Disney+: Ant-Man and the Wasp

Wasp/Hope van Dyne (Evangeline Lilly) and Ant-Man/Scott Lang (Paul Rudd)
Wasp/Hope van Dyne (Evangeline Lilly) and Ant-Man/Scott Lang (Paul Rudd) ©Marvel Studios 2018

Vor kurzem kam ich dank Disney+ endlich zu dem, na ja Vergnügen ist wohl zu viel gesagt, sagen wir der Erfahrung „Ant-Man and the Wasp“ nachzuholen. Und was soll ich sagen? Es ist eine Erfahrung, die ich inzwischen einfach viel zu oft gemacht habe, denn der zweite Ant-Man-Film gleicht dem restlichen Marvel-Einheitsbrei bis ins kleinste Detail.


Ant-Man and the Wasp (4K Ultra HD) Cover
Ant-Man and the Wasp (4K Ultra HD) Cover ©Marvel Studios 2018

Als der Film vor einigen Jahren im Kino lief, hatte ich, trotz meiner großen Leidenschaft fürs Kino, offen gestanden besseres zu tun (eine Tatsache, die sich nun anscheinend geändert hat), als schon wieder für den immer und immer gleichen Film Geld auszugeben. Und das drei Mal im Jahr! Immerhin habe ich diesmal kein Geld dafür gezahlt, dafür aber bitter mit meiner Zeit. Wie immer bin ich vollkommen unvoreingenommen in den Film gegangen und machte mir vor, dass mich diesmal tatsächlich etwas Originelles erwarten würde. Was für ein Narr ich doch war! Wieder einmal wurde ich bitter enttäuscht. Martin Scorseses Bemerkung, dass Marvel-Filme kein Kino sind, kann ich inzwischen nur noch zustimmen.

Hier werden die künstlichsten und klischeehaftesten Konflikte aufgezogen, die man sich in drei Sekunden Drehbuchschreiben erdenken kann. Schlimmer wird es hier nur noch, wenn der Film die zentrale Auseinandersetzung zwischen Scott, Pym und dessen Tochter Hope einfach vergisst. Wieder einmal wird nur behauptet Konsequenzen aus gravierenden Entscheidungen zu treffen, etwas das dieser Film zur Genüge vorgibt. Wirkliche Folgen gibt es kaum. Doch auch so wirkt das Drehbuch als hätte man es aus verschiedensten Versatzstücken mehr oder weniger planlos zusammengesteckt, verschiedenste Figuren und Nebenhandlungen haben keinerlei Daseinsberechtigung und dabei ist leider sogar die Hauptfigur miteinbezogen. Die Motivation der einzelnen Akteure schwankt dabei zwischen unglaubwürdig und arg klischeehaft und natürlich nimmt man sich bei all dem schon wieder viel zu wenig erst, ja lacht sogar ständig über seine Figuren. Allen voran Ant-Man kommt dabei gar nicht gut weg. So entpuppt sich der Moment der verfrühten Wiedervereinigung mit Pyms Frau/ Hopes Mutter als Augenblick der puren Lächerlichkeit.

Ghost (Hannah John-Kamen) Photo: Ben Rothstein ©Marvel Studios 2018

Doch auch so funktioniert dieser gesamte Strang, der in einem maßlos überladenen Drehbuch den Hauptstrang bilden soll, kein bisschen, da er sich nur an zwei außergewöhnlich dünnen MacGuffins von Szene zu Szene mehr schlecht als recht schleppt und das so planlos, dass wir nach einer Stunde am selben Ort stehen wie am Anfang, mit Ausnahme der Einführung einiger Figuren, die wir dennoch über die gesamte Laufzeit kaum kennenlernen. Kein Wunder, dass mir in diesem Film alles egal ist. Folglich dient diese gesamte erste Hälfte lediglich als Exposition, wobei sich bis zum Ende jeder gefühlt ausschließlich in solcher unterhält.

The Wasp/Hope van Dyne (Evangeline Lilly) and Ant-Man/Scott Lang (Paul Rudd)
The Wasp/Hope van Dyne (Evangeline Lilly) and Ant-Man/Scott Lang (Paul Rudd) Photo: Ben Rothstein ©Marvel Studios 2018

So wäre es schon schlimm genug, wenn wir all das und dabei beziehe ich auch vom immer gleichen Humor bis zur uninspirierten und langweiligen Optik alles mit ein, nicht schon unzählige Male gesehen hätten. Leider haben wir das aber. Einzig die wenigen Szenen mit Ant-Mans Tochter und der Sicherheitsfirma rund um Michael Peña sind nett, z.T. sogar richtig süß und auch immer wieder verdammt witzig. Ansonsten besticht man vor allem durch einen Schnitt, der seinen Rhythmus gerade in den Action-Szenen nie so recht findet und vollkommen unfähig ist im großen Finale die Parallelhandlungen sinnvoll miteinander zu verknüpfen, wobei das wohl wieder einmal zumindest zum Teil auf das Drehbuch zurückzuführen ist.

Filmwertung
4.5/10

Fazit

Die DC Comics-Filme der letzten Jahre beweisen eigentlich, dass es selbst heute noch immer möglich ist, gelungene, ja sogar bewegende und relevante Superheldengeschichten auf der Leinwand zu erzählen, während Marvel, trotz einigen durchaus starken Abenteuern, seit vielen Jahren scheinbar bemüht ist, genau das Gegenteil aufzuzeigen. Wer das MCU trotz der zahlreichen Fehler aller Filme bis heute mag, wird wohl auch hiermit seinen Spaß haben, der Rest wird absolut zurecht nur noch genervt sein. Wie Marvel damit durchkommt dreimal pro Jahr denselben meist äußerst mittelmäßigen Film in die Kinos zu bringen und damit solchen Erfolg feiert werde ich in diesem Leben wohl nicht mehr verstehen. Dass „Ant-Man and the Wasp“ nicht einmal dieses Niveau erreicht sagt über die Qualität dieses Films dann schon genug aus.

von Sebastian Stegbauer

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