Findet Nemo auf Disney+ – Filmkritik

Findet Nemo: Nemo und Dorie
Findet Nemo: Nemo und Dorie © Disney

Im Jahre 2003 war es so weit, es kam einer der wohl ikonischten Animationsfilme der frühen 2000er heraus. Ein Film, den noch heute sehr viele Leute lieben, gerne schauen und mit dem auch eine ganze Generation aufgewachsen ist. Für Viele war es der erste Kinofilm, in den sie mit ihren Eltern oder Bekannten gegangen sind und die Meisten dürften ihn wohl auch knapp 18 Jahre später noch auswendig mitsprechen können.


Es ist der Film „Findet Nemo“ und er leitete die, bereits erwähnte, glorreiche Zeit der PIXAR Animationsfilme ein. In diesem Film geht es um Marlin. Er ist überglücklich mit seiner Frau Cora und freut sich auf ihr gemeinsamen Nachwuchs. Über 400 kleine Fische werden bald schlüpfen und ihn noch stolzer machen. Jedenfalls ist das der Plan. Doch es soll alles ganz anders kommen. Eines Tages passiert nämlich ein schrecklicher Unfall und ein Barakuda frisst Cora und alle Eier. Marlin kann es nicht fassen. Es war doch alles so perfekt und von einem auf den anderen Moment soll alles vorbei sein? Er ist verzweifelt und ruft nach seiner Familie. Doch natürlich hört ihn keiner. Zum Glück findet er aber noch eines der kleinen Eier und nimmt sich vor, für den Kleinen dazu sein „Papa ist hier, Papa beschützt dich und ich verspreche dir, dass dir nie irgendetwas passieren wird ,Nemo„. Mit diesen Worten begrüßt er das kleine Ei und er hält sich daran. Nemo wächst schnell, aber auch gut heran und soll in die Schule gehen. Marlin ist mächtig stolz, doch auch übervorsichtig und alles macht ihm Angst. So kommt es, dass Nemo sich bereits an seinem ersten Schultag gegen seinen Vater stellt, mit Absicht seinen Befehl missachtet und sich damit in Gefahr bringt. Er wird von einem Zahnarzt gefangen und mit nach Australien in die Zahnarztpraxis genommen. Dort hat dieser ein Aquarium mit dutzenden Fischen und einem Seestern. Nemo findet zwar direkt viele neue Freunde, doch er hat Angst und möchte nur noch nach Hause. Marlin hingegen hat die Entführung aus der ersten Reihe mitbekommen und ihm ist bewusst, dass er nicht für seinen Sohn da war. Verzweifelt und voller Angst, er könnte mit Nemo nun auch noch das letzte Familienmitglied verlieren, schwimmt er umher und trifft auf Dorie. Diese ist zwar eigentlich selber auf der Suche (wie man im 2016ener „Findet Dorie“ erfährt) nach ihrer Familie, hilft dem armen Clownfisch aber ohne groß zu überlegen. Marlin kann sein Glück kaum fassen, nur Dorie ist nicht unbedingt so, wie er sie gebraucht hat. Wird das ungleiche Duo rechtzeitig in Australien ankommen, noch bevor Nemo an die Nichte des Zahnarztes verschenkt und höchst wahrscheinlich getötet wird.

Findet Nemo: Bild mit Hai
Findet Nemo: Bild mit Hai © Disney

Wir erleben in diesem Film jede Phase eines liebevollen Vaters auf dem Weg zur Akzeptanz. Manch einer glaubt dabei sogar an die Theorie, dass Nemo überhaupt nicht existiert (was aber die Fortsetzung „Findet Dorie“ zunichte macht. Da er da wieder vorkommt). Marlin verliert zu Beginn seine Frau und alle seine Kinder. Er ist verzweifelt und möchte es nicht wahrhaben wollen (Phase 1). Genau in diesem Moment sieht er aber, dass ein Ei runtergefallen ist, wovon man aber zunächst nichts gesehen hat. Es ist also realistisch, dass er sich das nur vorstellt. Als Nächstes kommt Phase 2: Aufbrechende Emotionen. Marlin kann seine Angst nicht in Griff halten und gibt aus den falschen Gefühlen Nemo nie eine wirkliche Chance. Für Phase 3 und 4 müsste ich allerdings spoilern, weshalb das erst später kommt. So entsteht mit „Findet Nemo“ ein Film, den man bedenken und über den man philosophieren kann. Man kann ihn aber auch ganz normal als Film ansehen und wird direkt zu Beginn feststellen, dass es nur eine Minute dauert, bis man die Figuren in sein Herz geschlossen hat. Man möchte ihnen nur zu gerne folgen und auch wenn Coras Tod tatsächlich innerhalb der ersten fünf Minuten passiert, so ist er doch sehr emotional für den Zuschauer und gehört zu einem der wohl traurigsten Elterntode von Disney & PIXAR.

