Spider-Man: Homecoming – Filmkritik: Neuer Wind in den angestaubten Spinnweben?

Spider-Man: Homecoming: Verschnaufpause für den Actionhelden (Tom Holland) © 2017 Sony Pictures Releasing GmbH

Die Kritik:

Spider-Man: Homecoming - Plakat
Spider-Man: Homecoming – Plakat © 2017 Sony Pictures Releasing GmbH

Es gibt Superhelden, von denen man einfach nicht genug bekommt und die in Comics, Zeichentrick- und Animationsfilmen sowie Realfilmen stetig präsent bleiben. Zu eben jenen Comichelden zählt auch Spider-Man, der um 1962 von Stan Lee und Steve Ditko geschaffen wurde und bis heute zu den wichtigsten Comic-Figuren des Marvel-Universums zählt.

Nach unzähligen Comic-Serien schlümpfte erstmals Tobey Marguire 2002 in die Rolle des Schülers Peter Parker, der durch einen Spinnenbiss zum „Spider-Man“ wurde und bis 2007 actionreiche Abenteuer erlebte. 2012 erlebte die Figur mit „The Amazing Spider-Man“ und der Fortsetzung „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ ein Revival. Mit Andrew Garfield in der Rolle des Titelhelden wurde die gesamte Geschichte mit einigen neuen Aspekten auf die Leinwand gebracht. Nun kehrt der Spinnenheld unter der Regie von Jon Watts abermals ins Kino zurück, nachdem er bereits im vergangenen Jahr die Avengers in „The First Avenger: Civil War“ tatkräftig unterstützte.

Das erste eigenständige Abenteuer von Tom Holland als Spinnenmann setzt kurz nach dem Avengers-Film ein: Der 15-jährige Peter Parker kehrt euphorisch von dem packenden Kampf mit den Avengers zu seiner Tante May (Marisa Tomei) heim. Unter dem wachsamen Auge seines Mentors Tony Stark (Robert Downey Jr.) fühlt er sich zu größeren Aufgaben berufen. Doch aufgrund seines Alters bleibt der Schüler vorerst verschont, auch wenn ihm das selbst wahrlich nicht gefällt.

Spider-Man: Homecoming: Tante May (Marisa Tomei) sorgt sich um ihren Neffen Peter Parker (Tom Holland) © 2017 Sony Pictures Releasing GmbH

Sich wieder in seinen Schulalltag einzuleben, fällt ihm sichtlich schwer. Er will beweisen, dass mehr in ihm steckt und macht es sich zur Aufgabe, seine Nachbarschaft vor kriminellen Übergriffen zu beschützen. Doch nicht immer erkennt er die Situation richtig und nimmt auch schon einmal harmlose Bürger hart ins Visier. Tagsüber in der Schule gefangen, wo er seiner Mitschülerin Liz (Laura Harrier) verfällt, hofft er doch stets auf einen Hilferuf der Avengers. Immer wieder bringt er sich bei ihnen ins Gedächtnis, erntet dafür jedoch nur entnervte Absagen. Und dies, obwohl er offiziell ein Praktikum bei Stark Industries absolviert. Doch lediglich Happy Hogan (Jon Favreau) dient ihm als genervter Ansprechpartner. Schulfreund Ned (Jacob Batalon) kommt schnell dahinter, dass Peter außerhalb der Schule als Superheld durch die Stadt turnt. Derweil hat sich Bauunternehmer Adrian Toomes (Michael Keaton) die Artefakte der letzten Alien-Invasion zu nutze gemacht. Als The Vulture nutzt er seine Erfindungen, um sich das Kapital anderer unter den Nagel zu reißen. Spider-Man versucht dies zu verhindern und bringt sich dadurch selbst in Gefahr.

