Thor: Tag der Entscheidung – Filmkritik: Krieg der Götter

Thor (Chris Hemsworth) als Gladiator
Thor (Chris Hemsworth) als Gladiator © Marvel Studios 2017

Die Kritik:

Nach seinem letzten Abenteuer muss Thor (Chris Hemsworth) bei seiner Rückkehr nach Asgard zu seiner Überraschung feststellen, dass sein Vater Odin (Anthony Hopkins) von seinem Bruder Loki (Tom Hiddleston) in den Ruhestand geschickt wurde und seither verschollen ist. Als die Brüder sich auf die Suche nach ihrem Vater machen, wärt die Wiedersehensfreunde nicht lange, denn Hela (Cate Blanchett) kehrt als rechtmäßige Thronerbin aus ihrer Verbannung zurück, um ihren Anspruch geltend zu machen und Asgard zurück in die Barbarei zu führen. Bei dem Versuch, sie aufzuhalten, strandet Thor auf dem Schrottplaneten Sakaar.

Hela (Cate Blanchett)
Hela (Cate Blanchett) © Marvel Studios 2017

Seines Hammers entmächtigt und seiner Freiheit von einer Kopfgeldjägerin (Tessa Thompson) beraubt, soll Thor fortan zur Belustigung der Massen für den Herrscher des Planeten (Jeff Goldblum) an Gladiatorenkämpfen teilnehmen. Während Hela ihre eiserne Herrschaft über Asgard ausbreitet, schmiedet Thor mit der Hilfe von alten Freunden und neuen Bekannten einen Fluchtplan.

Der neuste Film im Marvel Cinematic Universe stammt von Taika Waititi („5 Zimmer Küche Sarg“ und „Wo die wilden Menschen jagen“), der sich auch für die witzigen und originellen „Team Thor“-Videos verantwortlich zeichnet. Für den Hauptfilm sind diese Videos weder eine Voraussetzung noch wird auf sie Bezug genommen.

Hulk (Mark Ruffalo) als Gladiator
Hulk (Mark Ruffalo) als Gladiator © Marvel Studios 2017

Thor: Tag der Entscheidung“ mischt die nordische Mythologie in ein knallbuntes Sci-Fi-Abenteuer. Man begegnet ausgefallenen Aliens und Raumschiffen, wie man sie seitens der Marvel-Filme nur aus der „Guardians of the Galaxy“-Reihe kennt, die hier allerdings nicht an deren Kreativität, Absurdität und Abwechslungsreichtum heranreichen.

Der Spaß, den die Schauspieler bei ihren Rollen zu haben scheinen, färbt auch auf den Zuschauer ab. Tom Hiddlestons verschmitztes Grinsen und seine Verschlagenheit machten ihn wie bereits in den vergangenen Teilen zu einem sympathischen Schurken und Schlitzohr. Mark Ruffalo ist wieder als Bruce Banner dabei, verbringt aber den Großteil des Films als Hulk, der alles andere als gut auf Thor zu sprechen ist. Die Streitereien zwischen Thor und Hulk darüber, wer von ihnen beiden denn nun der stärkste Avenger ist, entlocken dem Zuschauer häufig ein Lachen. Jeff Goldblum scheint sich als Großmeister in seiner Rolle wohl zu fühlen und ist ebenfalls für den einen oder anderen Lacher gut. Cate Blanchett genießt ihre Rolle als Gegenspielerin und stellt einen der markanteren Bösewichte in Marvels sonst nahezu profillosen Schurken-Riege dar. Leider wird ihr Potenzial nicht voll ausgeschöpft, da ihr nur wenig Spielraum überlassen und wenig Tiefe zugestanden wird. Allen voran beherrscht Chris Hemsworth den Film und die Gunst des Zuschauers. Mit seinem Charme und seinem Selbstbewusstsein macht er Thor zu einem gefälligen Sympathieträger und sorgt für einige gelungene Comedy-Momente.

