Fokus: Animationsfilme – Ein Königreich für ein Lama

Szene aus Ein Königreich für ein Lama
Szene aus Ein Königreich für ein Lama © Disney

Immer wieder kommt es vor dem Erscheinen eines Films zu Änderungen und eigentlich kommt nie die allererste Idee genauso ins Kino. Aber eine so krasse Drehung wie beim heutigen Werk gab es wohl noch nie.


Ursprünglich war hier nämlich gedacht, ein emotionales Drama zu erzählen. Nun ist es einer, wenn nicht sogar der lustigste Disney-Film aller Zeiten. Er gehört zu den so genannten Disneymeisterwerken und ist Film 40 von derzeitigen 60 (Stand September 2022). Film 39 ist „Dinosaurier“ und Film 41 „Atlantis“. Er ist eine freie Nacherzählung vom Märchen „Des Kaisers neue Kleider“, auch wenn er eigentlich eine komplett andere Art des Protagonisten hat und es in ihm auch um eine andere Geschichte geht. Der Film „Ein Königreich für ein Lama“ spielt in Peru. Das Lama dieses Films heißt Kuzco, Kuzco ist 18 Jahre alt und Michael Bully Herbig spricht das Lama. Als Disney Werk kann man auch diesen Film auf Disney+ streamen. Das gilt auch für eine 2005 erschienene „Direct to DVD“ Fortsetzung. Regie führte Mark Dindal. Er arbeitete danach auch mit bei „Himmel & Huhn“. Das Drehbuch stammt von Chris Williams (Bärenbrüder) und David Reynolds (Das große Krabbeln). Der Film geht mit 75 Minuten 7 Minuten kürzer als sein Vorgänger-Projekt „Dinosaurier“ und anhand des Titelsongs von Sting (Der nun nicht mehr richtig passt), merkt man, wie anders alles ursprünglich gedacht war.

Im Kern geht es hier um den besagten Kuzco. Dieser ist als König eine richtige Niete. Er denkt nur an sich, jeder andere ist ihm vollkommen egal und er würde sogar ein ganzes Dorf abreißen, nur damit er ein Schwimmbad bekommt. Das gefällt Patcha überhaupt nicht. Er wohnt auf dem Hügel, wo das Schwimmbad hinkommen soll und anders als der König ist er ein liebender Familienvater und würde alles für seine Kinder tun, doch umziehen sollten sie nicht. Diese beiden sind sich also direkt unsympathisch, weil sie das genaue Gegenteil vom anderen sind. Doch ihre Streitigkeiten sind nicht vergleichbar mit Yzma. Sie ist die königliche Beratung und hasst Kuzco. Sie will ihn vergiften, jedoch hat sie selbst einen Berater namens Kronk und dieser ist recht dumm. So kommt es, dass er versehentlich die falsche Flasche überreicht. Anstatt, dass der König also tot ist, verwandelt er sich in ein Lama. Yzma ist außer sich vor Wut und gibt Kronk den Auftrag, ihn platt zu machen. Aber er ist eben nicht der Hellste in der Birne und so landet Kuzco bei Patcha auf dem Holzwagen und wird mitgenommen zu Patches Farm. Er ist nämlich ein Bauer und hat eine große Anzahl von Lamas. Doch so eins wie Kuzco hatte er noch nie. Das ungleiche Duo fängt an, voneinander etwas zu lernen und vielleicht verändert dieser Zufall ihr Leben. Sie haben ein klares Ziel, als aber Yzma erfährt, dass Kuzco nicht tot ist, kann sie ihre Wut nicht mehr unterdrücken. Sie will es selbst in die Hand nehmen und hat ein anderes Ziel. So beginnt die wilde Verfolgungsjagd.

Szene aus Ein Königreich für ein Lama
Szene aus Ein Königreich für ein Lama © Disney

Die erste Stärke ist Michael Bully Herbig. Auch wenn er nun immer wieder ernste Stoffe umsetzt und sich nicht mehr nur auf ein Genre fokussieren will, ist er doch tief in seinem Herzen ein Witzerreißer und das kann er wie kein Zweiter. Er weiß genau, was ihn als Menschen ausmacht und was die Fans von ihm sehen wollen. Er ist ohne sich anzustrengen positiv lustig, aber wenn er sich dann noch bemüht und das tut er bei jedem seiner Projekte, kann einfach niemand ihn nicht sympathisch finden. Für das reicht aber auch schon seine Stimme aus und so bekommt man hier das, was man sich erwartet. Er hebt das Werk definitiv an und durch die Tatsache, dass er die vierte Wand durchbricht und mit dem Publikum spricht, hat man noch mehr von ihm und es ist vermutlich der erste und einzige Disney-Film, wo es so gewesen ist. Es fällt dem Konsum leicht viel zu lachen und da es eine solche Menge ist, hat der Trailer dementsprechend noch nicht alles vorab gezeigt. Es gibt zudem eine gute Laufzeit, so dass das Werk an keiner Stelle zu lang geworden ist. Man kann ihn super durchschauen und desto länger es her ist, umso mehr bekommt man Lust ihn wieder zu sehen. Er verliert beim wiederholten Schauen also nicht an Wert und es ist schön diesen Mut mit anzusehen. Denn ein so bekanntes Märchen zu nehmen, es komplett zu verändern und daraus dann nochmal eine solche Komödie zu machen, hätte komplett nach hinten losgehen können. Aber so war es einfach genau richtig. Auch die anderen Figuren kann man sofort gerne haben.

Die einzigen Schwächen sind zum einen, dass man an einigen Stellen das Emotionale der ersten Version durchblitzen lässt und man nicht alles verändert hat. Als Beispiel wäre da eben der Titelsong von Sting zu erwähnen. Einen solchen Sänger zu bekommen ist schon was Besonderes, aber hätte man nicht mit ihm auch ein lockeres lustiges Lied machen können? Und auch sonst, gibt es das ein oder andere, was einen immer wieder rauszieht. Das hätte nicht sein müssen. Ebenfalls ist der Film an einigen Stellen kreativer als sonst und bringt neue Ideen mit, doch wenn man auf die Handlung und die Figuren schaut, fällt einem doch auf, wie neutral sie geschrieben wurde. Sie sind einem alle sympathisch, aber zugleich auch komplett egal und 0815. Man braucht sie nicht und in der Handlung wäre es schön gewesen, hätte man einige Wendungen eingebaut und sich auch bei den beiden Punkten mehr getraut. So fühlt es sich so an, als hätte es das alles schon mal gegeben und man wüsste bei jedem Moment bereits, was als Nächstes kommen würde. Diese zwei Punkte fallen einem ganz eindeutig auf.

Szene aus Ein Königreich für ein Lama
Szene aus Ein Königreich für ein Lama © Disney

Doch abgesehen davon ist das von der „Schale“ her ein frischer und interessanter Film. Da bringt er einige gute Ideen mit und ist mutig. Das gilt aber leider nicht an so vielen Stellen für den „Inhalt“. Trotzdem kann man hier viel lachen, eine richtig gute Zeit haben, Michael Bully Herbig ist spürbar in seinem Element, er eignet sich fürs wiederholte Schauen, man kann ihn sehr gut durchschauen und er gehört für mich zu den besten Werken Disneys.

Filmwertung
8/10
von Peter Brauer

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