Justice League: Snyder Cut – Filmkritik

Justice League
Justice League © Warner Bros.

Das Marvel Cinematic Universe wurde lange Zeit perfekt strukturiert und für einen bestimmten Moment vorbereitet. Die Filme bauten allesamt aufeinander auf, die liebsten Helden bekamen die perfekten Darsteller und im Hintergrund stand ein Mann, der alles fest im Griff hielt. Es war Kevin Feige und genau der, darf das in Zukunft noch lange weiter machen. Zeitgleich wollte aber auch DC Ähnliches hinbekommen. Auch sie hatten den perfekten Mann ausgewählt, der genau wusste was er tut.


Nicht nur bewies er, dass er die wohl besten Schauspieler für diese Helden ausgewählt hat, er hätte auch etwas richtig Feines aufbauen können. Nur DC hat zu lange gezögert und lag 5 Jahre hinter Marvel. Das wollte das Team jedoch selbst nicht wahrhaben und hat alles viel zu übereilt umgesetzt. Es ließ den Helden keinen Platz zum Atmen und hat sich dann gewundert, wieso es rückblickend nicht funktioniert hat. Im Jahre 2017 erschien dann aber der Film, der dieses Universum komplett gebrochen hat. Angelehnt an den ersten „Avengers“ sollte auch die „Justice League“ ihren ersten Film erhalten. Jedoch war das leichter gesagt als getan. Das Studio dachte nicht mehr wirklich an Snyder und durch einen tragischen Tod in seiner Familie zog er sich letztendlich zurück. Es wurde anschließend Joss Whedon verpflichtet. Dieser hatte bereits die ersten beiden „Avengers“ Filme ins Kino gebracht und damit so manchen Fan glücklich gestellt. Er müsste also wissen, was bei einem solchen Film dazu gehört. Diese beiden Heldengruppen sind aber nicht identisch und so wirkte es alles sehr befremdlich, was er gemacht hat. Der Film wurde schnell nicht nur von Kritikern zerrissen, auch die Fans konnten mit diesem Versuch überhaupt nichts anfangen. Sie wollte Synders Version. Diese schien aber nicht zu existieren. Oder doch? Die Fans wollten es nicht wahrhaben, bettelten regelrecht darum, bekamen Unterstützung von den Darstellern und auch Snyder versicherte, dass es eine andere Version geben würde. So knickte das Studio tatsächlich irgendwann ein, gab ihm noch etwas Geld und er durfte seine Version dieses Teams fertigstellen. Genau das ist nun da und die Fans könnten nicht zufriedener sein, auch wenn natürlich nicht jeder mit dem fertigen Produkt zufrieden ist. Bei einem solchen großen Projekt ist das aber auch vollkommen unmöglich. Die Kerngeschichte bleibt hier natürlich gleich. Steppenwolf kommt auf unsere Erde um die so genannten Mutterboxen zu sammeln. Damit könnte für uns Böses drohen und für eine solche Aufgabe benötigt es ein gesamtes Team, um ihn zu stoppen.

Zack Snyder’s Justice League - Artwork
Zack Snyder’s Justice League – Artwork © HBO

Die erste klare Stärke dieses Films ist, dass er sich zu den bisherigen Projekten sehr passend anfühlt. Es ist wirklich aus einem Guss und nicht so befremdlich wie der erste Versuch. Es ist mit Abstand das beste Werk von Synder im DCU. Einem Mann, der einfach nur glücklich ist, dass er diese Chance erhalten hat. Dabei ist es auch vollkommen legitim, dass der Film knapp vier Stunden lang geht, er in einem 4 zu 3 Look erschienen und sogar in einer Schwarz Weiß Version vorhanden ist. Nicht unbedingt die typischen Merkmale dieses Genres und doch fühlt es sich hier passend an. Es wäre nur gut gewesen, hätte man den Look genauso wie die schwarz weiße Version extra auswählen können und wäre nicht unbedingt auf sie angewiesen gewesen. Filmfans hätten die Chance genutzt, doch der normale Konsument könnte davon vielleicht abgeschreckt werden und hätte sich bestimmt über das Typische gefreut. Auch werden dadurch die Fernseher und/oder Beamer, die immer größer und besser werden, nicht ganz ausgenutzt. Die schwarzen Ränder nehmen die Hälfte des Bildes ein und das wäre auf einer IMAX Leinwand einfach nur genial gewesen. Snyder selbst sagte mal in einem Interview, dass genau das auch seine Absicht gewesen wäre und er das Werk wirklich auf einer solchen Leinwand hätte bringen wollen. Dumm nur, dass der Film bis zum heutigen Tag nie auf einer Leinwand gespielt wurde und es Zuhause eher nervig ist. Trotzdem ist das das Projekt, auf das die Fans gewartet und gehofft haben. Und egal wie man das fertige Projekt letztendlich findet, kann man sich wohl einig darüber sein, dass sich dafür das Warten definitiv gelohnt hat. Dieses Team besteht auch hier aus großartigen Schauspielern, die eine wunderbare Chemie zu ihren Kollegen haben, sich gut ergänzen und durch diese enorme Laufzeit auch tief genug erzählt werden können. Besonders Ray Fishers Cyborg kommt diese Erweiterung sehr gelegen. Whedon ignorierte diese Figur beinahe und man fand damals keine Bindung zu ihm und fragte sich, was sie denn eigentlich soll. Hier darf sie aber nun tatsächlich zu einer richtigen Figur werden. Das restliche Team besteht aus Helden, über die teilweise alle gelacht haben und die nun cool gemacht worden und die mit Abstand besten Interpretationen von Superman und Batman. Es gibt keinen Zweifel daran, dass Henry Cavill und auch Ben Affleck diese Rollen rocken und es schade ist, dass sie sehr vermutlich ihre Zeit in diesem Franchise sehr bald hinter sich haben werden. Einige der Schauspieler dürfen in den nächsten Jahren ihre Rolle weiterführen, für sie ist es aber sehr vermutlich Schluss, außer der nächste „Flash“ Film verändert da nochmal etwas oder Warner überlegt es sich doch um. Letzteres wäre sehr wünschenswert. Es ist bei ihnen auch sehr schön mitanzusehen, dass ihr „Vater“ genau weiß, dass sie eben keine Avengers sind und ein Batman nicht einem IRON-MAN nachmachen und Witze reißen muss. Er ist einfach ein komplett anderer Held und das ist auch wirklich gut so.

