FLOP 10 Filme aus 2020 (von Sebastian Stegbauer)

Die fantastische Reise des Dr.Dolittle Teaserbild
Die fantastische Reise des Dr.Dolittle Teaserbild © 2019 Universal Pictures International Germany GmbH

Nun war das Jahr eigentlich für viele von uns doch schon schlimm genug. Die folgenden Filme haben es zumindest für mich nicht gerade leichter gemacht. Ich muss aber noch sagen, dass ich auch einige Filme, die für andere die schlechtesten des Jahres waren, nicht gesehen habe. Wenn ein Film bereits so miese Kritiken erhielt wie beispielsweise Hillbilly Ellegy, habe ich wenig Lust den Film im Heimkino noch zu schauen, wenn parallel meine Blu-ray vom ersten Pate im Regal steht.


Da über weite Teile des Jahres die Kinos geschlossen waren, lief es sich bei mir auf gerade einmal, aber dank guter Corona-Maßnahmen immerhin 76 Kinobesuch hinaus. Ich würde deshalb sagen, dass es im Großen und Ganzen dennoch ein gutes Filmjahr war, das vor allem für kleinere Filme ein Rampenlicht bot. Nichtsdestotrotz präsentiere ich hier also die für mich schlechtesten Filme des Jahres bzw. die größten Enttäuschungen. Dabei gehe ich nach dem deutschen Startdatum vor.

Judy Garland (Renée Zellweger) in ihrer Garderobe.
Judy Garland (Renée Zellweger) in ihrer Garderobe. © 2019 eOne Germany

10. Judy

Judy ist wieder einmal so ein Film, der wohl die meisten Kritiker und Zuschauer ganz eindeutig überzeugt hatte (82% auf Rotten Tomatoes lügen da wohl nicht), mich aber trotz unbestreitbaren Qualitäten kalt ließ. Renée Zellweger war unbestreitbar großartig und auch die Songs waren toll in Szene gesetzt, außerhalb dieser Momente funktionierte allerdings kaum etwas. Ich glaube, dass diese zwei Elemente viele auch über die in meinen Augen eben sehr niedrige Qualität des Gesamtwerks hinweggetäuscht haben. Die Figuren, auch Judy selbst, blieben meist zu farblos und unsympathisch. So fiel es mir immer schwieriger mit ihnen zu fühlen und um sie zu bangen. Die zerstückelte, von Flashbacks vollkommen durchlöcherte Narrative riss mich dann letztlich vollkommen aus dem Film. Schlimmer noch haben letztlich alle dieser Rückblick denselben Inhalt. So entstand ein langweiliger und entrückter Film, der der Legende Judy Garland letztlich völlig unwürdig ist.

Dixie Egerickx in Der geheime Garten
Dixie Egerickx in Der geheime Garten © STUDIOCANAL

9. Der geheime Garten

Nach dem Trailer erwartete ich eine 0815-Disneykopie. Zu meiner Überraschung näherte man sich dem Thema allerdings gerade Anfangs mit viel mehr Feingefühl und Drama als erwartet. Letztlich scheitert man allerdings genau an diesem Genre mit Bravour. Nicht zuletzt hängt dieses Versagen mit der Unfähigkeit eine greifbare Hauptfigur zu erschaffen. Diese ist nämlich viel zu unstet und sprunghaft geschrieben, als dass sie mich je mitreißen könnte. Leider entpuppen sich die restlichen Charaktere als ähnlich nervig, undurchdacht und belanglos. So zieht sich der Film auch wegen der vollkommen substanzlosen Geschichte endlos dahin. Figuren handeln, weil der Plot es erfordert, nicht weil es intrinsisch motiviert ist, während der Dramaaspekt Erinnerungen an die Puppenhausspielereien meiner Nachbarinnen aus meiner Kindheit wiedererweckt.

