Fokus: Animationsfilme – Bambi

Bambi mit Schmetterling
Bambi mit Schmetterling © Disney

Nach „Dumbo“ war es endlich soweit und Walt Disney brachte das Projekt heraus, auf das er schon so lange Lust hatte. Es ist das erste Werk, das komplett mit Tieren stattfindet, in dem man demnach keine einzigen Menschen sieht.


Es war ein Risiko und doch muss man gestehen, vermisst man sie zu keinem einzigen Moment. Es war eine großartige Idee sie komplett rauslassen und nicht einmal den Jäger klar zu zeigen. Er findet nur durch einen Schuss und in den Köpfen des Publikums statt. Es ist dadurch auch das erste Werk, dass man sich wunderbar mit den Kleinsten anschauen kann, denn den einzigen härteren Moment, sieht man eben nicht, ganz anders als in den Vorgängern, wo man die Schocker noch deutlich präsentiert hat. Im Kern geht es hier um das Rehkitz Bambi, das es liebt, mit seinen Freunden Stinktier Blume und Wildkaninchen Klopfer herumzutollen. Als allerdings seine Mutter von einem Jäger erschossen wird, nimmt sich sein Vater dem Kleinen an und zieht ihn groß. Er möchte, dass Bambi seine Kindheit hinter sich lässt und aufhört zu spielen. Das gelingt, er wächst heran und wird zum Rehbock. Nun ist er alt genug und muss auf eigenen Beinen stehen, doch kann er das auch?

Die erste klare Stärke dieses Projekts ist die Begeisterung ihres Erschaffers. Walt hat sich zwar auch bei den vorherigen Filmen wirklich Mühe gegeben und großartige Meisterwerke präsentiert, doch das war das eine Projekt, wofür er nach „Schneewittchen“ so lange gekämpft und die Zeit einfach nicht gepasst hat. Nun kam es aber dazu und man spürt seine Faszination und Liebe an so vielen Stellen. Man lässt den Figuren genug Platz zum Atmen und wird doch nicht viel länger als 70 Minuten, eine Laufzeit, die es heute gefühlt nicht mehr gibt. Auch das dazugehörige Remake des Films wird sicherlich länger gezogen. Der Film fühlt sich dadurch aber nie zu schnell an. Er lässt sich das entsprechende Tempo und das ist gut. Er ist die ganze Zeit bei den Figuren und wenn sie herumtollen wollen, dann dürfen sie das auch einige Minuten. Es gibt keine wirkliche Geschichte, die sie lenkt, keine große Bedrohung, keine greifbare Charakterentwicklung, einfach nur Momente die so vor Niedlichkeit trotzen.

Bambi und Klopfer
Bambi und Klopfer © Disney

Selten war ein Zeichentrickfilm so süß wie dieses Werk. Dies fängt bei den drei Freunden im Mittelpunkt an. Bambi ist zwar als Titelfigur an einigen Stellen etwas blass und charakterschwach, er wird aber wunderbar von seinen beiden besten Freunden getragen und zu dritt sind sie ein tolles Team. Es ist besonders Klopfer, der mit seiner positiven Art auf viel Begeisterung stoßen und durch den man immer wieder gut lachen kann. Er ist die Verbindung aus lustigem Sidekick und hilfreichem Mentor. Er ist eine gute Weiterentwicklung von Grille und Maus der beiden Vorgänger. Anders als da ist aber auch er noch recht jung und lernt noch dazu. Er würde alles für seinen Freund tun und weiß doch nicht wirklich mehr. Sie laufen und spielen sich durch eine wirklich schöne Kulisse, wo sich auch bei den Waldaufnahmen das Kreativteam Mühe gegeben hat. Der Wald sieht an vielen Stellen wirklich echt aus und bei der Technik von 1942, dachte das bestimmt auch der ein oder andere Kinobesucher.

Die größte Schwäche ist aber die Tatsache, dass es hier keinen wirklichen roten Faden gibt. Er besitzt tolle Figuren und schöne Momente, die er weiß auszuspielen, aber eben keine durchgängige Geschichte, der man folgen kann. Natürlich ergeben die aneinandergereihten Szenen schon irgendeine Handlung, wenn man genau hinschaut, doch eben nicht so wie man sich eine Geschichte vorstellen würde. Ebenso lässt die Qualität der erwachsenen Freunde etwas nach und ist nicht mehr so gut wie zu Beginn.

 

Bambi und Klopfer auf dem Eis
Bambi und Klopfer auf dem Eis © Disney

Dies ist ein erneutes Meisterwerk, wo Walt Disney viel Zeit und Energie reingesteckt hat, um es endlich umzusetzen. Ein Film, der einige Ideen seiner Vorgänger übernimmt und doch genau weiß, sie auszubauen und zu verfeinern. Er besitzt drei wunderbare Protagonisten, wo besonders Klopfer Spaß macht. Verspürt vollen Charme und ist nun der erste Film mit ausschließlich Tieren, der für Kinder nicht zu hart ist. Nur eine Geschichte hätte ihm nicht geschadet.

von Peter Brauer

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