Interview mit Fabrice Luchini zu „Der geheime Roman des Monsieur Pick“

Jean-Michel (Fabrice Luchini)
Jean-Michel (Fabrice Luchini) © Neue Visionen Filmverleih

Hauptdarsteller Fabrice Luchini im Interview  zu „Der geheime Roman des Monsieur Pick“.


Sie haben noch nie zuvor mit Rémi Bezançon gedreht? Wie lief Ihre Begegnung ab?
Fabrice Luchini: Die Stimmung war entspannt, während des gesamten Drehs. Ich habe einen sehr sympathischen Mann kennengelernt, ausgestattet mit einer Art englischer Gelassenheit. Was mich betrifft, so war ich total entspannt, denn ich hatte keinerlei besondere Erwartung. Das Theater vereinnahmt mich und ich bin nicht besonders auf Kino-Abenteuer aus.

Was hat sie dazu gebracht, das Projekt zuzusagen?
Fabrice Luchini: Das Konzept der literarischen Ermittlung hat mir sehr gefallen. Hier ist die Spannung nicht polizeilicher Natur, sondern ein Vorwand für elegante und raffinierte Unterhaltung. Ich hatte das Gefühl, dass es einen Bezug zu DIE VERSCHWIEGENE von Christian Vincent gibt. Zu MOLIERE AUF DEM FAHRRAD vielleicht auch ein bisschen. Eine gemeinsame Welt, eine gemeinsame Sprache. Und das Drehbuch war gut, so habe ich mir gesagt: das machen wir!

Wie haben Sie dieses Komödien-Duo mit Camille Cottin aufgebaut?
Fabrice Luchini: Ein solches Tandem muss das genaue Gegenteil eines trostlosen Paares sein, bei dem jeder in seinem Schema bleibt und den anderen nicht mehr überrascht. Oscar Wilde sagte: „Ein Paar zu sein, heißt eins zu sein. Aber welcher?“ In der Komödie muss ein Paar 2 Leute sein, und nicht eine Einheit formen. Wie bei einem Tennismatch: man spielt, man antwortet sich. Das nenne ich das Wunder des Partners. Ich bin oft allein im Theater und es ist mir eine große Freude, mit anderen Schauspielern zu teilen. Das Kino gibt mir die Gelegenheit, mit einer Gruppe zu leben, die ich ansonsten nicht habe.

Ihre beiden Figuren erleben eine starke Beziehung, die sich entwickelt ohne aber zu einer eindeutigen Romanze zu werden…
Fabrice Luchini: Die intellektuelle und freundschaftliche Anziehung zwischen den beiden entwickelt sich, ihre Beziehung erotisiert sich. Dazu müssen sie aber nicht gemeinsam ins Bett springen. Worte sind erotisches Material. Erinnern Sie sich daran, was Marguerite Duras sagte: „Frauen haben zuerst einen Orgasmus über das Ohr“. Der Film zeigt, dass ein Buch ein Leben komplett erschüttern kann. Sie haben oft über das Buch REISE ANS ENDE DER NACHT erwähnt, von Louis-Ferdinand Céline. Ich war 17. Nachdem ich es gelesen hatte, hatte ich eine sagenhaft pessimistische Vision der Welt. Es ist mir unmöglich, das Genie dieses Schriftstellers zu erklären, seine einzigartige Fähigkeit, in der geschriebenen Sprache die Emotion der gesprochenen Sprache in wenigen Worten wiederzugeben ohne in Allgemeinheiten zu verfallen.

Mit welchem Gefühl soll der Zuschauer den Saal verlassen?
Fabrice Luchini: Ich habe keinerlei Legitimation, um irgendwas vom Zuschauer zu fordern. Er ist der Boss! Mein Gefühl hat keinerlei Wahrheitswert, aber ich habe die Intuition, dass der Film Lächeln hervorrufen wird. Er ist spannend, es gibt Komik und viel Schelmerei. Ich hasse es, es zugeben zu müssen, aber es ist lange her, dass ich mich bei einem Dreh so glücklich gefühlt habe wie bei diesem. Ich hoffe, dass der Zuschauer das spürt. Denn wenn unser Beruf darin besteht, dem Publikum Freude zu machen, dann gehört auch dazu, Freude zu verspüren, denn das erlaubt es, sie zu vermitteln. Na ja, man kann auch Spaß haben, und einen schlechten Film machen! Aber das ist hier nicht der Fall. Rémi hat eine glücklichmachende Fantasie erschaffen.

„Der geheime Roman des Monsieur Pick“ startet am 26. Dezember 2019 im Kino.

von Torge Christiansen

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