Beckenrand Sheriff – Interview mit Rick Kavanian

Beckenrand
Der Beckenrandsheriff (Milan Peschel) muss Dr. Rieger (Rick Kavanian) vom Sprungturm retten.

Schauspieler Rick Kavanian (*1971 München) studierte Politikwissenschaften, Nordamerikanische Kulturgeschichte und Psychologie bevor er 1990 als Autor und Sprecher der Münchner Kult#Radioshow „Langemann und die Morgencrew“ tätig war. Es folgte 1996 ein einjähriges Schauspielstudium am Lee Strasberg Theatre and Film Institute in New York, bevor die Zusammenarbeit mit Michael Bully Herbig in der Radioshow „Bully’s Late Light Show“ sowie in der ProSieben „bullyparade“ begann. Es folgten die Filme DER SCHUH DES MANITU (2001), (T)RAUMSCHIFF SURPRISE – PERIODE 1 (2004), KEINOHRHASEN (2007) und 1 1/2 RITTER – AUF DER SUCHE NACH DER HINREISSENDEN HERZELINDE (2008). Zuletzt spielte Kavanian in Dennis Gansels Romanverfilmungen JIM KNOPF UND LUKAS DER LOKOMOTIVFÜHRER (2018) und JIM KNOPF UND DIE WILDE 13 (2020) sowie in DER BOANDLKRAMER UND DIE EWIGE LIEBE (2021).


blengaone: Rick, das wandelnde Chamäleon. Man kennt Dich in so vielen verschiedenen Rollen. Ich muss gestehen, ich habe Dich als Dr. Rieger wirklich erst zum Ende des Films hin erkannt.

Rick Kavanian: Das ist ein Kompliment! Das freut mich. Denn es geht ja auch um die Figur und nicht um mich, wie ich hier gerade sitze. (lacht).

blengaone: Wenn man Dich erst einmal erkannt hat, dann ist klar, DU bist es. Dr. Rieger landet im Krankenhaus und natürlich hat er – wie sollte es auch anders sein – nicht ein, sondern gleich zwei Gipsbeine!

Rick Kavanian: Natürlich! (lacht) Das war echt eine Herausforderung. Ich kam morgens ans Set und dann wurden mir beide Beine eingegipst. Es war beschwerlich mit den Gipsbeinen zu laufen und es war schmerzhaft. Aber es kam der Rolle zugute, weil der Rieger dadurch wirklich gebeutelt aussieht. Als ich am Ende des Drehtages den Gips losgeworden bin, bin ich eingeknickt. Ich musste das Gehen nicht neu erlernen, aber ich hatte das Gefühl, ich habe Pudding in den Beinen.

blengaone: Gab es mit den Gipsbeinen nur einen Drehtag oder mehrere?

Rick Kavanian: Ich glaube, es waren zwei. Aber beim zweiten Mal hatten die sich was einfallen lassen, ich glaube, der Gips war da hinten offen.

blengaone: Es gibt eine Szene, in der die Gesichtszüge von Dr. Rieger entgleisen, weil er die Laute der Enten auf dem Freibadgelände nachahmt. Wie gut sprichst Du mittlerweile Entisch?

Rick Kavanian: Das war gar nicht so schwer. (lacht). Das Entisch wurde, glaube ich, durch Donald Duck geprägt. Endlich konnte ich es einmal in einem Film verwenden.

blengaone: Welche Erinnerungen hast Du aus der Kindheit ans Freibad?

Rick Kavanian: Ich war als Kind nicht oft im Freibad. Gelegentlich bin ich mal mitgegangen, aber ich war nie der große Checker. Mich hat das nicht so interessiert.

blengaone: Dr. Rieger versucht mehrmals vom 5-Meter-Turm zu springen, bekommt es dann aber mit der Angst zu tun. Wie groß war Deine Angst vor dem Sprungturm?

