Guillermo del Toro´s Pinocchio – Filmkritik zum Netflix Original

Guillermo del Toro's Pinocchio - (L-R) Gepetto (Stimme von David Bradley) and Pinocchio (Stimme von Gregory Mann)
Guillermo del Toro's Pinocchio - (L-R) Gepetto (Stimme von David Bradley) and Pinocchio (Stimme von Gregory Mann) © Netflix

Es gibt bestimmte Geschichten, die immer und immer wieder aufgeführt und verfilmt werden, eine solche ist tatsächlich Pinocchio und so kommt es, dass es sie 2022 sogar 2x gab. Während das Remake von Disney aber sehr kaltherzig & billig wirkte und die Holzpuppe einfach nur gruselig aussah, trat Netflix dagegen.


Dabei handelt es sich zwar nicht um ein Original, sondern um einen gekauften Film. Aber man muss es ihnen lassen, trotz eines beliebten Klassikers von 1940 und einer Version, die jeder von uns kennt, versteht Netflix mehr, was diese Figuren ausmacht als der heutige Mäusekonzern. Dieses Werk stammt von Guillermo del Toro und geht mit 114 Minuten 9 Minuten länger als das von Disney. Es ist Del Toros zweiter Film, der 2022 ins Kino gekommen ist. Während der Erste aber dort blieb, kam ,,Pinocchio“ nun anschließend noch zu Netflix als Original. Damit wollen sie versuchen Oscars zu gewinnen und das könnte tatsächlich gelingen. Das vorherige Werk „Nightmare Alley“ kann man sich aktuell hingegen auf Disney+ anschauen. Da er so einen beliebten Namen hat, heißt dieses Projekt auch tatsächlich ,,Guillermo del Toros Pinocchio“ und genau in diesem versammelt er viele bekannte Darsteller. Dazu gehören Ewan McGregor, Ron Perlman, Tilda Swinton, Cate Blanchett oder auch Christoph Waltz. Im Jahre 2008 kündigte Toro dieses Projekt an. Dies sollte sein erster Animationsfilm werden und jetzt liegen zwischen den ersten Planungen und dem Erscheinen im Kino 14 Jahre. Das ist viel Zeit und so viel sollte es erstmal nicht werden. Denn eigentlich hätte der Film schon 2013/2014 ins Kino kommen sollen, doch es haperte an der Umsetzung und so lag er viele Jahre einfach nur rum. Dann sagte aber Netflix zu, gab ihnen das nötige Geld und nun ist der Film da!

Die erste Stärke ist die Machart dieses Films. Diese ist bemerkenswert und man vergisst an vielen Stellen wirklich, dass das, was man sich anschaut, nicht mit echten Menschen, sondern per Stop Motion auf irgendeinem Boden entstanden ist. Wenn man dann doch mal drauf achtet, lässt einem das den Mund immer wieder offen stehen. Die Figuren wurden für diese Version gut abgeändert und wirken sehr viel ernster und erwachsener als man es kennt. Trotzdem gibt es an einigen Stellen klar erkennbare Disneymotive. Während es dort aber märchenhaft wirkte, ist dieser nun von einem Märchen weit entfernt. Das bedeutet aber auch, dass man die Figuren viel besser nachvollziehen und sie mehr Hintergrund bekommen. Keiner von ihnen, außer Sebastian Grille (Er heißt nicht mehr Jiminy) ist 100% gut und auch Meister Geppetto bekommt mehr „Schwächen“ als sonst und ist angeknackster, aber das ist komplett nachvollziehbar und gibt diesem sonst so liebevollen Tischler mehr Seele. Er hatte bei Disney nämlich nie viel zu tun, außer sich am Anfang zu freuen, dann seinen Sohn zu suchen und am Ende vom Wal gerettet zu werden. Aber hier ist es ganz anders und es wird damit schwer fallen, in diesem Projekt nicht eine Träne zu verlieren. Es wäre nur schön gewesen, wenn man schon so viel anders macht, dass man auch den Gesang hier gelassen hätte. Dieser funktioniert nämlich überhaupt nicht und zieht einen immer wieder heraus. Das liegt nicht daran, dass die Lieder schlecht sind, aber sie passen einfach nicht in diese Art von Film, denn dafür ist er viel zu ernst und natürlich gibt es auch emotionale Musicals, aber dafür sind die Lieder zu freundlich.

Der Film ist besonders, aber wirklich stark. Er ist definitiv nicht für Kinder, aber für alle Erwachsenen einen Blick wert. Noch nie zuvor hat man diese Figuren so gut verstanden wie hier. Stop Motion ist eine sehr schwierige und harte Arbeit, die es immer weniger gibt, die sich aber auszahlt und hier ist es so genial, dass man es teilweise vergisst und das ist ein Kompliment… Nach 82 Jahren weiß Disney nicht mehr, was ihr Werk einst ausgemacht hat. Zum Glück gibt es dafür aber Netflix und einen Guillermo del Toro!

Filmwertung
8/10
von Peter Brauer

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