Spider-Man: Homecoming: Tagsüber drückt Peter Parker (Tom Holland) die Schulbank © 2017 Sony Pictures Releasing GmbH

Wer befürchtet, dass mit „Spider-Man: Homecoming“ die altbekannte Geschichte erneut aufgewärmt wird, sei beruhigt. Dies ist nicht der Fall. Die Macher haben sich zwar an der bekannten Comicgeschichte orientiert, distanzieren sich aber weitestgehend von den zwei vorangegangenen Filmreihen. Mit Tom Holland in der Hauptrolle erfährt Spider-Man auf der Kinoleinwand eine enorme Verjüngungskur. Noch nie wirkte die Spinne dermaßen jung, dem Alter geschuldet naiv und abenteuerlustig. Mit Michael Keaton als boshafter Geschäftsmann und Gauner steht ihm ein geerdeter Feind gegenüber, während der Schulalltag von pubertären Problemen geprägt ist.

Nachdem Spider-Man bereits als Zuwachs der Avengers eingeführt wurde, hofft man vergebens auf einen Auftritt der Superhelden. Erst 2018 wird die Wiedervereinigung in „Avengers: Infinity War“, der gerade gedreht wird, auf der Kinoleinwand gefeiert werden. Und so erklärt es sich von selbst, dass sis auf kurze Momentaufnahmen von Tony Stark alias Iron Man und kurze Videosequenzen von Captain America (Chris Evans), die Avengers keine Rolle spielen. Die Handlung lastet einzig und allein auf den Schultern des (fast neuen) Helden, der mit flotten Sprüchen die Leistung zu meistern weiß. Ausgestattet mit einem modernen Anzug, der über eine Vielzahl von neuen und modernen Gimmicks besitzt, werden die Fähigkeiten der Spinne neu definiert. Was der Look verspricht, kann auch die Geschichte halten, auch wenn sie vergleichsweise etwas reduzierter erscheint. Der gesamte Hintergrund von Spider-Man bleibt unerwähnt. Der Verbleib der Eltern ist nicht von Belang und wird auch nicht im Laufe der Handlung thematisiert. Vielleicht gelingt gerade dadurch der Spagat, der nötig war, um Spider-Man im breiten Marvel-Universum mit den Avengers zusammenzubringen.

Spider-Man: Homecoming: Peter Parker/Spider-Man (Tom Holland)
Spider-Man: Homecoming: Peter Parker/Spider-Man (Tom Holland) © 2016 Sony Pictures Releasing GmbH

Obwohl Holland nun bereits der dritte Spider-Man ist, gelingt es dennoch, den Charakter mit einigen neuen Eigenschaften und Perspektiven auszustatten, auch wenn die Figur nicht neu erfunden werden konnte. Auch der Look wirkt noch moderner, als eh schon von den Sony-Filmen der Vergangenheit gewohnt. Fast wirkt es, als ob Jon Watts einen Schritt zurück gegangen ist, um dem zugrunde liegenden Comic Tribut zu zollen. Wenn sich Spider-Man durch die Lüfte schwingt, erscheinen die Sequenzen wie animierte Comic-Bilder, was erfrischend anzusehen ist.

Spider-Man: Homecoming: Vulture (Michael Keaton) verbreitet Angst und Schrecken © 2017 Sony Pictures Releasing GmbH

Dazu passt auch der unverbrauchte Humor des jungen Darstellers, der durch Selbstgespräche und amüsante Selbstkritik jede Szene auseinandernimmt. Dass es durchaus zu Bruchlandungen kommt, da der Held erst mit seinen Fähigkeiten umzugehen lernen muss, ist ebenfalls ein großer Pluspunkt der Geschichte. Denn durch den Fall des Helden verliert der Film jeglichen Ernst und liefert ausgelassene Unterhaltung, die gerade von jenen unerwarteten Momenten lebt.

Filmwertung
  • 8/10
    - 8.00/10
8/10

Kurzfassung

„Spider-Man: Homecoming“ nimmt sich selbst überhaupt nicht ernst und liefert dadurch losgelöste Unterhaltung mit Gag-Garantie und Selbstironie.

Fazit:

„Spider-Man: Homecoming“ ist die mittlerweile dritte Filmreihe, mit der Sony den Spinnenmann ins Rennen schickt. Dank seines sehr jungen Hauptdarstellers bietet der Film ausgelassene Unterhaltung. Mit zahlreicher Verweisen zum Universum nähert sich der Film den Avengers an, liefert aber dennoch eine eigenständige Geschichte.


von Sandy Kolbuch

Mehr zum Film:
Trailer: Filminfo:

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. (Kommentar wird erst geprüft)


*