Megyn Kelly (Charlize Theron), Gretchen Carlson (Nicole Kidman) und Kayla Pospisil (Margot Robbie) im Aufzug von FOX NEWS.
Megyn Kelly (Charlize Theron), Gretchen Carlson (Nicole Kidman) und Kayla Pospisil (Margot Robbie) im Aufzug von FOX NEWS. © Wild Bunch Germany

8. Bombshell

Der Pitch für den Film: The Big Short in unwitzig, prätentiös und unsympathisch. Das Ergebnis? Auf die falsche Weise ekelhaft! Ein Thema, das relevanter kaum sein könnte, wird hier derartig unangemessen und plump abgehandelt, dass mir hier zum Teil schon schlecht wurde. Aber eben nicht weil die Thematik so heftig ist. Keines der Einzelschicksale wurde mir dabei wirklich nahegelegt. Das viel zu hohe Tempo entreißt mir die ohnehin unsympathischen Figuren endgültig. Ich wollte diesen Film wirklich mögen. Nur konnte ich das leider nicht, auch wenn die starke Darstellerriege sich wirklich bemüht, scheitert man hier vor allem an der Narrative. Dieses Thema hätte einen so viel besseren Film gebraucht und verdient!

Lucy in the Sky: Natalie Portman
Lucy in the Sky: Natalie Portman © Disney

7. Lucy in the Sky

Lucy in the Sky zählt zu den Filmen, die trotz hervorragender Besetzung nach der Fox-Übernahme durch Disney scheinbar mit voller Absicht unter den Teppich gekehrt wurden. Der Grund dafür liegt ganz eindeutig darin, dass sich die interessante Grundprämisse zunehmend in eine ebenso interessante Katastrophe entwickelt. Der wohl offensichtlichste Grund liegt in der mutige Regiearbeit von Noah Hawley, der davor vor allem als Regisseur in den Serien Fargo und Legion punktete. Hier spielt er sich immer wieder mit dem Format, um die Einengung unserer Protagonistin zu transportieren. Das Endergebnis gerät dabei aber ebenso lächerlich wie prätentiös. Die Idee ist grundsätzlich nicht verkehrt, wird aber vollkommen überstrapaziert. Doch auch so scheitert der Film an seinem inhaltslosen Drehbuch und motivationslosen Figuren. Am Ende des Tages kann man letztlich nur Hawleys Mut bewundern, den Film aber zugleich dafür verurteilen. Hier entsteht ein Film, der vollkommen zurecht von Disney verleugnet wurde.

V.l.n.r.: Sabina Wilson (KRISTEN STEWART), Elena Houghlin (NAOMI SCOTT) und Jane Kano (ELLA BALINSKA) in 3 Engel für Charlie
V.l.n.r.: Sabina Wilson (KRISTEN STEWART), Elena Houghlin (NAOMI SCOTT) und Jane Kano (ELLA BALINSKA) in 3 Engel für Charlie © © 2019 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

6. Drei Engel für Charlie

Muss ich hier überhaupt noch irgendwas schreiben? Warum zur Hölle wurde dieser Film überhaupt gemacht? Weil jemand eine tolle Idee für die Handlung hatte? Sicherlich nicht! Die gesamte Geschichte klaute man sich planlos aus dem Spionagekino der letzten Jahrzehnte zusammen, ohne eigene Kreativität oder irgendein Gefühl für Storytelling. Weil man sich des finanziellen Erfolgs sicher war? Ich hätte auch ohne das katastrophale Einspielergebnis zu sehen, sagen können, dass keiner diesen Film sehen will. Und wieso habe ich ihn mir dann eigentlich angeschaut?

Ruf der Wildnis: John Thornton (Harrison Ford)
Ruf der Wildnis: John Thornton (Harrison Ford) © Disney

5. Der Ruf der Wildnis

Nachdem ich hier den Kinosaal verlassen hatte, stellte sich mir eine Frage. Wieso um alles in der spielte Harrison Ford hier mit? Mit Blade Runner 2049 und Das Erwachen der Macht hatte er doch gerade zwei super Comebacks. Eine kurze Recherche ergab: „There was money involved“. Viel mehr muss dazu eigentlich auch nicht gesagt werden. Die Animation des Hundes stellt sich dabei als ebenso unfertig wie die Geschichte selbst heraus. Ich hatte irgendwann nicht einmal mehr das Gefühl, dass sich die Beteiligten groß bemühten. Auch Kinder dürften mit dieser zerlegten und unzusammenhängenden Narrative keinen Spaß haben. Als Drama für Erwachsene ist man dabei sowieso vollkommen unbrauchbar. Scheinbar sah nicht nur ich das so, weshalb der Film am Box Office mit einem der desaströsten Einspielergebnisse des Jahres trumpfte. Disneyfizierung vom schlimmsten!

