Final Fantasy XV (PS4) Test

Final Fantasy XV - moguchoko masterTrac
Final Fantasy XV - moguchoko masterTrack © 2017 SQUARE ENIX CO., LTD

Als auf der E3 2013 „Final Fantasy XIII Versus“ zu „Final Fantasy XV“ umbenannt wurde, waren die Spannung und der Enthusiasmus groß. Das Spiel wurde aus der Entwicklungshölle herausgeholt und zu einem Hauptspiel der Reihe auserkoren. Durch einen Regiewechsel von Tetsuya Nomura zu Hajime Tabata wurde nun klar – es ist soweit. Viele Fans waren jedoch immer noch skeptisch als Anfang 2016 noch kein Veröffentlichkeitsdatum vorhanden war. Sie fragten sich: Was ist wenn dieses Spiel auch wieder verschoben wird? Was ist wenn Square Enix sich nun nur noch auf mobile Spiele konzentriert? Wie lange ist es nun her, dass der Fabula Novalis Crystallis Titel „Final Fantasy Versus XIII“ angekündigt wurde? 10 Jahre! Oder in der Gamer-Sprache ausgedrückt: dreiviertel „Duke Nukem Forever“, zwei „Diablo III“ oder eben eineinhalb „The Last Guardian“.
Doch im November 2016 war es endlich soweit, nach all den Trailern, Emotionen, (Freuden)Tränen, Spekulationen, Events, Verschiebungen und Gerüchten war es endlich veröffentlicht.

Story:

Final Fantasy XV PS4 Cover
Final Fantasy XV PS4 Cover © 2017 SQUARE ENIX CO., LTD

Prinz Noctis und seine Kameraden Gladiolus, Prompto und Ignis sind unterwegs auf königlicher Mission in den Nachbarstaat Altissia. Auf dem Weg dorthin geht ihnen jedoch das Benzin aus, weswegen sie in der Raststätte Hammerhead übernachten müssen. Als die vier Freunde am nächsten Tag weiterziehen wollen, müssen sie herausfinden, dass es keine Überfahrt nach Altissia geben wird, weswegen sie am Hafen übernachten. Hier endet der Handlungsstrang des Films „Final Fantasy:Kingsglaive“ und mündet direkt in die Spielehandlung, was alle Konsequenzen des Films mit sich bringt. An dieser Stelle muss man sagen, dass man den Film nicht unbedingt gesehen haben muss, aber es von großem Vorteil wäre, um mit der Handlung mitzuhalten. Das ist auch schon der größte Kritikpunkt an der Handlung. Man muss mithalten. Hier wird einem wenig serviert. Die Geschichte ist in ein Universum aufgeteilt worden, damit es besser zum Erkunden für die Fans ist. Während mir so etwas Spaß macht, verstehe ich den Kritikpunkt: Warum sollte man sich ein Spiel kaufen, aber um dieses komplett zu verstehen benötigt man einen Film, einen Anime, einen Trailer und einen Almanach mit über 1000 Seiten. Aufgrund dieser Tatsache fühlt sich die Geschichte und vor allem ein paar Nebencharaktere an manchen Punkten etwas abgespeckt an. Abgesehen von der Entscheidung die Hintergrundgeschichten in verschiedenen Medien zu verpacken, ist die Handlung von Final Fantasy XV dennoch grandios. „Final Fantasy XV“ besitzt die emotionale Seite von „Final Fantasy X“, den besten Bösewicht seit Kefka aus „Final Fantasy VI“ und die Innovation von „Final Fantasy VII“ (denn es gibt sogar ein ziemlich gutes Survival-Horror-Level.)

Grafik:

Ob es eine glühend-bunte Vulkanlandschaft, eine dunkle alte Mine, ein schmieriger Sumpf oder eine sonnengetränkte Bucht ist – Final Fantasy XV sieht immer überragend aus. Wenn einem das nicht während des spielens auffällt, dann spätestens beim rekapitulieren des Ingame-Tages durch den automatischen Fotomodus. Während ein Warp-Angriff nur ungefähr 1-2 Sekunden benötigt, wird bei einem aufgenommenen Schnappschuss offensichtlich wie viel das Spiel verarbeiten muss. Tausende Partikel fetzen durch die Luft, während das Charaktermodel von Noctis die Hitbox des anvisierten Gegners erreicht und dann je nach Fähigkeitenlevel ein Spezialmanöver auslöst oder eben nicht. Selbst wenn man nichts davon zu schätzen weiß, dann sieht das ganze Spektakel enorm gut aus. Das Spiel läuft bei 30 fps und hat nie irgendwelche Hänger oder Ladeprobleme, trotz riesiger Openworld.

Sound:

Zuerst kommen wir zur Frage die sich die meisten Stellen werden…. Ist die deutsche Synchronisation gut?

