Nicht schon wieder allein zu Haus – Kritik zum neuen Kevin – Allein…

Nicht schon wieder allein zu Haus - Max (Archie Yates)
Nicht schon wieder allein zu Haus - Max (Archie Yates) © Disney

1991 erschien mit „Kevin allein Zuhause“ ein absoluter Klassiker im deutschen Kino, der aus der Weihnachtszeit kaum noch weg zu denken ist und von so vielen Leuten jedes Jahr Weihnachten geschaut werden muss.


Da er damals so gut ankam, erschien nur ein Jahr später eine Fortsetzung, in der er allein nach New York fliegt. Doch auch damit nicht genug. 1997, 2002 und 2013 erschienen drei weitere Filme, die aber nichts mehr mit Macaulay Culkin zu tun hatten und sichtlich in ihrer Qualität nachgelassen haben. Zum dreißigjährigen Jubiläum ist nun ein sechster Film auf Disney+ erschienen. Dieser ignoriert alle weiteren Fortsetzung und stützt sich nur auf den ersten und zweiten Klassiker. Damit macht er auch auf eine sehr charmante Art klar, in wessen Universum er angesiedelt ist und bestätigt damit die Fantheorie, die sich nach dem ersten Trailer aufgestellt hat. Wer diese nicht mitbekommen hat, sollte sich vollkommen offen überraschen lassen, denn es war nicht unbedingt zu erwarten. Aber auch hier kommt Macaulay Culkin nicht mehr als Kevin zurück.

Stattdessen haben wir nun Archie Yates (Jojo Rabbit) als Max. Ungeduldig muss der Kleine nach einem Besuch mit seiner Mutter auf Toilette. Er kann nicht mehr einhalten. Da sieht sie ein Schild, auf dem steht „Haus zu verkaufen“. Sie schmiedet einen Plan, tut so als würde sie sich für das Haus interessieren, während er schnell auf Toilette geht. Gesagt, getan. Als Max aber das WC verlässt, bemerkt er den Verkäufer mit einer Kiste Puppen in der Hand. Er versteht nicht, was der denn mit diesen Puppen mache und fängt an ihn deswegen zu nerven. Als Max Mutter kommt, sieht sie auch diese Puppen und sagt, wie viel Geld man dafür bekommen würde. Jeff hört diese Summe und weiß, dass er und seine Familie sie nur zu gut gebrauchen könnte. Doch Max ist so dreist und klaut die wertvollste der Puppen. Mutter und Sohn fahren nach Hause und dort angekommen herrscht das totale Chaos. So kommt es wie es kommen muss, die Familie verreist und vergisst den kleinen Max. Zeitgleich erkennt Jeff, dass er bestohlen wurde und weiß, dass das Haus leer ist. Die Familie ist verreist und es ist niemand da, der ihren Einbruch miterleben könnte. Er erzählt seiner Frau Pam alles und schnell ist klar, sie müssen in das Haus und die Puppe holen. Sie kennen alle Abläufe um in das Haus zu kommen und es ist mehr als sicher. Dummerweise haben sie nur ihren Plan ohne Max gemacht, dieser steht bereit für einen Gegenangriff und besitzt dafür sehr viele Gadgets.

Nicht schon wieder allein zu Haus - Ellie Kemper und Rob Delaney
Nicht schon wieder allein zu Haus – Ellie Kemper und Rob Delaney © Disney

Dieser Film ist ein Familienfilm und genau dort liegt auch seine Stärke. Er besitzt zwei Familien, sowohl die von Max, auch die von Jeff und Pam. Diese wurden zwar nicht besonders tief erzählt und blieben recht oberflächlich, doch in dem Rahmen einer Familienkomödie konnte man mit beiden gut mitfühlen und hatte Spaß ihnen zu folgen. Genau dort hätte man aber schon Veränderungen vornehmen können. Hätte man die beiden Familien so genommen und ihnen irgendwas anderes gegeben, wäre der Film direkt einiges besser gewesen. So wollte „Nicht schon wieder allein Zuhause“ aber zwingend so sein wie der Klassiker und verrennt sich genau da viel zu sehr. Man soll als Konsument zu Jeff und Pam eine Bindung aufbauen und sie nachvollziehen können, doch man soll nie die Sorge haben wie damals. Sie sind nicht kalte Einbrecher, sondern ein Paar mit Geldsorgen, das nicht einfach einbricht, weil sie darauf Lust haben, sondern weil sie nur mit der kostbaren Puppe irgendwie ihre Sorgen und Probleme klären können. So sind die Gadgets, die Max gegen sie anwendet alle schon oft da gewesen und auch vollkommen unnachvollziehbar, da es das Paar nicht verdient hat.

Hätten sie sich mit dem Kleinen nur fünf Minuten an den Tisch gesessen und vernünftig geredet, dann hätte all das nicht sein müssen. So kommt auch keine Freude auf, wenn er sie leiden lässt. Da Archie Yates als Max aber zudem auch sehr unsympathisch geschrieben wurde, steht man viel eher auf der Seite, auf der der Film einen eigentlich nicht haben wollte. Man hofft, mit den „bösen“ Einbrechern, mit und dass sie ihre Puppe bekommen, als mit dem Jungen, der sich unnötig verteidigt. Das sollte so nicht sein. Zudem bleibt der Film an vielen Stellen ziemlich unlustig, unkreativ und unorganisch. Nichts am Film ist wirklich frisch, nichts hat es noch nie zuvor gegeben. Man hat den Film schnell wieder vergessen und es bleibt rein gar nicht hängen. Manchmal sollte man Klassiker also einfach als solche stehen lassen und nicht immer versuchen, alles neu oder weiterzuerzählen, ab einem bestimmten Punkt geht das definitiv nach hinten los.

Nicht schon wieder allein zu Haus - Max ist "schwer" bewaffnet
Nicht schon wieder allein zu Haus – Max ist „schwer“ bewaffnet © Disney

Dieser fünfte Versuch einen sehr gelungenen und beliebten Filmklassiker weiter- bzw. neuzuerzählen scheitert leider an den Punkten, wo er versucht wie dieser Klassiker zu sein. Die beiden Familien funktionieren ganz passend und es macht Spaß sowohl die „gute“ als auch die „böse“ Familie zu betrachten. Jedoch möchte der Film auch den Antagonisten einen bestimmten Background geben, wodurch sie nicht mehr böse werden und man sie sogar nachvollziehen kann. Max hingegen bleibt absolut unsympathisch und so stellt man sich als Zuschauer viel eher auf die andere Seite, als die auf der der Film Einen eigentlich haben möchte. Zudem bleibt der Humor sehr austauschbar, nicht wirklich lustig und die Fallen hat es auch schon x-Mal gegeben. Hätte man einfach beide Familien genommen, so gelassen und ihnen eine andere Geschichte gegeben, wäre Vieles sofort viel gelungener gewesen. So ist das zu sehr ein Film, den eigentlich Keiner so wirklich braucht! Also lieber nochmal den Klassiker schauen!

Filmwertung
2/10
von Peter Brauer

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. (Kommentar wird erst geprüft)


*