Die Top 10 Filme aus 2019 (von Sebastian Stegbauer)

Kino Tops 2019
Kino Tops 2019

Die besten Filme des Jahres zu bestimmen, fiel mir erstaunlich einfach. Schließlich sind es doch genau die Filme, die mich verzaubern, mich mit faszinierenden Figuren fiebern lassen, mich in anderen Welten transportieren. Kurzum sind es die Filme, die mich stets daran erinnern, warum ich mich ursprünglich in das Medium verliebt habe. Da zudem 2019 das beste Kinojahr seit langem war, kam ich schnell zu dem Entschluss meine persönliche Liste der besten Filme des Jahres zu veröffentlichen. Grundsätzlich ist allerdings zu erwähnen, dass man trotz meiner 118 Kinobesuchen nie alle Filme gesehen haben kann. Zudem ist dies hier meine persönliche Meinung, die im Laufe der Zeit auch durchaus variieren kann. Trotzdem haben es weder „Joker“ noch „Avengers: Endgame“ auf die Liste geschafft, da ich von beiden nicht einwandfrei überzeugt war. Film lebt als Medium stark von einem konstruktiven Diskurs. So bitte ich meine Meinung als Filmkritiker hier zu respektieren. Diese Liste ist jedoch auch stark als eine Art Empfehlung zu betrachten, die folgenden Filme nachzuholen, gegebenenfalls eine zweite Chance zu geben oder einfach zum wiederholten Male anzuschauen.


Zu erwähnen ist noch, dass einige großartige Filme für mich noch zum letzten Jahr zählen. Darunter sind unter anderem der fantastische Green Book, aber auch The Favourite, Beale Street, Vice – der zweite Mann, sowie The Mule, die alle ebenfalls höchst empfehlenswert sind.

Die folgenden Filme, haben die Top 10 nur knapp verpasst:

Das schönste Paar

Ein bedrückendes und zugleich wunderschönes Drama über die psychologischen Auswirkungen einer Vergewaltigung auf ein junges Paar.

The King

Bildgewaltiges und episches Schlachtendrama mit großartigem Schauspiel (auf Netflix verfügbar)

The Report

Aufschlussreicher, aber auch verstörender Thriller über die Folterprogramme der CIA (auf Amazon Prime Video verfügbar)

Star Wars Episode 9: Der Aufstieg Skywalkers

Emotionales, sowie mitreißendes Ende der Saga, das trotz hohem Tempo stets Zeit für seine Hauptfiguren findet und deren Geschichte sinnvoll zu Ende erzählt

 

10. John Wick: Kapitel 3 – Parabellum

John Wick: Kapitel 3 - Filmposter
John Wick: Kapitel 3 – Filmposter © 2019 Concorde Filmverleih GmbH

Aus dem Fazit zu meiner Kritik: Das Dreamteam Reeves und Stahelski beweist auch mit dem dritten Ausflug von Mr. Wick, dass sich Herzblut und harte Arbeit noch immer auszahlt. Mit einzigartiger und kreativer Action bekommt ein Franchise, das genauso wie seine coole Hauptfigur innerhalb kürzester Zeit Kultstatus erreicht hat, einen weiteren großartigen Vertreter.
Wichtig zu erwähnen ist, dass Teil 3 nun noch weniger als sein Vorgänger eine herkömmliche Geschichte erzählt, vielmehr geht es hier um das nackte Überleben. Doch achtet man noch immer penibel darauf die wie gewohnt faszinierende Welt zu erkunden, während man zu jeder Sekunde die Leidenschaft sämtlicher Beteiligter vor und hinter der Kamera bemerkt. In Zeiten der Shaky-Cam, bietet John Wick auch in Runde 3 noch immer eine Oase inmitten von unübersichtlichen Schnittmassakern. Kommt her und genießt sie, bevor euch letztere Einholen.

9. Rocketman

Rocketman Plaktat
Rocketman Plaktat © 2018 Paramount Pictures

Auch wenn ich dem momentanen Aufstieg der Musiker-Filme eher kritisch gegenüberstehe, habe ich „Rocketman“ spätestens nach der ersten der vielen grandiosen Musical-Nummern geliebt. Theoretisch folgt dieser zwar ebenfalls nur der etablierten Formel, reichert seine Narrative aber mit wunderbar kreativen Einfällen an, arbeitet intelligent mit der Rahmenhandlung und bietet einige der beeindruckendsten Plansequenzen des Jahrzehnts. Zudem liefert Taron Egerton hier die bisher beste Leistung seiner Karriere ab, was wohl eine Oscarnominierung zur Folge haben dürfte. So empfiehlt sich „Rocketman“ nicht nur für Musicalfans und Elton John-Veteranen, sondern v.a. für alle die einen der besten Filme des Jahres nicht verpassen wollen…

