Netflix: Rebecca in der Review

Rebecca: Lily James as Mrs. de Winter
Rebecca: Lily James as Mrs. de Winter © Kerry Brown / Netflix

Immer wieder gibt es Filmklassiker, wo man sich einfach kein Remake vorstellen möchte.


Rebecca: Filmplakat
Rebecca: Filmplakat © Netflix

Man denkt sich, ein Remake könnte niemals das erreichen, was ein Klassiker vorgemacht hat und betrachtet es direkt sehr viel kritischer, als wenn ein komplett neu gemachter Film im Kino oder (wie in diesem Fall) auf einer Streamingseite erscheint. Diesen Gedanken hatten auch viele, als sie gehört haben, dass Netflix einen altbekannten Klassiker wiederbeleben würde. Bei diesem Klassiker handelte es sich um „Rebecca“, den Alfred Hitchcock 1940 veröffentlichte. Nun ist der Film erschienen und macht so manches richtig, aber auch viel falsch.

In dem Film geht es um eine hübsche junge Frau, die sich schon beim ersten Blick Hals über Kopf in den jungen Mann Maxim DeWinter verliebt. Er spürt schnell ähnliche Gefühle und bittet sie ihn zu heiraten. Sie willigt ein und wird zu Mrs. Winter. Gemeinsam ziehen sie auf Maxims Landgut Manderlay. Dort angekommen erkennt Mrs. Winter aber sehr schnell, dass irgendwas nicht mit rechten Dingen vorgeht und dass der Name „Rebecca“ dafür eine wichtige Rolle spielt. Doch möchte mit ihr keiner über die zum Namen gehörigen Frau sprechen. Was ist da nur passiert? Und kann der neuen Mrs. Winter vielleicht ein ähnliches Schicksal treffen?

Das Erste was an diesem neuen Netflix-Original wirklich positiv auffällt, ist seine bemerkenswerte Ausstattung. Man konnte zu jedem Moment wunderbar in dieser alten Zeit abtauchen und hatte nicht einmal das Gefühl, dass das nicht real war. Bis auf´s kleinste Detail wurde hier auf Genauigkeit geachtet und ich denke, dass Hitchcock mit dem Ergebnis selbst sehr zufrieden gewesen wäre. Die Urgeschichte stammt nicht von ihm, aber dennoch ist sein Klassiker für viele mit der Geschichte eng verbunden. Die beiden Hauptdarsteller Lily James und Armie Hammer haben sich ebenfalls große Mühe gegeben, ihre Figuren glaubwürdig rüber zu bringen und das ist ihnen gelungen. Sie haben ein schönes Paar abgegeben. Man glaubt Lilly das Verzweifelte und Armie ist an vielen Stellen so mysteriös, dass man wirklich nie genau sicher sein konnte, auf welcher Seite er bei „Rebecca“ stand. Ist er unschuldig oder vielleicht doch verdächtig? In dem Film zeigte er immer wieder beides und man hatte beim Schauen oft das Gefühl, dass man sich mit einem wütenden Armie Hammer lieber nicht anlegen sollte. Das hat wunderbar zum Unwohlsein beigetragen, welches der Film die gesamte Zeit ausgestrahlt hat.

Rebecca: Kristin Scott Thomas as Mrs. Danvers
Rebecca: Kristin Scott Thomas as Mrs. Danvers © Kerry Brown / Netflix

Von einer kitschigen 0815 Liebesromanze ist er nämlich sehr weit entfernt gewesen. Vom Klassiker aber leider auch. Dieser Film ist wirklich gut inszeniert und es hat Spaß gemacht dem Fall nachzugehen. Es fehlte ihm aber an so vielen Stellen eine eigene Identität und das besondere Etwas. In 80 Jahren wird sich an diesen neuen Film keiner mehr erinnern und ich zweifle tatsächlich sogar daran, dass man ihn in einem Jahr noch kennt. Er ist zu austauschbar und blass. Er gibt seinem Publikum nicht so viel mit und man kann sich nie so wirklich in die Figuren hinein versetzen. Das liegt aber wirklich nicht am Cast, denn davon gibt sich hier wirklich jeder Mühe, man merkt aber auch dass sie ihr vorhandenes Potenzial nicht komplett ausschöpfen konnten. Ein letzter Schwachpunkt ist, dass das Frauenbild nicht mehr ganz Zeit gemäß ist und für dieses Remake gerne etwas mehr angepasst hätte werden können. Das fällt schon direkt beim Namen auf, denn während Armie Hammers Figur einen Vornamen hat, heißt Lilly James Rolle nur Mrs. . Vor 80 Jahren war das vermutlich Zeitgemäß und wurde eben so gemacht, doch in einem Jahr 2020 wo so viel fürs Recht der Frau gemacht wird, hätte ich mir wirklich gewünscht, dass man ihre Rolle weiter ausgebaut hätte und das fängt schon mal mit einem Vornamen an, den man der Figur gibt. Diese Gründe zusammen haben einfach dazu geführt, dass der Film sich gezogen hat, teilweise echt langweilig war und definitiv nicht jedem zusagen wird.

Rebecca (L to R) Lily James as Mrs. de Winter, Armie Hammer as Maxim de Winter
Rebecca (L to R) Lily James as Mrs. de Winter, Armie Hammer as Maxim de Winter © Kerry Brown / Netflix
Filmwertung
6/10

Fazit

Netflix hat sich damit ein optisch fantastischen Film mit einem tollen Cast auf die Seite geholt, der mit dem Klassiker gut umgeht und ihn wirklich nicht kaputt macht. In den 80 Jahren hat sich aber so viel getan und beim Schauen merkt man an so vielen Stellen, dass es auch beim Klassiker hätte bleiben können, man verschenkt zu viel Potenzial und hätte dieses neue Werk wirklich nicht gebraucht. Von der Schale her war der Film also großartig, im Kern jedoch zu blass und austauschbar.

von Peter Brauer

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