Sherlock Holmes: Spiel im Schatten – Filmkritik: Genauso hoch, genauso schnell, genauso weit

Sherlock Holmes: Spiel im Schatten: Sherlock Holmes (Robert Downey Jr., r.) und Dr. Watson (Jude Law) zwischen Kombinieren und Kämpfen
Sherlock Holmes: Spiel im Schatten: Sherlock Holmes (Robert Downey Jr., r.) und Dr. Watson (Jude Law) zwischen Kombinieren und Kämpfen © Warner Home Entertainment

Die Kritik:

Als 2009 Guy Ritchies Sherlock Holmes-Verfilmung in die Kinos kam, gab es einige Überraschungen. Keine erwartete düstere und ernste Adaption der Originalgeschichten, sondern eine Actionkomödie lieferte der Brite ab. Die Herangehensweise an Material und Charaktere schreckte viele Puristen ab, aber erstaunlicherweise funktionierte das Konzept. Und genau das führt der zweite Teil geradlinig fort.

sherlock-holmes-2-szenenbild2
Watson und Holmes © Warner Home Entertainment

Seit dem letzten Abenteuer des berühmten Detektivs Sherlock Holmes und seines treuen Freundes Dr. Watson ist einige Zeit vergangen. Watson steht inzwischen kurz vor seiner Hochzeit mit Mary, während Holmes die letzten Monate wie besessen einer neuen Bedrohung nachgespürt hat: Professor James Moriarty, angesehener Akademiker und scheinbar kriminelles Genie. Als sich Anschläge und Skandale europaweit häufen und die politische Lage immer mehr angeheizt wird, muss Holmes handeln.

Ritchies recht ungewöhnliche Neuinterpretation der klassischen Detektivgeschichten aus der Feder von Sir Arthur Conan Doyle schreckte viele Fans, vor allem der älteren Filme, ab. Präsentiert wurde ein filmtechnisch sehr modern umgesetztes Buddy Movie mit reichlich (Slow-Motion-)Action, Komik und einer klassischen James-Bond-Dramaturgie. Zudem war aus dem steifen britischen Gentleman mit dem Deerstalker-Hut ein trinkender und etwas verkommener Schläger geworden, was allerdings durchaus der literarischen Vorlage folgt.

sherlock-holmes-2-szenenbild1
Wahrsagerin Sim (Noomi Rapace) © Warner Home Entertainment

In „Sherlock Holmes – Spiel im Schatten“ wird dieser Stil konsequent fortgeführt. Ganz nach der Devise „Never change a winning team.“ hat Guy Ritchie in allen nennenswerten Bereichen der Produktion auf die gleichen Namen zurückgegriffen, von den Kostümen bis zur Musik. Eine richtige Entscheidung, da somit eine wirklich runde Fortsetzung entstanden ist, die stilistisch nahtlos weiterführt, was der Vorgänger begonnen hat. Und so wie dort schon die Ausstattung äußerst positiv aufgefallen war (Oscar-Nominierung für das Szenenbild), lässt auch hier die Kulisse keine Wünsche offen. Der Film zeichnet ein aufwendiges und überzeugendes Bild von London, Paris und anderen europäischen Schauplätzen zur Zeit der Industrialisierung.

Auch vor der Kamera gab es keine Ersetzungen, was vor allem bei den Hauptrollen Grund zur Freude gibt. Robert Downey Jr. – 2010 für die Rolle mit dem Golden Globe ausgezeichnet – und Jude Law haben auch dieses Mal sichtlich Spaß dabei, die klassischen Figuren mit neuem Leben zu füllen und liefern sich einen Schlagabtausch nach dem anderen. Auch in den Nebenrollen kehren alle Darsteller/innen aus dem ersten Teil zurück, von Rachel McAdams als Irene Adler und Kelly Reilly als Mary bis hin zu Eddie Marsan als Inspector Lestrade.

sherlock-holmes-2-szenenbild3
Professor James Moriarty (Jared Harris) © Warner Home Entertainment

Hinzu kommen außerdem einige neue Gesichter. Noomi Rapace („Verblendung“, „Prometheus“) absolviert ihren ersten englischsprachigen Auftritt äußerst souverän und der schon als britisches Nationalkulturgut geltende Komiker Stephen Fry („V wie Vendetta“, „Gosford Park“) kann sich als Fan mit der beschwingten Darstellung von Sherlock Holmes’ Bruder Mycroft einen Traum erfüllen. Der interessanteste Neuzugang ist allerdings Jared Harris als Superverbrecher Professor Moriarty. Dem an sich recht unschuldig aussehenden Mimen gelingt es problemlos von charmant zu bedrohlich zu wechseln und damit der Figur des Erzfeinds von Sherlock Holmes die nötige Ambivalenz zwischen Genie und Bösartigkeit zu verleihen.

Filmwertung
8/10

Kurzfassung

Fans des ersten „Sherlock Holmes“ von Guy Ritchie kommen auf ihre Kosten. Die Action ist grandios, die Besetzung großartig, die Ausstattung opulent.

Fazit:

Wer den ersten neuen „Sherlock Holmes“ mochte, wird von dieser gelungenen Fortsetzung nicht enttäuscht sein. Das kombinatorische Element wurde zugunsten von mehr (allerdings bombastischer) Action leider etwas vernachlässigt, doch die lebendige Inszenierung und die tolle Besetzung sorgen für ein unterhaltsames Abenteuer.


von Matthias Pasler

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. (Kommentar wird erst geprüft)


*