Final Fantasy XV Ragnarok
Final Fantasy XV Ragnarok © 2017 SQUARE ENIX CO., LTD

Dies kann ich getrost mit „ja“ beantworten. Man merkt von der ersten Minute an, dass hier viel Arbeit und auch Liebe in die Übersetzung geflossen ist. Während im Englischen die Konversation der Freunde, als sie das Auto schieben „Ignis: The world is full of wonders. Prompto: Yeah? Tell this to my legs.“ lautet, wurde in der deutschen Synchro ein kleiner Witz eingebaut: „Ignis: Die Welt ist voller Wunder. Prompto: Ja, wunder Füße.“. In der deutschen Synchro werden auch bizarrerweise ein paar Handlungspunkte mehr verraten, was vermutlich an den Kürzungen in letzter Minute lag, die das deutsche Square Enix eben nicht mehr umsetzen konnte.
Das einzige was an der Synchro zu bemängeln wäre, wäre Promptos Stimme, an die man sich aber schnell gewöhnt und insgesamt zu seinem Charakter passt.
Die deutsche Synchro ist jedoch nichts im Vergleich zu dem bombastischen Soundtrack von Yoko Shimomura. Bekannt als Komponistin aus der Kingdom Hearts -Reihe verleiht sie „Final Fantasy XV“ mit ihrer Musik die nötige emotionale Tiefe, energiereiche Kampfmelodien und epische Ohrwürmer, die man nach dem Durchspielen noch ewig privat hören wird. Der Soundtrack und die Synchronisation sind gut gemischt und geben der Handlung Tiefe und den Charakteren die nötige Sympathie um sich in die Welt einzubringen.

Gameplay:

Das Glanzstück und die Achillesferse des neuen Final Fantasy Titels ist eindeutig das Gameplay. Ich habe das Spiel auf normal durchgespielt und bin kein einziges Mal gestorben (ich brauchte nur eine einzige Phönixfeder beim letzten Endgegner). Also es wird klar, dass FFXV viel zu einfach ist. Dies liegt wohl daran, dass Square Enix es mit diesem Titel allen Recht machen wollte, denn nachdem die Haupthandlung vorbei ist, kann man in schwierigere Dungeons vordringen, die es wirklich in sich haben. Während die Kämpfe meist zu einfach sind, machen sie trotzdem umwerfend viel Spaß. Die Übertragung des Kampfsystems der Kingdom Hearts-Reihe zahlt sich wirklich aus. In Echtzeit wird gewarped, ausgewichen, gekontert, angegriffen, die Waffen werden gewechselt, Teamkombos ausgeführt, Königswaffen und Beschwörungen herbeigerufen und Magie benutzt. Wem das jetzt nach zu viel klingt, den kann ich getrost beruhigen: es fühlt sich nach kurzer Zeit sehr organisch und intuitiv an.

Final Fantasy XV - Fahre den Ragalia
Final Fantasy XV – Fahre den Ragalia © 2017 SQUARE ENIX CO., LTD

Wenn man das Kampfsystem gemeistert hat ist es jedes Mal auf’s neue spaßig sich an eine höhere Stelle zu teleportieren, einen Gegner anzuvisieren, diesen dann mit einem Warpstrike zu Boden zu werfen, die Waffe zu wechseln um seine Schwachstelle auszunutzen und dadurch eine fetzige kritische Trefferkombo zu erhalten und danach einen zweiten angreifenden Feind mit einem gutabgestimmten Konter zu parieren. Diese Vielfalt bietet abwechslungsreiche Kämpfe, macht den Kampfprozess aber auch zu einfach. So sind z.B. die Beschwörungen zufällig bzw. nach vagen Faktoren bestimmt, wodurch es sein kann, dass man eine Beschwörung ruft während eines schweren Bosskampfes und diese den Boss mit einem Schlag tötet. Das fühlt sich billig und unbefriedigend an.

Neben dem Kämpfen gibt es aber noch einige andere Sachen zu tun. Man kann den Regalia fahren, angeln und Monsterwetten abschließen. Wobei sich das Angeln wie ein guter Angelsimulator spielt und man gerne mehrere Stunden damit verbringt die legendären Fische aus den Teichen, Flüssen und Meeren zu ziehen. Es erinnert sehr an das Angelgefühl von Ocarina of Time.
Hingegen den Regalia zu fahren macht nur Spaß, wenn man nicht selber fährt und die Musik aus den vorherigen Final Fantasy Titeln genießen kann. Vor allem wenn man den Regalia-F freigeschaltet hat. Die Flugmaschinen-Version des Autos explodiert bei der kleinsten Berührung mit Allem und wenn man vergessen hat zu speichern und eine Weile nach Abschluss der Hauptgeschichte erkundet, dann kann es schon sein, dass man so drei Stunden an Spielzeit nachholen muss. Diese Version ist aber nicht wirklich nötig für das gesamte Spiel außer für einen geheimen Dungeon, weswegen es halb so wild ist.