8. High Life

High Life - Poster
High Life – Poster © Pandora

Aus dem Fazit zu meiner Kritik auf movieworlds.com: Hier entsteht ein anspruchsvoller, sowie erwachsener Film, dessen Studie über Menschen in vollkommener Isolation ebenso verstört, wie fasziniert. Unterstrichen von einer oscarwürdigen Inszenierung und dem ebenso mitreißenden Schauspiel von Robert Pattinson, entsteht so einer der besten Filme des Jahres.
„High Life“ ist definitiv einer der anspruchsvollsten und schrägsten Filme 2019. Zugleich ergibt sich eines der intensivsten und verstörendsten Erlebnisse, weshalb er vor allem ein eher cineastisches Publikum ansprechen dürfte, während der Rest durchaus überfordert und irritiert werden kann. Doch wer sich auf diese Charakterstudie über die Sinnsuche im Leben einlassen will, erhält einen der besten Science Fiction-Filme der letzten Jahre.

7. Parasite

Parasite Artwork Filmplakat
Parasite Artwork Filmplakat © Koch Films

Es ist schon erstaunlich, dass „Parasite“, ein Misch verschiedendster Genre, tatsächlich so gut funktioniert. Das intelligente Drehbuch entwickelt sich wunderbar weiter, während es tonal zwischen einer leichtfüßigen Komödie, brutalem Thriller und bissiger Sozialsatire scheinbar fließend springt. Mit hervorragender Inszenierung und feinem Schauspiel angereichert dürfte so wohl der Oscar für den besten ausländischen Film bereits feststehen. Und doch gibt es heuer einige Filme, die mich vor allem durch ihre Charaktere noch mehr begeistert haben…

 

6. Le Mans 66

Le Mans 66 Filmposter
Le Mans 66 Filmposter © 2019 Twentieth Century Fox

Genau für solche Filme existiert Kino. Man fiebert die gesamten 150 min mit, man lacht herzlichst, man wird zu tiefst berührt. Groß aufspielende Darsteller verkörpern unsagbar sympathische Figuren, die auch ihre kleineren Momente erhalten. Jedes Rennen pumpt einem ob der grandiosen Inszenierung das Adrenalin durch die Adern. Während rechts und links die Autos an mir vorbeirasen, bange ich zu jeder Sekunde um die Figuren. Das fantastische Sounddesign erledigt den Rest…

 

 

5. Marriage Story

Marriage Story - Plakat
Marriage Story – Plakat © Netflix

„Marriage Story” ist die Sorte Film, die wirkt, als wäre sie direkt aus dem Leben gerissen. Die Auswirkungen einer Scheidung wirken hier so unmittelbar, so brutal, dass es doch schon verwundert, dass unter der Oberfläche stets Hoffnung auf eine Versöhnung zu spüren ist. So balanciert der Film beneidenswert auf dem schmalen Grat zwischen purem Hass, sowie leidenschaftlicher Liebe zwischen den (Ex-) Partnern. Intelligenterweise verteufelt der Film, aber keinen der beiden, sondern porträtiert sie als Menschen mit Stärken und Verfehlungen. Kreativ inszeniert und garniert mit dem wohl besten Schauspiel der letzten Jahre, dürfte hier wohl der ein oder andere Oscar herausspringen, zumindest aber für den wie immer groß aufspielenden Adam Driver…
(auf Netflix verfügbar)

4. Ad Astra

Ad Astra Filmplakat
Ad Astra Filmplakat © Twentieth Century Fox

Sollte man „Ad Astra“ in einige wenigen Worten zusammenfassen, würde ich sagen: „Ein bisschen wie Apocalypse Now, nur im Weltraum.“ Zwar erreicht Ad Astra nicht ganz dessen Größe und offen gesagt auch Genialität, aber dass man diesen Vergleich anstrebt, sagt bereits viel über die Qualität, dieses Science Fiction-Meilensteins. Thematisch bewegt man sich hier stark auf psychologischer, sowie philosophischer Ebene. Die Hauptfigur (Brad Pitts vielleicht beste Leistung seiner Karriere) ist auf der Suche nach sich selbst und erforscht den Einfluss seines Vaters auf seine eigene Identität, während der Film auf Fragen der Menschlichkeit, sowie des eigenen Scheiterns eingeht. So entsteht der inhaltlich, aber durch die fantastische Inszenierung auch visuell, sowie auditiv wohl schönste Film des gesamten Jahres, der gerade für Cineasten eine unvergessliche Reise bietet.