Yifei Liu als Mulan
Yifei Liu als Mulan © Disney

4. Mulan

Da ich mit den Disney-Animationsklassikern nicht aufgewachsen bin, verletzt mich die Flut an Remakes nicht in meinen Kindheitserinnerungen, vielmehr aber als Filmliebhaber. Ich habe das Original von Mulan nie gesehen (obwohl ich das definitiv noch zeitnah nachholen werde), war vom Trailer der Neuverfilmung allerdings durchaus angetan. Dort gefielen mir vor allem die Bilder, die mich auf große Schlachtenszenen hoffen ließen. Letztlich wird allerdings beinahe jede interessante Einstellung durch den verkorksten Schnitt unterbrochen, was mich gerade in den undurchdachten Actionszenen mehrmals den Film fast abschalten ließ. So will dieser scheinbar kinderfreundlicher sein, gleichzeitig kommt das Endprodukt aber an vielen Stellen so melodramatisch und ernst daher, dass man wohl jede mögliche Zielgruppe vergraulen dürfte. Der ganze Film hat die Persönlichkeit und den Charm von Baumrinde, obwohl selbst diese einen besseren Humor haben dürfte als „Mulan“. In Zeiten von starken weiblichen Hauptfiguren wie Rey, Wonder Woman oder Furiosa entpuppt sich dabei dann vor allem Mulan selbst als die vielleicht größte Schwäche des Films. Dass der Film sich dabei vollkommen unfähig sieht, seine eigene Thematik über female empowerment vernünftig auszuformulieren erledigt dabei den Rest. Und was sollte eigentlich die ganze Kacke mit dem Chi???

Maisie Williams, Anya Taylor-Joy, Charlie Heaton, Henry Zaga und Blu Hunt in The New Mutants
The New Mutants: Rahne (Maisie Williams), Illyana (Anya Taylor-Joy), Sam (Charlie Heaton), Roberto (Henry Zaga) und Danielle (Blu Hunt) © Disney

3. X-Men: The New Mutants

In meiner letztjährigen Flopliste schrieb ich über X-Men: Dark Phoenix: „Statt eine einst große Filmreihe auf einem Höhepunkt zu beenden, zieht man den Schlussstrich auf einem Niveau, das verdrängte Erinnerungen an X-Men Origins: Wolverine hervorruft …“. Nun stimme ich dieser Aussage an sich nach wie vor zu. Dass der wirklich letzte Ableger dieses Universums überhaupt noch in die Kinos kommt, war damals äußerst unsicher. Nun kann ich also beruhigt sagen, dass Dark Phoenix keineswegs der enttäuschende Schlussstrich einer einst großen Filmreihe war. Dieser Titel gebührt dem Debakel mit nahmen The New Mutants. Ein Film, der auf dem Niveau der Gedankenspiele 12-Jährigen sein dürfte, die auch schon mal so einen „Horrorfilm“ gesehen haben und auf dem Dachboden ihrer Eltern einige Minuten durch einen der Comic der jungen Mutanten durchgeblättert haben. Das Endprodukt hat zumindest ein solches Gespür für seine Figuren, für Horror und Atmosphäre. Eigentlich bin ich absolut dafür, dass sich das Superhelden auf der Leinwand endlich etwas mehr weiterentwickeln und verschiedenste neue Genre erforschen. Aber doch nicht so! Meine Sorge ist, dass die Hollywood-Studiobosse wieder einmal die falschen Folgerungen daraus ziehen werden und sich wieder mehr auf die üblichen 0815-Superheldenabenteuer fokussieren.