Valkyrie (Tessa Thompson)
Valkyrie (Tessa Thompson) © Marvel Studios 2017

Humor ist auch der Schwerpunkt dieses Marvel-Films, wo hingegen Action und Abenteuer sekundär sind. Als Hauptquelle des Humors erweisen sich die zahlreichen Momente, in denen die Figuren mit ihrer Stärke protzen und maßloser Selbstüberschätzung frönen, ihre vollmundigen Reden aber kurz darauf durch ihre Tollpatschigkeit konterkariert oder sie eines Besseren belehrt werden.

Doch leider durchzieht der Humor auch Szenen, die ohne ihn besser ausgekommen wären. Nahezu jede auch nur ansatzweise emotionale, dramatische oder heldenhafte Regung wird durch eine Retourkutsche ironisch gebrochen. Zum späteren Verlauf des Films hat man das derart häufig gesehen, dass nervt, durch die obligatorische Pointe aus der Illusion des Films und der zuvor etablierten Stimmung der Situation herausgerissen zu werden.

Wer zahlreiche intergalaktische Gladiatorenkämpfe zwischen Thor und kosmischen Kreaturen erwartet, in denen er sich vor zunehmend schwieriger werdenden Gegner in spannenden Konfrontationen beweisen muss, wird enttäuscht. Lediglich einen Gladiatorenkampf kriegt der Zuschauer zu sehen. Der Großteil der Action-Szenen besteht daraus, dass Horden von austauschbaren Gegnern spielend leicht niedergestreckt werden.

Loki (Tom Hiddleston)
Loki (Tom Hiddleston) © Marvel Studios 2017

Optisch erweist sich „Thor: Tag der Entscheidung“ stellenweise als einfallsreich. Beispielsweise wenn die Kamera seitlich an Thors Hammer Mjölnir geheftet ist, während dieser um Thor herum und durch eine Gruppe von Gegner kreist. Oder wenn zwei Kontrahenten sich kampflustig in Zeitlupe und vor farbenfroher Szenerie in einer weiten Aufnahme von der Seite gefilmt wie in einem Poster aufeinander stürzen.

Musikalisch überwiegen unauffällige Hintergrundstücke. An wenigen Stellen stechen starke Lieder wie der „Immigrant Song“ von Led Zeppelin und „In The Face Of Evil“ von Magic Sword mit musikalischer Power hervor.

Filmwertung
7.5/10

Kurzfassung

Thor: Tag der Entscheidung ist ein humorvolles und buntes buntes Superhelden Sci-Fi-Abenteuer.

Fazit:

„Thor: Tag der Entscheidung“ wirft Thor in ein von Humor und Selbstironie durchtränktes, buntes Sci-Fi-Abenteuer, das überwiegend gewohnte Superhelden-Action, stellenweise interessante Kameraperspektiven mit prägnanten Motiven und viele spielfreudige Darsteller bietet, deren Spaß auf den Zuschauer abfärbt.


von Christoph Fitzon

1 Kommentar zu Thor: Tag der Entscheidung – Filmkritik: Krieg der Götter

  1. Es gibt Filme an die man sich gern erinnert, weil sie gut waren und es gibt Filme an die man sich lieber nicht erinnert, da sie so grottenschlecht waren. Zu Letzterem gehört für mich „Thor – Tag der Entscheidung“. Es ist fast nichts von der ursprünglichen Thor Geschichte erhalten. Selbst die einst treuen Weggefährten werden nur in kurzen Einspielsequenzen gezeigt und vernichtet. In einem Nebensatz erfährt man, dass Jane Thor verlassen hat. Punkt. Das war’s.

    „Thor – Tag der Entscheidung“ ist ein misslungener Marvel-Einheitsbrei aus Klamauk, Computeranimationen und Sound à la Tron Legacy. Aber kein Bestandteil ist passend zu Thor. Mein Fazit: So nicht! Thema komplett verfehlt. Setzen, Sechs!

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