DC vs. Marvel im modernen Kino – Wie mich das eine Universum verlor und das andere zurückgewann (Teil 1 von 3)

DC vs. Marvel
DC vs. Marvel

Der erste Superheldenfilm meines Lebens war „The Dark Knight“. Als ich daraufhin innerhalb kürzester Zeit Nolans Batman-Trilogie vervollständigte, eröffnete sich mir urplötzlich eine vollkommen neue Welt an Geschichten.


Justice League las ich beinahe ebenso gerne wie die Abenteuer des Dunklen Ritters. Doch waren das auch die Jahre, in der dank Nolans Meisterwerk meine Liebe für Filme stark zu wachsen begann. So wandte ich mich ans Kino, um noch mehr Superheldengeschichten zu bekommen. Ihr könnt euch meine Enttäuschung vorstellen, als ich bemerkte, dass das Superheldenkino zu diesem Zeitpunkt beinahe ausschließlich aus Marvelfilmen bestand. Zwar begeisterten mich die Geschichten von Thor, Iron Man und Captain America etwas weniger als die der Konkurrenz, dennoch war ich bei jedem Film voll dabei. Eines Tages kündigten DC Comics und Warner Bros. jedoch ihre Pläne für ein eigenes filmisches Universum an. Natürlich war ich begeistert! So begeistert sogar, dass ich mir zunächst einmal über die tatsächliche Qualität dieser Filme etwas vormachte. Mein Fanherz konnte es nicht ertragen, dass die filmischen Abenteuer meiner Lieblingshelden, denen von Marvel so offensichtlich unterlegen waren. Natürlich wurde mir schnell bewusst, dass die Snyder-Ära der DC-Filme, wie ich sie heute nenne, keinesfalls gelungen war. „Man of Steel“, „Batman v Superman – Dawn of Justice“, „Suicide Squad” und „Justice League” wanken eher zwischen mittelmäßig und Vollkatastrophe. Währenddessen war Marvel erfolgreicher denn je, dennoch taten sich im Laufe der Zeit einige Probleme auf, die DC nicht zu haben schien, zumindest nicht im selben Umfang. So fiel meine Begeisterung für Marvel zunehmend. Kaum einer von ihren Filmen ist wirklich schlecht (auch wenn sich diese in den letzten Jahren scheinbar mehrten), die meisten sogar ziemlich gut. Wirklich großartig sind jedoch kaum welche, zumindest nicht in meinen Augen.

BATMAN v SUPERMAN
Batman und Superman belauern sich ©Warner Bros

Einer von DCs anfänglichen Fehlern war der Versuch den Erfolg, den sich Marvel über die Jahre aufgebaut hatte, innerhalb kürzester Zeit nachzuholen. Die Idee eines geteilten Filmuniversums schien in dieser Zeit nicht nur für DC zu verlockend. Doch emanzipierte man sich und entwickelt seinen eigenen Stil, während Marvel zu sehr an seiner eigenen Formel festhielt. Zu oft war ich inzwischen von den monotonen Soundtracks genervt, von der einfallslosen Optik gelangweilt, vom gleichen Humor ermüdet und der immer identischen Struktur und Dramaturgie aufgerieben. Die Bösewichte sind bis heute größtenteils ein Witz, Ernsthaftigkeit und emotionale Tiefe sucht man zu oft vergebens. So enden die Figuren am Ende des Films fast immer an dem Ort, an dem sie ihre Reise begannen. Und während all dem gerät zudem die Action auch dank dem scheinbar obligatorischen CGI-Overload oftmals zu spannungsarm.

Wonder Woman Banner
Wonder Woman © Warner Bros.

So wie mich Marvel im Kino verlor, gewann DC mich jedoch zurück. Mein Fanherz schlug zum ersten Mal seit Jahren wieder höher, als ich „Wonder Woman“ sah. In meinen Augen ist dies der Film der DC zurück auf den rechten Kurs führte. Das Ziel sollte fortan weniger darin bestehen ein Filmuniversum zu erschaffen, also genau dasselbe wie Marvel zu machen, sondern vielmehr interessante, in sich geschlossene Geschichten zu schaffen, etwas das Marvel seit Jahren nicht mehr tat. Leider startete im selben Jahr später noch der sehr durchwachsene Justice League-Film, der ähnlich wie „Batman v Superman“ zu sehr damit beschäftigt war, zukünftige Filme vorzubereiten. Doch merkte sich die Chefetage bei Warner, was bei „Wonder Woman“ anders lief, auch weil hier DCs größter finanzieller Erfolg seit dem Ende der Nolan-Trilogie entstand. Der Grund: Man schuf einen tatsächlichen Film, keinen studiogetriebenen Goldesel, der lediglich die großen Namen der Figuren ausschlachtet. Man zeigte genug Mut, um das eigene Universum in eine neue Richtung zu führen.

Eines muss ich dieser anfänglichen Snyder-Ära dennoch zugutehalten. Viele dieser Filme fühlen sich einzigartig an. Leider wurde BvS scheinbar im Schnitt etwas aus der Hand seines Regisseurs genommen. „Suicide Squad“ erging es dabei ähnlich. So wurde dieser Film im nach hinein von einer Firma geschnitten, die normalerweise nur für Trailer zuständig sind. Man wollte das Endprodukt den enorm beliebten Trailern ähnlicher gestalten. Kein Wunder, dass der Film scheiterte.

Aquaman (Jason Momoa)
Aquaman (Jason Momoa) © Warner Bros.

Die neue Ära der DC-Filme hingegen fühlen sich einzigartig, kreativ und inspirierend an. Mit „Wonder Woman“, „Aquaman“, „Shazam“, „Birds of Prey“ und sogar „Joker” entstanden höchst interessante, in sich geschlossene Filme, die qualitativ und künstlerisch dem uninspirierten Einheitsbrei bei Marvel in meinen Augen im Großen und Ganzen eindeutig überlegen sind. Sie erzählen von großen, inspirierenden Helden, gebrochenen Menschen, von Männern und Frauen, die über sich hinauswachsen und so zu den bestmöglichen Versionen ihrer selbst werden, und auch von einsamen Kindern, die sich nichts sehnlicher Wünschen als eine liebende Familie. Es ist ein Glück, dass die Künstler, die hinter diesen Projekten stehen, die Möglichkeit erhalten, so viele Menschen erreichen können. Bei Marvel wird diese emotionale Fallhöhe bestenfalls nur noch angedeutet.

Doch dazu folgt im zweiten Teil dieser Reihe mehr. Beim nächsten Mal werde ich tiefer darauf eingehen, wie Marvels Umgang mit ihren Regisseuren den modernen Einheitsbrei ihres Universums bedingt, etwas das jedoch nicht immer so war…

von Sebastian Stegbauer

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