Fokus: Animationsfilme – Der Glöckner von Notre Dame

Der Glöckner von Notre Dame - Quasimodo
Der Glöckner von Notre Dame - Quasimodo © Disney

Disney hat sich schon einige bekannte Stoffe genommen und daraus eigene Meisterwerke gemacht, die sowohl die Kritiker, als auch die normalen Kinogänger glücklich stellen konnten. Werke die sie so fantastisch gemacht haben, dass es für die Meisten eine echte Überraschung ist, dass sie nicht das Original geschrieben haben. Doch es gibt auch Werke, wo sie es gemacht haben und wo die Zielgruppe definitiv gespalten wurde. Ein Solcher ist der Heutige. Zum einen kann man zwar sagen, haben sie sich Mühe gegeben, das Beste heraus zu holen. Zum Anderen gibt es aber auch gute Gründe, wieso das eben kein Meisterwerk ist wie die letzten Werke.


Im Kern geht es hier um den bösen Claude Frollo. Dieser ist ein seinen Augen ein Mann der Kirche und würde alles für den Herren geben. Jedoch macht ihm dieses Denken zum genauen Gegenteil und er wird zum Teufel. So lässt es vor Notre Dame kaltblütig Menschen abschlachten und zeigt keine Skrupel, auch Kinder umzubringen. Das geht dem Priester zu weit und er verbietet ihm ein bestimmtes Kind in den Brunnen zu werfen. Er sagt, er solle sich weigern, denn die Engel Gottes sähen alles. Diese Drohung hat eine Wirkung und Claude wird für einen kurzen Moment gnädig. Er lässt das Baby überleben, sperrt es aber oben im Glockenturm ein und füttert es mit Lügen und Hass. So bekommt Quasimodo einen Buckel, nicht viele Freunde und ist sehr schüchtern und zurückhaltend. Er kennt das Leben in Paris nicht und sollte das auch eigentlich nie erfahren, doch beim Karneval verlässt er seinen Turm und geht auf den Vorplatz. Dort ist das Fest der Narren und er sehr glücklich. Doch als auffällt, dass sein Aussehen kein Kostüm ist, verändern sich die Jubel in Angstschreie. Er wird ausgebuht und mit Lebensmitteln beworfen und Claude schaut bei all dem zu, ohne irgendwas für den Jungen zu spüren. Zum Glück ist Esmeralda anders und befreit ihn von seinem Leid. Das passt Claude überhaupt nicht. So wird sie sofort zu einem Dorn in seinen Augen, zeitgleich wird er aber auch richtig scharf auf sie und weiß, entweder wird sie seine Frau und entgeht dem Urteil, oder sie hat ihr Todesurteil unterschrieben. Während er tobt, freunden sie Quasimodo und Esmeralda an und er lernt zum ersten Mal, was es bedeutet, Freunde zu haben und geliebt zu werden.

Die erste Stärke dieses Films ist der Kirchenbezug. In ihr sind zwar in den letzten Jahren viele diskutabler Dinge passiert und es ist kein Wunder, dass derzeit so viele Menschen austreten, doch zu dem Zeitpunkt war es noch etwas Wichtiges und Richtiges zu ihr zu gehören. Der Glaube gehörte fest dazu und es lohnte sich damals wirklich für Gott zu leben. Wenn man sich gedanklich in diese Zeit zurückerinnern kann, gibt es hier einige tolle Momente, Notre Dame sah in keiner Produktion bisher schöner aus und das Beste des Films findet in ihr oder auf ihr statt. So holt man wirklich Alles aus dem Gemäuer heraus und das ist gut so. Ebenfalls gibt es hier genau zwei Lieder, die gut sind: Esmeraldas und Claudes.

Der Glöckner von Notre Dame - Sonnenuntergang
Der Glöckner von Notre Dame – Sonnenuntergang © Disney

Letzterer ist zwar diskutabel und könnte man heute auch nicht so umsetzen, doch da spürt man richtig, dass die Hölle losgetreten wird und diese Szene muss sich definitiv nicht vor den anderer Schurken verstecken und Esmeralda singt in einem sehr schönen Werk den Grund, wieso die Kirche damals so wichtig gewesen ist und ganz egal wie man Heute zu ihr steht, man wird es dadurch begreifen können. Sollte aber ein Remake erscheinen, muss man hier einige Dinge wirklich verändern, denn das ist der Film, der von seiner Thematik am schlechtesten gealtert ist. Zudem ist
Quasimodo als Protagonist viel zu egal und man bekommt keine wirkliche Bindung zu ihm. Auch Claude ist vom Lied her großartig, bleibt aber sonst im Windschatten von vielen anderen Disneyschurken. Ihm fehlt das gewisse Etwas und seine Absichten sind sehr eindimensional. So kann man mit beiden Seiten nicht besonders viel anfangen und freut sich dann doch viel eher über Quasis Freunde. Da fällt nämlich auf, dass sowohl die Wasserspeier, als auch Esmeralda und Phoebus die Momente bekommen, die dem Mittelpunkt verwehrt bleiben.

So bleibt hier ein schönes Szenenbild, zwei großartige Lieder, tolle Sidekicks und ein Film, der definitiv seine Fans haben wird. Doch er passt von seiner Thematik wirklich nicht mehr ins 21. Jahrhundert und auch wenn es schafft, an einigen Stellen nicht zu sehr darüber nachzudenken, funktioniert das leider nicht bei allen. Zudem bleiben der Protagonist und der Antagonist im Mittelpunkt viel zu eindimensional und uninteressant.

Filmwertung
7/10
von Peter Brauer

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