Es ist zu deinem Besten – Interview mit Lisa Maria Potthoff

Es ist zu deinem Besten - Artwork
Es ist zu deinem Besten - Artwork © Studiocanal

Die gebürtige Berlinerin Lisa Maria Potthoff ließ sich nach ihrem Abitur 1997 am Schauspiel München ausbilden. Ihr Kinodebüt feierte sie mit der Literaturverfilmung „Soloalbum“. Es folgten Rollen u.a. in „Männer wie wir“, „Die Bluthochzeit“ und „Schwere Jungs“. Seit 2013 verkörpert sie Susi in der „Eberhofer“-Krimireihe an der Seite von Sebastian Bezzel. Im Fernsehen war Lisa Maria Potthoff im Polizeithriller „Der letzte Kronzeuge“, im Historiendrama „Die Hebamme“ und als Kriminalkommissarin Maria Klee in den Thrillern „Blutadler“, „Brandmal“ und 2018 in „Carneval – Der Clown bringt den Tod“ zu sehen. Von 2014 bis 2018 übernahm sie die Hauptrolle in der ARD-Reihe „Der Usedom-Krimi“. In der Komödie „Es ist zu Deinem Besten“ spielt sie Mutter Heike.


blengaone: Frau Potthoff, ich freue mich sehr, Sie persönlich treffen zu können. Ich mag Sie sehr als Susi in den „Eberhofer“-Krimis, weil diese Roller so herrlich überzogen ist. 

Lisa Maria Potthoff: Oh wie schön, vielen Dank!

blengaone: Als Susi sind Sie Mutter eines Kleinkindes, als Heike in „Es ist zu Deinem Besten“ sind sie Mutter einer erwachsenen Tochter. Welche Rolle war die größere Herausforderung für Sie?

LMP: Faktisch war Lisa-Marie Koroll als meine erwachsene Tochter beim Dreh eine sehr viel angenehmere Kollegin. Unser „Pauli“ war bei den ersten Dreharbeiten wirklich eine Wonne, der immerzu lachte und alles machte, was man ihm sagte. Beim letzten Dreh war er für uns Kollegen eine große Herausforderung, weil er 2 Jahre alt war und einfach gemerkt hat, dass er Sachen machen soll, auf die er einfach keinen Bock hat. Er hat sich oft verweigert. Mit Kleinkindern zu drehen ist wirklich schon echt schwierig. (schmunzelt)  Mit einer Kollegin zu drehen, die einem auf Augenhöhe begegnet, ist es natürlich sehr viel einfacher.

blengaone: Ihre Töchter sind noch um einiges jünger als Ihre Filmtochter. Haben Sie jetzt nach den Dreharbeiten Angst, wenn Ihre Töchter in die Pubertät kommen?

LMP: Die große ist 11 und da spüre ich schon vorpupertäre Tendenzen. Es gab eine Zeit, wo sie sehr bockig war und ich dachte: Alter Schwede, da erwartet uns etwas. Jetzt haben wir aber seit Langem eine Phase – klar gibt es Konflikte – wo wir es gut hinkriegen. Ich glaube, solange man drüber reden kann und man mit dem Kind in Kontakt bleibt, werden wir die Pubertät meistern.

blengaone: Ich zitiere Sie: „Kinder sollten sich ihre Freunde aussuchen können und nicht die Mutter als beste Freundin zählen“! Ein schöner Kommentar, den vielleicht nicht alle Mütter teilen. 

LMP: Die Mutterrolle beinhaltet ja vieles, was einige nicht mögen und was ich auch nicht mag. Es gehört aber leider dazu, dass man sich manchmal unbeliebt macht. Und wenn man versucht, die beste Freundin der Tochter zu sein, umgeht man diesen unbequemen Prozess. Den brauchen Kinder aber. Kinder können sich Freunde suchen, eine Mutter werden sie woanders nicht finden, da es sie nur einmal auf der Welt gibt. Ich finde die Aussagen „Ich bin die beste Freundin meiner Tochter“ hat so etwas einnehmendes, deswegen störe ich mich auch daran. Wenn ich nicht nur die Mutter, sondern auch die beste Freundin bin, lasse ich andere nicht an mein Kind ran. Wenn man ein vertrauensvolles Verhältnis zu seinem Kind hat, dann kann ja keine beste Freundin eine Gefahr sein. Ich bin dann eine wundervolle Ergänzung. Ich denke, wenn man als Mutter diesen besagten Satz so herausposaunt, sollte man ihn selbst mal kritisch hinterfragen.

blengaone: „Es ist zu deinem Besten“ basiert auf der spanischen Komödie „Es por tu bien“. Hatten Sie davon zuvor etwas gehört oder kennen Sie diesen Film sogar?