Rick Kavanian: Sandy, musst Du den Finger in die Wunde legen? (lacht) Ich habe es nicht so mit der Höhe und die Vorstellung auf einen Turm zu steigen, war nicht angenehm. Marcus H. Rosenmüller fragte, ob die Szene für mich auf dem Turm okay sei und ich antwortete, wenn ich mich festhalten kann, wird es schon gehen. Dann kam die Idee, dass der Stuntkoordinator mir helfen könnte.
Als wir letztes Jahr im Sommer gedreht haben, war nicht viel los. Das Freibad war fast leer und der Stuntkoordinator hatte viel Geduld mit mir. Wir haben zusammen auf dem 5-Meter-Turm gesessen und einfach nur geredet, eine halbe Stunde lang. Als ich mich an die Höhe gewöhnt hatte, sind wir auf den 10-Meter-Turm gegangen und haben auch dort geredet. Ich hatte mich auch an die Höhe gewöhnt und als wir zurück auf dem 5-Meter-Turm waren, war es gar nicht mehr so hoch. Aber ich bin nicht gesprungen. Ich wollte es so gerne, aber ich konnte mich nicht überwinden. Während des Drehs war die Höhe für mich okay, weil ich es schon kannte. Nach Drehende war ich einer der Wenigen, der nicht gesprungen ist. Der Stuntkoordinator versuchte, mich zu überreden. Am Ende einigten wir uns darauf, dass er mir einen kleinen Stups gibt und dann bin ich gesprungen und ich habe so dabei geschrien. Nach dem 8, 9 Mal war es wirklich okay. Die Endszene im Film, wo Sebastian mich vom 5-Meter Turm geschubst hat, war echt (lacht).

blengaone: Schwimmen lernen ist so wichtig und doch können heutzutage viele Kinder und auch Erwachsene nicht Schwimmen.

Rick Kavanian: Ich habe selbst keine Kinder, aber ich kriege es aus meinem Umfeld mit. Mein 4-jähriger Neffe lernt jetzt schwimmen. Der wirft also bald seine Flügel ab. Ich finde es wichtig.

blengaone: Dein Vater war armenischer Einwanderer aus Bukarest. Spricht Dich das Thema der Integrierung von Einwanderern im Film – anhand von Sali und seinen Freunden – an?

Rick Kavanian: Die Frage kann ich definitiv mit JA beantworten. Sowohl mein Vater als auch die Familie meiner Mutter ist damals aus Bukarest geflohen. Als ich die betreffenden Szenen im Film gesehen habe, hat es mich berührt. Ich finde auch, dass es dem Regisseur sehr gut gelungen ist, dies umzusetzen, ohne den moralischen Zeigefinger zu heben. Er beschreibt Salis Schicksal als Erscheinung unserer Zeit. Es ist ein vielschichtiges und komplexes Thema.

blengaone: Worauf darf man sich bei Deinen künftigen Projekten freuen?

Rick Kavanian: Wir haben vor kurzem den vierten Teil von „Hotel Transsilvanien“ synchronisiert und ich habe mich sehr gefreut, dass ich ein weiteres Mal Dracula sprechen durfte. Vor kurzem hatte ich das große Vergnügen, nach 18 Monaten Bühnenabstinenz, mit meinen Freunden von „Badesalz“ zwei kleine Open Airs in Essen zu spielen. Es war ganz ganz toll, wieder auf der Bühne zu stehen und ein ganz tolles Livepublikum zu erleben. Es war sehr bewegend, schön und auch wichtig, für uns als Künstler und für das Publikum. Vor dem Auftritt war das Gefühl anders. Als wir auf der Bühne standen, waren wir dankbar und auch vom Publikum spürte man diese Dankbarkeit.

blengaone: Vielen Dank für das tolle Interview und Deine interessanten Einblicke.

Rick Kavanian: Sandy, ich danke Dir!

von Sandy Kolbuch

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