3. Der Leuchtturm

Der Leuchtturm - Poster
Der Leuchtturm – Poster © Universal Pictures

Um „Der Leuchtturm“ zu sehen fuhr ich etwa 75 min mit dem Auto. Die gesamte Hinfahrt über war ich angespannt, ich wusste nicht wirklich worum es hier gehen sollte. Dennoch freute ich mich enorm. Das interessante 4:3 Format, der bestechende Schwarz-Weiß-Kontrast, Pattinsons und Dafoes Schauspiel, die düstere Atmosphäre, sowie das klaustrophobische Setting konnten mich bereits im Trailer überzeugen. Doch war ich nicht annähernd auf das vorbereitet, was mich vor Ort erwarten sollte. „Der Leuchtturm“ ist verstörend und krank auf einem Level, das mir bis dahin zumindest im Kino noch nicht begegnet war. Am Ende des Films fühlt man sich genau so wahnsinnig wie die zwei Hauptfiguren. Ich war dort im Leuchtturm, ich sah was geschah und genau wie Pattinsons Figur, kann ich irgendwann nicht mehr unterscheiden was Realität ist und was nicht. Auch wenn das unzuverlässige Erzählen nicht jeden Zuschauer abholen wird, entstand hier für mich (und viele andere Kritiker) ein wahres Meisterwerk.

2. The Irishman

The Irishman
The Irishman ©Netflix

Ich hatte das seltene Vergnügen Scorseses neuesten Geniestreich im Kino zu sehen. Ein Erlebnis, das ich mein ganzes Leben nicht vergessen werde. Nicht nur dass ich die jungen Robert DeNiro, Al Pacino, Joe Pesci und Harvey Keitel in all ihrer alten Kraft noch ein letztes Mal zu sehen bekam, beendet der wohl größte Mafiafilm-Regisseur aller Zeiten hier eine Ära. So fühlt sich „The Irishman” neben all seinen technischen Innovationen wahrlich an als wäre er aus einer längst vergangenen Zeit, einer Zeit in der das New Hollywood-Kino gerade den Film selbst für immer verändern sollte, und eine Zeit in der ein Martin Scorsese die Welt mit Meisterwerken wie „Goodfellas“ und „Casino“ in seinen Bann zieht. So trumpft „The Irishman” auch als brutale Dekonstruktion des gesamten Mafiafilms, die sich auf eine stattliche Laufzeit von 210 min nie zu lange anfühlt, und sich so innerhalb kürzester Zeit als absoluter Kult-Klassiker durchsetzen wird, und so wahrscheinlich in einigen Jahren neben Scorseses früheren Werken seinen Platz unter den besten Filmen aller Zeiten finden wird.

1. Once upon a Time in… Hollywood

Once Upon a Time in... Hollywood - Filmplakat
Once Upon a Time in… Hollywood – Filmplakat © Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH

„Once upon a Time in… Hollywood” zu sehen, ist mehr noch als jeder andere Film des Jahres, ein Erlebnis. Tarantinos vorletzter Film nimmt sein Publikum und entführt dieses in eine Welt, die ich persönlich nie erleben durfte. Zumindest bis ich hier am Starttag ins Kino ging. An diesem Tag fand wahre Magie statt. Ein Märchen, schöner als die Realität, verzauberte mich und ließ mich den bereits jetzt ikonischsten Filmfiguren des Jahrzehnts eine unvergessliche Geschichte erleben. Ich habe mich in dem Hollywood der späten 60er, einer Zeit des Wandels, vollkommen verloren. Natürlich hilft es, dass ich mich in dieser Ära aus filmhistorischer Sicht bereits lange vor „Once upon a Time…“ gut auskannte, doch erarbeitet man hier diese Zeit mit einem liebevollen Auge für Details. So fühlt sich der geneigte Cineast heimisch, während der vermeintlich Unwissende mit einer faszinierenden Ära vertraut gemacht wird. Hier übertrifft man sich mit den fantastischen Sets, dem genial-atmosphärischem Soundtrack, den mitreißenden Figuren, handwerklicher Perfektion, sowie oscarreifem Schauspiel im Sekundentakt, bis mir das überraschende Ende einen Ausblick auf eine Welt gibt, die zum Greifen nah erschien, durch sinnlose Gewalt aber nun unwiederbringlich verloren ist.
So ist „Once upon a Time in Hollywood” ein Erlebnis. Ein Erlebnis das ich sobald es endet sofort wiederholen will, das seine Schlagkraft aber nie verliert. Ein Erlebnis, das mich bis an das Ende meines Lebens begleiten wird und so, zumindest meiner Meinung nach, der beste Film des Jahres ist, sowie einer der besten überhaupt.

Zum Ende hier noch einige weiteren Empfehlungen die jedem Filmliebhaber ans Herz gelegt seien:
Roads, Blinded by the Light, I am Mother, Shazam, Das Ende der Wahrheit, Die schönste Zeit unseres Lebens, The Peanut Butter Falcon, Gloria, Wo ist Kyra?, Systemsprenger, Official Secrets, sowie Doctor Sleeps Erwachen.

von Sebastian Stegbauer

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