und erkennt dabei nicht, dass das nicht funktioniert. Dafür ist seine Laufzeit von zwei Stunden auch einfach viel zu lang. Er sticht mit keinem einzigen Punkt aus der Masse heraus und man hat ihn viel zu schnell wieder vergessen. Nicht dass man sich nach dem Trailer zu viel hätte wünschen können, doch der Film wirkte dort tatsächlich noch so, als würde er irgendwas können. Ich habe ihm eine faire Chance gegeben und bin ohne Vorurteile ans Projekt herangegangen und doch enttäuscht der Film auf voller Linie.

Through my Window - Julio Peña
Through my Window – Julio Peña © Netflix

Die Sexszenen sind vollkommen in Ordnung, auch wenn man da nicht das komplette Potenzial ausnutzt. Clara Galle macht ihre Sache für ihren ersten Film relativ gut, auch wenn man merkt, dass da noch viel Erfahrung und Motivation fehlt. Ebenso rettet sie nicht diese katastrophale Figur. Doch die junge Frau an sich wirkt so, als wäre da noch Potenzial vorhanden. Ebenso ist das zwar nicht der beste Film dieses neuen Trends, aber es gibt auch noch sehr viel schlechtere Versuche Erotik und Popkultur zu verbinden.

Wertung
2/10
von Peter Brauer

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