(Allen, die fiesen Superhelden-Horror wollen, kann ich Brightburn aus dem vorigen Jahr empfehlen)

Unhinged - Außer Kontrolle: Der Fremde (Russell Crowe)
Unhinged – Außer Kontrolle:
Der Fremde (Russell Crowe) © LEONINE

2. Unhinged

Unhinged gestaltete sich vollkommen zu meiner Überraschung als eine der witzigsten Komödien des Jahres. Nur eben sehr unfreiwillig. Oscarpreisträger Russel Crow grunzt und stöhnt sich dabei in einer der absurdesten Performances des Jahres durch einen Film, der dümmer kaum sein könnte. Unhinged scheitert dabei schon in seiner Prämisse und multipliziert dies nur über die viel zu lange Laufzeit von satten 90 Minuten. Die Klischees des Slasher-Kinos werden dabei zu Haufen aus ihren Gräbern wiederbelebt, und genauso lustlos abgespielt wie in den 80ern schon. Nur will der Film eben kein trashiges Splatterfest sein (was ja auch schon schlimm genug wäre), sondern eigentlich eine bissige Sozialsatire. Dies gestaltet sich allerdings als genauso plump und subtil, wie man es erwarten könnte. So bleibt ein Film, der zu keiner Sekunde realisiert, wie dumm er ist, dadurch aber ungeahnt unterhaltsam wird, sobald man ein paar Bier und einige Kumpels dabeihat, auch weil er z.T. hirnverbrannt brutal wird. Man sollte sich aber klarmachen, dass Unhinged dabei als Film eine absolute Katastrophe ist.

Robert Downey Jr. in Die fantastische Reise des Dr. Dolittle © Universal Pictures

1. Die fantastische Reise des Dr. Dolittle

Was sagt es über einen Film aus, wenn selbst Robert Downey Jr. nicht überzeugen kann? Dieser scheint heutzutage sowieso absolut damit zufrieden zu sein, lediglich vor seelenlosem Greenscreen zu schauspielern. Dr. Dolittle ist ähnlich wie Der Ruf der Wildnis als anspruchslose Familienunterhaltung gedacht. Wieso also habe ich jede Sekunde in diesem Film so sehr gehasst? Und wieso bin ich dann überhaupt in diesen Film gegangen, wenn die Trailer doch genau das versprachen? Nun, freiwillig habe ich diesen Film nicht gesehen. Mir wurde er vielmehr in der Sneak Preview aufgezwungen. Mein Problem liegt einerseits natürlich an der wirklich außergewöhnlich niedrigen Qualität des Films, andererseits aber auch an einem Problem, das momentan fast das ganze Blockbusterkino betrifft. Der Tag an dem wir anfangen solch einen Film als akzeptable Unterhaltung abzustempeln, ist der Tag an dem wir Hollywood erlauben Originalität und kreative Ideen endgültig zu verbannen. Wenn wir so etwas einfach nur abnicken und als gerade für Kinder akzeptabel erklären, merkt Hollywood, dass man sich nicht mehr bemühen muss gute und originelle Geschichten zu erzählen. Pixar zeigt dieser Tage noch immer, dass man witzige, berührende Filme produzieren kann, die Klein und Groß gleichermaßen ansprechen. Es ist wichtig, dass wir nicht einfach nur akzeptieren, was uns vorgelegt wird, wenn es nach allen Regeln der Kunst auf jeglicher Ebene eine Katastrophe ist. Die ganze Narrative hangelt sich hier, angetrieben vom schlechtesten MacGuffin der letzten Jahre, planlos und befreit von jeglichem Charm von einem Klischee zum nächsten. Das World Building gleicht einer Arbeitsverweigerung, den „Humor“ habe ich einfach mal als kreative Bankrotterklärung des Drehbuchautors interpretiert. Dass sich inzwischen derartig viele Blockbuster so ähnlich anfühlen und man scheinbar mit einigen Ausnahme nichts mehr erwarten kann und darf, macht mich traurig und wütend zugleich. Wir und unsere Kinder haben Besseres verdient!

von Sebastian Stegbauer

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