LMP: Ich kannte den Film nicht. Im Vorfeld des ersten Treffens mit Jürgen Vogel und Marc Rothemund habe ich ihn mir aber angesehen und mich sehr amüsiert.

blengaone: Wurden Sie direkt als Heike gecastet oder kamen anfangs auch die anderen Mütterollen in Frage?

LMP: Tatsächlich wurde ich nicht gecastet. Die Rolle wurde mir direkt angeboten. Ich kenne Marc Rothemund. Er hat sich mit Jürgen Vogel und mir zu einem Kaffee getroffen und uns gefragt, ob wir Lust haben das gemeinsam zu spielen. Jürgen sagte Ja und ich auch und dann waren wir Marcs Paar – Heike und Karl-Heinz. Es muss die Chemie stimmen und das war bei Jürgen und mir der Fall.

blengaone: Der Film zeichnet sich durch einen sehr rasanten Wortwitz aus. Gerade Heike hat wahnsinnig schnelle Dialoge. Wie gelingt dies?

LMP: Die beliebteste Regieanweisung von Marc Rothemund war „schneller!“. Er wollte auf keinen Fall länger werden als das Original. Marc war überzeugt, dass der spanische Film deswegen so gut ist, weil er so schnell ist. Wenn ich abends nach dem Dreh nach Hause kam und eine lange Dialogszene hatte, hatte ich das Gefühl, ich hätte Hochleistungssport gemacht.

blengaone: Heike ist Ihrer Rolle der Susi sehr ähnlich…

LMP: Ja, sie haben eine gewisse Ähnlichkeit. Es wäre interessant, ob die beiden sich mögen würden. Vielleicht fänden sie sich auch total doof? Vermutlich würde die eine sagen „des is eine Tussi“ und die andere würde fragen „Was ist das denn für ein Provinzei“! (lacht)

blengaone: Was fällt Ihnen leichter? In bekannte Rollen zu schlüpfen oder neue Rollen zu gestalten?

LMP: Es finde das ist die Schönheit des Berufes, dass man in unterschiedliche Charaktere schlüpfen kann. Ich finde es aber auch spannend, Rollen über einen längeren Zeitraum weiterzuentwickeln. Susi begleitet mich seit 2012 und es ist schön, sie zu spielen, sie dann aber auch emotional wieder in den Kleiderschrank zu hängen. Beides ist reizvoll, und ich bin sehr dankbar für die große Bandbreite an Rollen, die man mich spielen lässt.

blengaone: Wie haben Sie beruflich und privat den Corona-Shutdown erlebt?

LMP: Es war ein Schock, weil wir ja alle wussten, was gerade global passiert. Kurz vor dem Lockdown waren wir mitten in den Dreharbeiten in Hamburg. Die Stadt stand bereits still und wir sind durch die leeren Straßen zum Dreh gefahren. Es war schon gespenstisch, die letzten Tage zu arbeiten. Dann wurden die Dreharbeiten abgebrochen und ich bin nach Hause gefahren. Ich muss sagen, dass die anschließende Zeit etwas angenehmes hatte. Man fliegt durchs Leben und ist manchmal auch gehetzt. Langweilig ist mir selten. Dieser erzwungene Stillstand hatte etwas extrem beruhigendes. Ich hatte am Sonntag nicht diesen Zwang, mal wieder ins Museum zu gehen oder die Wäsche zu  machen. Alles konzentrierte sich nur auf den Mikrokosmos Haus und Garten. Das habe ich als sehr schön und familiär innig empfunden, wenn nur nicht immer wieder die Sorge hochgekommen wäre, wie es weitergehen wird. Zudem hatten wir noch dieses doofe Homeschooling (schmunzelt), das nackte Grauen. Aber uns hat es gut getroffen. Die Kinder hatten es richtig schön – eine richtige Landkindheit mit viel Sonne im Freien. Was es aber generell bildungstechnisch für Nachwehen haben wird, macht mir Sorgen. Ich hoffe, dass es keine große zweite Welle geben wird und unsere Kinder weiter zur Schule gehen können ohne Schulschließungen.

blengaone: Herzlichen Dank für Ihre Zeit und dieses entspannte Gespräch. 

LMP: Ich danke Ihnen und bleiben Sie gesund!

von Sandy Kolbuch

Mehr zum Artikel:

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. (Kommentar wird erst geprüft)


*