Sneakerella: Filmkritik – Cinderella mit Sneakern

Sneakerella - Prom
Sneakerella - Prom © Disney

Der Film „Sneakerella“ spielt in der angesagten Sneaker-Szene von New York City und ist eine energiegeladene musikalische Neuinterpretation des Märchens „Cinderella“. El, ein aufstrebender Sneaker-Designer aus Queens, arbeitet als Lagerist im Schuhgeschäft seiner verstorbenen Mutter.


Die „Cinderella“ Geschichte gehört wohl zu dem Märchen, das die meisten Remakes und Neuaufführungen über sich entgehen lassen musste. Alleine Disney hatte bereits vier Filme mit dieser Thematik und auch wenn man sich immer wieder versucht hat neu zu erfinden und irgendwas anderes zu machen, hat man den Kern beibehalten und es war immer ein Märchen aus vergangener Zeit. Nun wurde er aber von dem Studio in die heutige Zeit gehoben – Auch das ist keine neue Idee und es gibt schon genug Beispiele wo man es so gemacht hat, doch von Disney ist es die Erste – und mehr Augenmerk auf den Schuh gelegt und nun ja, der Gedanke, ob das wirklich nötig gewesen wäre bleibt bestehen. Auch wenn man sich den Film dann ansieht, fragt man sich noch immer, ob das wirklich hätte sein müssen und man kommt mit der Entscheidung ,,Nope“ heraus und doch hat auch dieses Werk seine Stärken und wenn man darüber hinwegsehen kann, dass die Idee nicht gut ist, kann man hier ein paar Dinge finden, für die es sich lohnt und auch hier kann man wieder froh sein, dass es Streaming gibt. Auf Disney Plus geht der gut durch und man bereut seine Zeit mit diesem Content nicht, im Kino muss er sich aber nochmal ganz anders messen und würde definitiv untergehen und man wäre frustrierter mit dem Endergebnis. So kann Streaming ein Ausruhen auf niedriger Kunst sein, aber eben auch die Chance Filme zu verwirklichen, die niemals ein Kinofenster bekommen würden.

Sneakerella - Devyn Nekoda
Sneakerella – Devyn Nekoda © Disney

Die erste Stärke dieses Films ist, dass man neben dem Neuen auch an Altem festhält. Man sieht in einer Szene sogar eine Stelle aus dem Klassiker von 1950. Man erkennt die kleinen Vögel, die Cinderella damals neben den Mäusen geholfen haben. Es gibt ein ganz bestimmtes Auto mit einem tollen Nummernschild, auf dem Pumpkin steht und das auch ein „Augenzwinkern“ an damals gewesen ist. Mit einem Kürbis ist die Prinzessin nämlich damals zum Schloss gekommen und nun macht ihr der Prinz mit einem solchen Kennzeichen nach? Das war bestimmt kein Zufall. Es wird tatsächlich sogar ein bekanntes Lied angestimmt. Den Song „A Dream is a Wish your Heart makes„, der im Klassiker eine wichtige Rolle gespielt und 2015 (im Remake) von Lily James gesungen wurde. Auch sonst gab es hier immer wieder schöne Songs, die nicht eingedeutscht, im Original bleiben und wo besonders der Hauptdarsteller mit seiner Stimme positiv auffällt. Er ist ein Sänger und hat bereits einige Lieder auf Spotify und anderen Seiten online, der Film wird ihm aber ganz bestimmt nochmal einen ordentlichen Push geben, denn er hat bisher nicht so viele Menschen mit seiner Kunst erreichen können. Natürlich kommen aber neben den ganzen Dingen auch die altbekannten Figuren nicht zu kurz. Cinderella und ihr Prinz, die böse Stiefmutter und ihre beiden Töchter, die gute Fee und mehr kommen alle vor, haben nur für dieses Werk das Geschlecht gewechselt. Jeder ist nun das genaue Gegenteil von dem, was ursprünglich da war.

So zeigt man ganz schön, dass nicht nur Mädchen ihren Traumprinzen suchen, sondern auch Jungs eine Prinzessin, dass Stief und böse nicht nur in Verbindung einer Frau Sinn ergibt und auch dass auch die gute Fee nicht nur das sein muss, wie man sie aus verschiedensten Geschichten kennt. Es ist interessant zu sehen, dass man hier aber auch den Stiefvater nicht zu dem Biest macht, wie damals, sondern er zwar nicht genau weiß wie er mit seinem Stiefsohn umzugehen hat, diesem aber niemals respektlos gegenüber tritt. Da sind seine beiden richtigen Söhne sehr viel schlimmer, man baut zu ihnen überhaupt keine Sympathie auf und während die „Direct to Video“ Fortsetzungen damals besonders eine Schwester umgedreht und gezeigt hat, dass auch sie anders kann, wird das mit den beiden Jungs nicht passieren. Sie sind nämlich einfach nur respektlos und mies. So sehr, dass man sich selbst als Konsument aufgeregt hat, als man gesehen hat, was sie ihrem Bruder antun.

Sneakerella - Chosen Jacobs
Sneakerella – Chosen Jacobs © Disney

Doch auch neben diesem Geschlechtertausch hat „Sneakerella“ Mut zu Neuem bewiesen und nicht nur bekanntes stumpf runter erzählt. Wer das Original kennt, kann zwar immer wieder an Punkten einsehen, wo wir uns gerade befinden und was als Nächstes kommen wird. Man ist aber gespannt, zu sehen, wie sie es hier umgesetzt haben. Man glaubt den beiden Liebenden im Mittelpunkt ihre Chemie zueinander und auch wenn es alles recht oberflächlich bleibt, ist es schön sie glücklich zu sehen. Der Gedanke nach der Notwendigkeit hatte man aber in den anderen Versionen der Geschichte nicht so stark wie hier. Es ist genau betrachtet einfach nur eine Werbung für Sneakers und da hier auch nicht jeder Song ein Hit ist, fällt es einem zunächst schwer beim Film dranzubleiben.

Man muss sich erstmal daran gewöhnen, was man sich denn genau anschaut und für das bereit sein. Man vergisst das Werk schnell wieder und es steht tatsächlich genau zwischen beiden besagten Punkten. Es ist ein Ausruhen auf niedrige Kunst, aber zeitgleich auch schön, dass man durch Streaming ein solches Werk bekommt.

Filmwertung
5/10
von Peter Brauer

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