Raya und der letzte Drache – Interview

Raya und der letzte Drache namens Sisu © 2021 Disney. All Rights Reserved.

Ab dem 4. Juni 2021 ist der 59. Disney Animationsfilm „Raya und der letzte Drache“ ohne zusätzliche Kosten auf Disney+ zu streamen. Anlässlich des Starttermin haben Produzentin Osnat Shurer und Drehbuchautorin Adele Lim uns in einem Interview Details über den Film verraten.


In der langen Geschichte von Disney Zeichentrick- und Animationsfilmen sind Drachen immer teuflische Wesen, wie in „Maleficent“. In „Mulan“ wurde der kleine Drache Mushu zur lustigen Nebenfigur und nun wurde eine ganze Geschichte rund um die Mythologie der Drachen geschaffen. Wann stand fest, dass Drachen einen wichtigen Teil der Geschichte ausschmücken sollen?

(Pictured) Osnat Shurer. Photo by Ricky Middlesworth. ©2021 Disney. All Rights Reserved.

Osnat Shurer: Von Beginn an. Ganz am Anfang haben wir alle Ideen an einem Tisch zusammengebracht und entschieden, was davon gut ist, und was weniger. Auch die Idee, dass wir fünf unterschiedliche Welten haben, die miteinander verbunden sind, kam sehr gut an. Bei dem Drachen handelt es sich um einen asiatischen Drachen, sodass wir mit der Recherche begonnen haben. Je mehr wir die Welt der Drachen studiert haben, desto spannender wurden die Wesen. Sie stehen in Verbindung mit dem Wasser und Wasser bedeutet Leben, somit sind die Drachen ein Symbol für das Leben. Wir wollten eine Geschichte darüber erzählen, wie unterschiedliche Individuen zusammenfinden. Als wie die Charaktere gestaltet haben, wurden wir alle immer aufgeregter, weil sich alles zusammenfügte. Die Freundschaft zwischen der starken Helden und dem magischen Drachen ist eine sehr spannende Ausgangslage für einen Film, die so viele spannende Möglichkeiten in sich birgt. Es war wirklich schwierig, unsere Ideen zu stoppen (lacht).

Wie wichtig war es für Sie, dass Sisu die Kraft besitzt, sich in einen Menschen zu verwandeln?

Adele Lim: In der Mythologie der Drachen ist die Vorstellung, dass sich die magischen Wesen in Menschen verwandeln können, verankert. Für uns war diese Möglichkeit ein wichtiger Aspekt für die Geschichte, weil sich daraus so viel Humor entwickeln kann. Außerdem hatten wir dadurch die Möglichkeit, Drachen nicht nur als Symbol des Bösen zu zeigen, sondern ihnen eine neue Perspektive zu eröffnen. Den Charakter von Sisu zu erforschen war sehr amüsant, weil sie sich benimmt, wie man es von ihr nie erwartet hätte. Raya erwartet, dass sie eine mächtige Figur ist, die alle Probleme der Welt im Nu lösen kann. Aber das ist sie nicht. Sisu ist ein Möchtegern, witzig… für uns war es aber wichtig, das sie nicht nur ein komödiantischer Charakter ist, sondern auch die Quelle der Weisheit. Wir haben sie also so kreiert, dass ihr positiv gestimmter Blick auf die Menschen in ihrer inneren Drachenweisheit verankert ist.

Osnat Shurer: Wir wollten Sisu durch die Verwandlung die Möglichkeit geben, herauszufinden, wie man sich als Mensch fühlt. Sie konnte sich vorher nicht vorstellen, wie Menschen fühlen und denken. Dadurch, dass sie selbst zu einem Menschen wird, bekommt auch ihre Freundschaft zu Raya eine ganz andere Bedeutung.

Sisu wundert sich über ihre Verwandlung genauso wie Raya. © 2021 Disney. All Rights Reserved.

Musik ist immer ein sehr wichtiges Element in den Disney Animationsfilmen. „Vaiana“ wäre ohne die einzigartige Musik, die ihre Herkunft unterstreicht, gar nicht denkbar. Bei „Raya und der letzte Drache“ gibt es nur Hintergrundmusik und einen ganz kurzen Gesangspart während des Beschwörungsrituals von Sisu. Wann wurde entschieden, dass dieser Film ohne Musik erzählt werden soll?

Osnat Shurer: Wir haben sehr lange darüber nachgedacht. Musik ist so ein wichtiges Element und es macht soviel Spaß, damit zu arbeiten. Aber wir haben realisiert, dass die Art von Geschichte, die wir erzählen wollen, ein Abenteuer sein soll. Es war wirklich schwer, die Figuren nicht singen zu lassen, aber wir haben entschieden, dass es nicht die Art von Film sein soll, die auf diese Weise erzählt werden kann. Der kurze Gesangspart bei dem Ritual basiert auf der asiatischen Mythologie und er entsteht aus dem Moment heraus. Für mich speziell sind die Kampfszenen so schön und wirken wie eine Art Tanzchoreografie, die etwas balladenhaftes in sich hat. Aber mit Musik wäre dies schnell unwirksam geworden. Für mich funktioniert dieser Film gerade durch die fehlende Musik besser.

„Raya und der letzte Drache“ erscheint mit Verspätung auf Disney+, anstatt wie ursprünglich geplant auf der großen Kinoleinwand. Aber der Moment hätte nicht besser gewählt sein können, weil der Film die Botschaft vermittelt, dass man ein globales Problem nur gemeinsam bewältigen kann. Hat sich für Sie die Botschaft des Films während der Startterminverschiebung durch die Pandemie geändert?

(Pictured) Adele Lim. Photo by Ricky Middlesworth. ©2021 Disney. All Rights Reserved.

Adele Lim: Nein, nicht wirklich. Die Produktion war bereits abgeschlossen und die Botschaft stand damit fest. Wir waren aber alle sehr niedergeschlagen was die Verschiebungen der einzelnen Produktionen betraf. Als wir die Geschichte kreierten, war sie für eine globale Veröffentlichung gedacht. Die Druus in der Geschichte entstanden aus unterschiedlichen Ideen. Damals hatte noch niemand eine Ahnung von Covid. Als die Pandemie ausbrach, reflektierte der Film plötzlich die Welt, ohne das wir dies beabsichtigt hatten. Nun zeigt sich, dass eine Gefahr ausbrechen kann, von der wir alle gefährdet sind. Wir alle befinden uns in einer harten Situation, in der wir lernen müssen, uns neu zu orientieren. Manchmal war ich besorgt darüber, wie nahe unsere Geschichte mit dem aktuellen Weltgeschehen verbunden ist. Am Ende unserer Geschichte kommen wir zu einem Ort der Hoffnung, der zeigt, dass egal wie schwer der Weg auch sein mag, am Ende nicht alles verloren ist. Auch wenn es schwer ist, anderen zu Vertrauen, lohnt es sich, um gemeinsam das Ziel zu erreichen.

Vielen Dank für Ihre interessanten Einblicke in die Entstehung des Films.

von Sandy Kolbuch

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