Rosalinde – Filmkritik zur Romeo & Julia-Neufassung auf Disney+

Rosalinde: Spencer Stevenson als Paris, Kaitlyn Dever als Rosaline, Kyle Allen als Romeo und Henry Hunter Hall als Mercutio
Rosalinde: Spencer Stevenson als Paris, Kaitlyn Dever als Rosaline, Kyle Allen als Romeo und Henry Hunter Hall als Mercutio. © 2022 20th Century Studios. Photo by Moris Puccio

Rosalinde ist eine neue komödiantische Version von Shakespeares klassischer Liebesgeschichte „Romeo & Julia“, erzählt aus der Sicht von Julias Cousine Rosalinde.


Es gibt manche Stoffe, die schon Dutzende Male verfilmt oder in anderen Streifen benannt wurden. Die Geschichte rund um „Romeo & Julia“ gehört definitiv dazu. Es gibt sie als Animationsversion bei „Gnomeo & Julia“ oder auch „Der König der Löwen 2„, sie wird bei einem „Fack Ju Göhte“ thematisiert oder auch „West Side Story“ ist erst daraus entstanden. Natürlich darf man auch nicht die 1996 erschienene Version mit Leonardo DiCaprio und Claire Danes vergessen. Doch wenn etwas schon so oft gemacht wurde, ist es immer gut, wenn man neue Ideen hineinbringt und das tut man mit der neusten Version „Rosalinde“ perfekt. Diese erzählt nämlich nicht aus der Sicht von Romeo oder Julia, sondern von Romeos Ex Freundin und ihrer Meinung auf diese Liebe. Das klingt erstmal wie ein billiger Versuch, Content zu kreieren, und davon hatte Disney Plus in letzter Zeit viele Dinge. Aber wenn man es sich dann anschaut, fällt schnell auf, dass es mehr als das ist.

Rosalinde - Filmplakat
Rosalinde – Filmplakat © 20th Century Studios.

Der Film wurde von Karen Maine gemacht. Sie kennt man von dem Film „Yes God Yes„. Ansonsten hat sie noch nicht so viel Erfahrung sammeln können und das spürt man. Es ist die gleiche Handschrift wie bei ihrem ersten Projekt und wenn sie so weiter macht, können noch einige tolle Projekte bei herauskommen. Es fühlt sich aber auch noch so frisch an und auch wenn sie sich kein Genre ausgesucht hat, wo es viele neue Ideen gibt, spürt man, dass da eine unerfahrene Filmemacherin ein paar Dinge ausprobieren will. So ein Film wäre früher als „Typisch Frau“ ins Filmregal gestellt worden. Aber das muss nichts Schlechtes heißen, im Gegenteil sogar. Man erkennt schnell, dass dieses Projekt sehr liebevoll und herzlich ist und dafür hat eine Frau nochmal ein anderes Händchen bei solchen Themen als ein Mann. Die Kamera hat Laurie Rose übernommen. Ihn kennt man aus einigen Projekten, eins seiner letzten war aber „Rebecca“ für Netflix. Das Werk erschien am 14.10.22 auf Disneys eigener Streamingseite und geht mit 97 Minuten fast 20 Minuten länger als ihr erstes Projekt.

Neben dieser überzeugenden Handschrift, die man schnell mögen wird und die sich so natürlich anfühlt, ist eine weitere Stärke Kaitlyn Dever. Sie kennt man aus Werken wie „Ein Ticket ins Paradies“ oder „Booksmart“ und sie strahlt selbst so eine charmante Natürlichkeit aus, dass sich das gut ergänzt. Sie kann das Projekt perfekt auf ihren Schultern tragen und man glaubt ihre Gefühle. Sie nimmt sich auch an keiner Stelle zu ernst und so fühlt sich das Projekt locker und entspannt an. Man kann es perfekt an einem verregneten Sonntagnachmittag schauen. Einfach Kopf aus, Fernseher anschalten und genießen. Man darf nicht zu viel über gewisse Punkte nachdenken, aber das muss man auch nicht. Sie hat zudem eine tolle Chemie mit Sean Teale und auch die Darsteller von Romeo & Julia wurden gut ausgesucht und überzeugen in ihren Rollen. Auch die anderen drei wissen, was von ihnen verlangt wird und schaffen es, mit der gleichen Lockerheit rüber zu bringen. Es muss einem aber beim Schauen klar sein, dass es ein typischer Genrevertreter ist. Er bleibt sehr vorhersehbar und man weiß sofort, wie er am Ende ausgehen wird, der Humor ist an den meisten Stellen nicht lustig und man hat ihn anschließend schnell wieder vergessen und er ist auch wirklich nur für so einen Moment geeignet. Wenn man davon mehr erwartet und ihn ernsthaft hinterfragen will, verliert man. Zum Glück habe ich ihn aber genau in der Stimmung gesehen und war positiv überrascht.

Rosalinde: Kaitlyn Dever als Rosalinde und Minnie Driver als Die Krankenschwester
Rosalinde: Kaitlyn Dever als Rosalinde und Minnie Driver als Die Krankenschwester – Photo by Moris Puccio © 2022 20th Century Studios.

So ist dies ein charmanter Film für zwischendurch mit einer ordentlichen Portion Herzlichkeit und einer tollen Protagonistin. Er ist typischer Content, aber gelegentlich bedeutet das nichts Schlechtes und sollte man an einem Abend zwei Filme schauen wollen, kann man ihn auch perfekt mit „The Princess“ verbinden, die beiden sind sich sehr ähnlich.

Filmwertung
7/10
von Peter Brauer

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