Spieltiefe:

Final Fantasy XV - Auch angeln will gelernt sein

Final Fantasy XV – Auch angeln will gelernt sein © 2017 SQUARE ENIX CO., LTDHier glänzt FFXV am besten und stellt alles bisher Dagewesene an JRPGs in den Schatten. Nach Beendigung der Hauptgeschichte kann man den obenerwähnten Regalia-F freischalten und zu den geheimen Pitioss-Ruinen gehen. So etwas wie diesen Dungeon habe ich noch nie gesehen. Es ist ein an kreativen Rätseln überlaufender Platformer-Dungeon in 2 und 3D. Er benötigt je nach Fähigkeit des Spielers zwischen einer und vier Stunden um ihn zu beenden und nach Abschluss erhält man das beste Item im Spiel für Noctis. Der Dungeon macht klar wie gut sich die Steuerung anfühlt, denn man muss öfters schmale Balken entlang und einen Sprung exakt planen und ausführen, damit er auch gelingt. Nach diesem Dungeon wollte ich sehen, was das Team mit einem Platformer anstellen könnte. Wer jedoch nichts von Platformern hält, der wird auch viele andere Beschäftigungen nach der Hauptgeschichte finden. Neben den hunderten von Jagdaufträgen mit legendären Monstern und ein paar alten Bekannten aus früheren Titeln, kann man die restlichen Königsgräber entdecken und die Schatten-von-Lucis-Dungeons in Angriff nehmen. Diese Dungeons sind schwerere Erweiterungen von allen bereits erledigten Dungeons und sollten erst versucht werden, wenn man auf dem maximal Level 99 mit allen Charakteren ist, die beste Ausrüstung im Spiel besitzt, alle Fähigkeiten freigeschaltet und genügend Heilitems dabei hat. Nach den ungefähr 50 Stunden der Hauptgeschichte ist also noch massenweise zu tun und ich persönlich habe alleine mit Angeln 10 Stunden verbracht.

Multiplayer:

Ein Multiplayer ist nicht vorhanden, ist aber in Planung und wird als DLC veröffentlicht.

Pro:

– wundervolle, riesige Welt mit vielen Beschäftigungsmöglichkeiten
– zahlreiche Nebenmissionen und Minigames (Angeln usw.)
– ausgewogene Hauptspiellänge (40 – 50h)
– sympathische, glaubwürdige Hauptcharaktere
– genialer Antagonist
– grandioser, stimmungsvoller Soundtrack
– gelungene, gute Synchronisation
– vollgepacktes und trotzdem vielseitiges Endgame
– sehr gute Steuerung
– abwechslungsreiche und aufregende Kämpfe

Kontra:

– Manche Spielelemente sind unausgewogen
– Die Hintergundhandlung ist in mehrere Medien aufgeteilt
– schwammige, sprunghafte Handlung, die ein gewisses Vorwissen benötigt
– unnötig schwere Navigation mit dem Regalia-F
– Die Haupthandlung ist für Veteranen der Reihe viel zu einfach

 

Spielwertung
  • 9/10
    Grafik - 9.0/10
  • 10/10
    Sound - 10.0/10
  • 7/10
    Gameplay - 7.0/10
  • 10/10
    Spieltiefe - 10.0/10
  • 8/10
    Handlung - 8.0/10
9/10

Kurzfassung

„Ein Final Fantasy für Neueinsteiger und Fans“ wird beim Start des Spiels gesagt und besser könnte man es nicht beschreiben. Während es für die Haupthandlung etwas schwammig und einfach gehalten ist, so dass es jedem gefallen wird, zeigt Final Fantasy XV im End-Game seine Stärken und spielt sie voll aus.


Fazit:

„Ein Final Fantasy für Neueinsteiger und Fans“ wird beim Start des Spiels gesagt und besser könnte man es nicht beschreiben. Während es für die Haupthandlung etwas schwammig und einfach gehalten ist, so dass es jedem gefallen wird, zeigt Final Fantasy XV im End-Game seine Stärken und spielt sie voll aus. Trotz 10-jähriger Erwartung und der Tatsache, dass das Spiel eigentlich nur drei Jahre in Entwicklung war, entspricht es meinen Vorstellungen. Man spürt jedoch, dass es an manchen Stellen zu sehr gestaucht wurde und denkt sich heimlich schon was sein hätte können.
Alles in allem ist Final Fantasy XV aber ein fantastisches Spiel und flößt der Final Fantasy Reihe den dringend gebrauchten Lebenshauch wieder ein.


von Daniel Engel

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