Mit Dorie hingegen kommt das genaue Gegenteil. Sie ist ein liebevoller, ehrlicher, aber zugleich ziemlich vergesslicher Fisch. Sie würden alles für Andere tun, ohne groß drüber nachzudenken und kann schnell verzeihen. Durch ihre Beeinträchtigung lebt sie im Moment und gibt Marlin damit viele gute Tipps „Du kannst doch nicht sagen, dass ihm nie etwas passiert. Ich meine, dann passiert ihm doch nie etwas. Wäre doch schade für den armen Sylvio“. Sie hat mit Anke Engelke auch die perfekte Sprecherin erhalten, die genau weiß wie man Comedytalent, aber auch emotionale Momente mit einem perfekten Spagat verbinden kann. Sie hat eine gute Chemie zu ihrem Kollegen Christian Tramitz. Auch er ist eine ideale Besetzung für seine Figur des Marlins. So gut dass man bei beiden nie das Gefühl hatte, da ständen nur Synchronsprecher im Studio, sondern man nimmt ihnen zu jedem einzelnen Moment ab, dass ihre Figuren wirklich sind. Dabei schwimmen sie auch durch eine unbeschreibliche und einzigartige Unterwasserwelt, wo es so enorm viel Spaß macht alles zu erleben. Es ist eine Welt, die uns Menschen nicht unbekannt ist, wovon man schon einiges gelesen hat und die man problemlos bei einem Tauchgang auch erleben kann. Doch sie aus der Sicht eines Fisches zu sehen, ist schon etwas anderes.

Jedoch hat der Film dort auch seine größte Schwäche. Er besitzt auch neben Marlin, Dorie und Nemo, viele großartige Figuren. Egal ob es der Hai Bruce, die Schildkröte Crush, ein Haufen Quallen oder doch ein großer Wal ist. Alles Figuren, die ihr Screentime bekommen und diese auch vollkommen auskosten. Doch sie bringen einem, um ehrlich zu sein nichts. So fühlt sich der Film viel eher an, wie der alte Disney Klassiker „Alice im Wunderland“ von 1951. Wir folgen zwei Fischen, wie sie von Szene zu Szene schwimmen und bekommen immer wieder neue Wesen vorgesetzt. Diese machen ein paar Minuten des Films aus, dann schwimmen sie weiter zur nächsten Szene. Dann macht auch dort die Gestalt ein paar Minuten aus und wieder geht’s weiter. So geht das hier die ganze Zeit und es ist nicht so, dass dadurch wirklich viel Langeweile aufkommt, doch man spürt einfach wie der Film stumpf einem roten Faden folgt. Es gibt keine wirkliche Überraschung, keinen wirklichen Schurken, kein wirkliches Problem. Einfach nur von Punkt A, zu Punkt B, zu Punkt C und so weiter. Das Ziel bei „Alice im Wunderland“ war dann irgendwann das rote Schloss. Da gab es zwar eine Schurkin, doch die war für den Film vollkommen egal und man hätte sie auch nicht gebraucht. Das Ziel hier ist Nemo und auch da kann man sagen, die Zahnarzt Nichte Darla ist quasi auch die Schurkin des Films. Doch auch sie hätte man hier nicht gebraucht. So wäre es eigentlich doch ganz gut gewesen, man hätte in den Film noch irgendetwas Größeres reingeschrieben und die Figuren nicht nur von Szene zu Szene geschickt.

Findet Nemo: Unterwegs mit den Schildkröten
Findet Nemo: Unterwegs mit den Schildkröten © Disney

ACHTUNG SPOILER!

Letztendlich kommen Marlin und Dorie in der Zahnarztpraxis an und sehen Nemo. Dieser stellt sich aber aus Angst vor Darla tod. Das weiß Marlin aber nicht und denkt, er käme zu spät. Seine Trauer steigert sich ins Unermessliche. Es wird Phase 3: „Das Suchen und sich Trennen“ freigesetzt. Marlin muss sich wohl oder übel von seinem Sohn trennen. Doch zum Glück nicht lange, denn Nemo lebt. So bekommen wir am Ende auch noch Phase 4: „Neuer Selbst und Weltbezug“. Nemo darf zur Schule gehen. Er verschwindet am Ende in den Tiefen des Meeres und Marlin bleibt zurück, lächelt und sagt „Tschüß mein Sohn“. Desto weiter er schwimmt, desto kleiner wird Nemo und wenn man ihn nicht mehr sehen kann, steht an der Stelle „Ende“. Marlin hat es geschafft den Verlust seiner Familie zu verarbeiten und läuft nicht mehr etwas hinterher, um es wieder zu bekommen. Es ist eine Theorie, wie viele andere Filmtheorien zuvor und doch ergibt sie in meinen Augen wirklich viel Sinn und macht diesen Film noch emotionaler und reifer.

„Findet Nemo“ ist auf zwei Seiten fantastisch. Zum Einen besitzt er eine tolle Message, die etwas weiter gehen kann als der Film es ansich zeigen möchte und eine Theorie, die wirklich Sinn ergibt. Viele von uns kennen ähnliche Gefühle und haben hier ein gutes Beispiel für die vier Phasen. Zwar wurden diese durch Disneys „rosarote Brille“ etwas verschönert, doch es ist trotzdem ein gutes Beispiel. Darüber Hinaus ist dieser Film aber ein schön gestalteter, teilweise wirklich sehr amüsanter und liebevoller Film. Er besitzt ikonische Sätze, perfekt gewählte Synchronsprecher und er verliert beim wiederholten Schauen wirklich nicht an Wert.

Filmwertung
8/10
von Peter Brauer

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