Fokus: Animationsfilme – Das Dschungelbuch

Das Dschungelbuch: Baloo und Mowgli
Das Dschungelbuch: Baloo und Mowgli © Disney

Disney hat schon einigen Geschichten einen neuen Anstrich gegeben und sie für sich etwas abgeändert. Filme, die jedes noch so kleine Kind kennt und wovon die meisten bereits einige Verfilmungen über sich entgehen lassen mussten.


Eine solche Geschichte ist auch „Das Dschungelbuch“ gewesen. Der letzte Film, an dem Walt Disney selbst mitgearbeitet hat, bevor er leider im Alter von nur 65 Jahren verstorben ist. Im Kern seines letzten Films geht es um das Waisenkind Mowgli, das als Baby von dem Panther Bagheera aufgefunden wird. Ganz alleine im indischen Dschungel hat der Kleine keine Chance zu überleben. Bagheera hat aber auch keine wirkliche Möglichkeit, sich um ihn zu kümmern. Da kommt ihm die passende Idee. Die Wölfe haben vor kurzem Junges bekommen und könnten sich bestimmt auch um den Kleinen kümmern. Erst einmal verdutzt nehmen die Wölfe ihn daraufhin gerne auf und ziehen ihn als ihr eigenes Kind heran. Mowgli entwickelt sich gut und wird zu einem fröhlichen, verspielten und zugleich auch sehr beliebten kleinen Jungen. Eines Tages macht aber die Meldung die Runde, dass Shere Khan zurück ist und dieser hasst die Menschen und allem voran ihr Feuer. Mowgli ist also in Gefahr und muss wohl oder übel die Wölfe verlassen und in eine naheliegende Menschensiedlung umziehen. Darauf hat er keine große Lust. Auf seiner Reise lernt er aber die Schlange Kaa, den Affen King Louie, den Elefanten Hathi mit seiner Armee und allem voran den Bären Baloo kennen und lernt immer mehr, wer er eigentlich ist und wo er hingehört.

Das Dschungelbuch: Bagheera und Mowgli
Das Dschungelbuch: Bagheera und Mowgli © Disney

Dieser Film war die 19. Produktion und ein Film, wo man deutlich die Faszination und Begeisterung dieses Mannes spürt und erkennt, wieso er eigentlich einst seine Firma gegründet hat und warum diese auch nach so vielen Jahren noch immer Gewinn eingefahren hat. Dies war nicht nur ein Film, der gemacht wurde, um möglichst viele Einnahmen zu generieren, es war eine Kunstform, mit der der kreative Kopf Disneys zu den ganzen Fans sprach. Es ist ein Film, der einfach nur gute Laune macht. Man bekommt gewohnt starke Musik präsentiert und besonders das Lied „Probiere es mal mit Gemütlichkeit“ ist zum echten Hit geworden und auch noch heute Kult. Man bekommt alle paar Minuten neue Gesichter vorgesetzt und ist interessiert daran, was die neuen Figuren wohl machen und ob sie für oder gegen den Jungen im Dschungel sind. Wollen sie ihn töten oder doch lieber helfen? Das weiß man bei allen Tieren nicht. Bei einigen kann man es sich zwar denken und behält auch vollkommen recht, doch an sich hätte jedes der Tiere die Möglichkeit Mowgli zu schaden oder vielleicht sogar zu töten. Etwas, was man im Remake nochmal deutlicher gezeigt hat. Hier sind es aber die handzahmen Version dieser Figuren und das ist auch gut so. Es gelingt dem Zuschauer so nämlich sehr viel besser eine Bindung aufzubauen und er hat nicht etwa Angst vor ihnen. Man lernt sie nicht nur kennen, man möchte es auch und verbringt gerne Zeit in diesem Dschungel. Man bekommt liebenswerte Figuren vorgesetzt, die einem im Gedächtnis bleiben und nicht etwa riesige Monster, die es nicht tun, aber deutlicher machen, was sie für eine Bedrohung sein können. Das Remake hat also einiges kaputt gemacht.

Die größte Schwäche dieses Zeichentrickfilms nun liegt aber ganz deutlich auf der Hand. Es ist zwar schön, dass man viele Figuren kennenlernt und sie haben auch teilweise mehr miteinander zu tun als bei anderen der letzten Filme. Besonders, da sich dieses Mal auch Held und Schurke tatsächlich begegnen und in die Augen schauen können. Die Figuren treffen sich untereinander und kommen nicht nur kurz vor, um danach nie wieder genannt zu werden, wie beispielsweise im Fall von „Alice im Wunderland“. In dem Film lief Alice von Figur zu Figur, hatte ein paar Minuten mit ihnen zu tun und ging dann im roten Schloss ins Finale. Hier kommen die Figuren öfters vor und man hatte auch das Gefühl, dass sie sich untereinander mehr kennen und schätzen würden als im Wunderland. Trotzdem ist das genau das gleiche System. Wir folgen einfach Mowgli, der stumpf von Figur A, zu Figur B, Figur C und Figur D geht, um am Ende an der Siedlung der Menschen anzukommen.

Das Dschungelbuch: Mowgli geht wie ein Elefant
Das Dschungelbuch: Mowgli geht wie ein Elefant © Disney

Alles bleibt hier auf einer netten Ebene, aber dadurch, dass wir außer die Hauptfigur, seinen Schurken und Baloo & Bagheera sonst keinen wirklich kennenlernen, fehlt es zu oft an wirklichen Ankerpunkten. Die anderen Figuren sind nur reine Stationen, die abgelaufen worden, sie hätte man aber genauso gut weglassen können und es wäre die gleiche Geschichte bei herausgekommen. Es hat sich tatsächlich immer wieder so angefühlt wie großartige Szenen, die für sich alleine gesehen rund sind, aber wo dann irgendwie versucht wurde sie in ein Größeres zusammen zufügen, was nicht komplett rund ist. „Das Dschungelbuch“ bleibt somit ein nettes Dschungelabenteuer und ein tolles Abschiedsgeschenk eines Mannes, der in diesem Genre so viel angestoßen hat. Schwer zu sagen, was mit diesem Genre passiert wäre, hätte dieser Mann vor so vielen Jahren nicht die kreative Idee gehabt und sich gegen die Meinung so vieler Zweifler gestellt. Wir bekommen hier eine bekannte Schwäche spendiert, die das Studio vor einigen Filmen bereits gemacht hat und die leider einem solchen Projekt nicht gut tut. So kann sich nämlich keine wirkliche Geschichte entwickeln. Doch der Film hat viele tolle Figuren, einen Helden, der das Projekt gut auf seinen Schultern tragen kann und immer wieder Momente, die für so manchen Lacher sorgen können. Danke Walt und ruhe in Frieden!

Filmwertung
7/10
von Peter Brauer

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