Gal Gadot in Justice League
Gal Gadot in Justice League © Warner Bros.

Trotzdem kann man hier an vielen Stellen lächeln, lachen und begeistert davon sein, wie die Helden einfach in einem komplett anderen Licht erstrahlen. Die Grundidee und -Geschichte sind schließlich identisch mit dem ersten Versuch und doch fühlt es sich an wie das genaue Gegenteil. Der Humor ist an keiner Stelle fehlplatziert und wurde dosierter und besser eingesetzt. Snyder weiß, wie er große, epische und packende Bilder inszenieren kann, ohne dass er das Publikum damit überfordert. Die Effekte sehen deutlich besser aus, auch wenn man hier sehr vermutlich nicht viel mehr Geld zur Verfügung hatte als 2017. Man ist sich seinen Mitteln durchaus bewusst und macht das Beste draus. Genauso sollte es auch sein und genau das wollen die Fans von diesem Regisseur auch sehen. Beinahe jeder seiner Filme hat nämlich diese klare Stärke und es ist schön, sie nun auch hier zu bekommen. Die vier Stunden kann man überraschend gut durchschauen. Sie fühlen sich nicht so an und haben kaum Längen. Doch auch dieser Film kommt nicht ohne zwei Schwächen aus. Dafür kann er an sich aber nichts. Zum einen merkt man auch dieser Version an, dass vorher einige Filme übersprungen wurden. Man hätte den Figuren ihren Platz geben und sie ruhiger vorstellen sollen. So wirkt es allerdings alles viel zu gehetzt und zwingend herbeigerufen. Marvel ist darum so gut, da sie zwar viele hohe Ziele haben, doch sich auch ihre Zeit lassen. Hier hatte aber Superman einen Film, dann hat er gegen Batman gekämpft und dann kam schon der erste Gruppenfilm. Das hätte einfach anders sein müssen. Ebenso hat man hiernach große Lust auf mehr und möchte von diesen Schauspielern, in diesen Figuren, von diesem Regisseur mehr sehen. Jedoch wird es wohl nie dazu kommen. Man verschenkt also nicht nur davor Potenzial, sondern macht auch anschließend nichts mit dem Gewonnen.

Justice League: Flash, Batman und Wonder Woman
Justice League: Flash, Batman und Wonder Woman © Warner Bros.

Zack Snyder wurde 2012 perfekt gewählt und hätte ein so tolles Franchise aufbauen können. Er ist definitiv ein guter Gegenpart zu einem Kevin Feige bei Marvel. Er versteht es auf große Bilder zu achten, hat ein feines Casting bewiesen und weiß auch, dass seine Babys eben nicht das Gleiche wie die Figuren beim Konkurrenten sind. Er möchte sie auch nicht so wirken lassen, sondern holt aus den etwas ernsteren Helden das Beste heraus. Warner konnte aber nicht abwarten, immer wieder von Disney überholt zu werden und verzettelte sich komplett. Sehr zur Enttäuschung von Snyder. Dies wirkt aber nun, wie ein ganz persönliches Abschlussgeschenk an seine treuen Fans. Danke!

Filmwertung
10/10
von Peter Brauer

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