Home of Horror: 5 Zimmer Küche Sarg in der Kritik

Fünf Zimmer Küche Sarg: Petyr (8000 Jahre) hat schlechte Laune
Fünf Zimmer Küche Sarg: Petyr (8000 Jahre) hat schlechte Laune © Kane Skennar

Wer wollte nicht schon einmal hinter den Kulissen einer chaotischen Wohngemeinschaft schauen?


Fünf Zimmer Küche Sarg - Blu-ray
Fünf Zimmer Küche Sarg – Blu-ray © Weltkino Filmverleih

Es entstehen Dynamiken, die viele tolle Geschichten hervorrufen können, seien sie lustig, schön oder in irgendeiner Weise verquer. Man könnte meinen, dass es sich um ein ganz eigenes Ökosystem mit individuellen Gesetzen handelt. In „5 Zimmer Küche Sarg“ oder im Original „What We Do in the Shadows“ bekommt der Zuschauer genau das geboten; jedoch mit dem Zusatz einer außergewöhnlichen Prämisse, welche das Leben einer WG mit Vampiren im Style einer Mockumentary dokumentiert.

Taika Waititi und Jemaine Clement bedienen sich hierzu aller greifbaren Vampirklischees und flechten diese in das Alltagsleben der vier bzw. fünf Bewohner dieser speziellen Wohngemeinschaft ein, um die es hier geht. Die Geschichte, die hierbei erzählt wird, bildet nichts anderes, als das alltägliche Leben bzw. das Zusammenleben der Mitbewohner und lebt von den Persönlichkeiten der einzelnen Charaktere, welche das Geschehen wie von selbst vorantreiben. Dabei bekommt man nicht nur einen Einblick in das Zusammenleben innerhalb der vier Wände, sondern begleitet sie auch bei ihren nächtlichen Aktivitäten außerhalb ihres Domizils, in dem sie Tagsüber vor Sonnenlicht geschützt sind. Glücklicherweise hat man sich dafür entschieden, fünf Charaktere mit völlig unterschiedlichen Persönlichkeiten zu wählen, was nicht nur der Dynamik unterhalb der Figuren zugutekommt, sondern ebenfalls deutliche Parallelen zu menschlichen Figuren und deren Charaktereigenschaften aufweist. Dabei fiel die Entscheidung nicht darauf, sich bloß auf eine einzelne Figur zu fokussieren, sondern sich Zeit für alle Figuren zu nehmen, was darauf schließen lässt, dass man sich bei der Entstehung der Figuren Zeit genommen hat, jeder von ihnen ihren individuellen und persönlichen Stempel zu verpassen.

Fünf Zimmer Küche Sarg: Gruppenbild: Vladislav, Viago, Petyr, Deacon, Nick, Stu (vlnr)
Fünf Zimmer Küche Sarg: Gruppenbild: Vladislav, Viago, Petyr, Deacon, Nick, Stu (vlnr) © Kane Skennar

Mithilfe der Umstände, dass die Existenz von Vampiren als normal betrachtet wird, genauso wie die Interaktion menschlicher und nicht menschlicher Figuren, gelingt es dem Film, herrlich lustige und zur Ausgangssituation passende Momente zu kreieren, die dem Comedy-Genre alle Ehre machen und zusätzlich den Horror organisch darin einbinden. Die Einbindung der gängigen Klischees funktioniert dabei unglaublich gut, ist optimal getimt und verkommt vor aller nicht zu einem „Best of“ der beliebtesten Vampirklischees. Szenen wie das Kennenlernen aller Mitbewohner oder ein Abendessen „unter Freunden“ brennen sich somit in das Gedächtnis des Zuschauers ein und punkten mit Kreativität und Einzigartigkeit. Ein weiterer kreativer Zug stellt die Umstellung eines Menschen dar, der nach einem Vampirbiss fortan selbst als einer von ihnen leben muss und versucht, sich diesem Leben anzupassen. Dabei erfahren wir auf wieder einmal sehr lustige Weise, mit welche Schwierigkeiten die Figur zu kämpfen hat, was ihr am Vampirdasein gefällt, was ihr missfällt und wie sie mal mehr und mal weniger erfolgreich versucht, sich ihrer neuen Situation und vor allem der Gruppendynamik anzupassen.

Die Kreativität lässt sich dabei nicht nur in der Erzählung erkennen, sondern auch in der Art und Weise, wie gefilmt und vertont wurde. Erzählt wird im Style einer Dokumentation, die einen Einblick in das Leben in einer Vampir WG gewährt. Dadurch entstehen ebenfalls sehr unterhaltsame Momente in Form von Interviews mit den Figuren, unfreiwilliges Vertrauen oder dem Erklärbar Taika Waititi, der uns die Gepflogenheiten der chaotischen WG näherbringt und der es sich neben der Arbeit auf dem Regiestuhl nicht nehmen ließ, ebenfalls eine Rollen im Film einzunehmen. Der ungewöhnliche, befremdlich wirkende und dennoch zur gesamten Prämisse sehr passende Score komplettiert das Erlebnis, einmal hinter die Kulissen einer Wohngemeinschaft voller Vampire im Alter zwischen 40 und 8000 Jahr zu schauen.

Fünf Zimmer Küche Sarg: Viago (379 Jahre) ohne Spiegelbild
Fünf Zimmer Küche Sarg: Viago (379 Jahre) ohne Spiegelbild © Kane Skennar

Fazit: In angenehmen und kurzweiligen 90 Minuten bietet „5 Zimmer Küche Sarg“ einen lustigen, skurrilen und stets sympathischen wie charmanten Einblick in das Leben einer vier- bzw. fünfköpfigen Vampir WG. Dabei sticht er in seinem Genre durch Kreativität, Situationskomik und gut ausgenutztem Potential deutlich heraus und lässt hoffen, zukünftig mehr hochklassige Unterhaltung dieser Art erleben zu dürfen.

Filmwertung
8/10

Kurzfassung

Hervorragender Mix aus Komödie und Horror, der in seinem Genre heraussticht.

von Marcel Windisch

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