Juliet, Naked – Filmkritik: Romantische Komödie über den Mut zum Neuanfang

Juliet, Naked: Annie (Rose Byrne) findet Gefallen an Tucker Crowe (Ethan Hawke) © 2018 PROKINO Filmverleih GmbH

Die Kritik:

Juliet, Naked – Poster © 2018 PROKINO Filmverleih GmbH

Wenn man den passenden Partner fürs Leben gefunden hat, scheint das Glück perfekt. Doch manchmal entpuppt sich der Traumpartner im Laufe der Zeit als eine Person, mit der man so gar nichts mehr gemeinsam hat.
Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Nick Hornby (“High Fidelity“, “A Long Way Down“) inszeniert Jesse Peretz ( TV-Serie “Girls“) die romantische Komödie über eine ungewöhnliche “Dreiecksbeziehung“: Annie (Rose Byrne) lebt mit Duncan (Chris O’Dowd) zusammen, der sie einst inspiriert und geliebt hat. Doch im Laufe der Jahre hat seine Besessenheit für den Rockmusiker Tucker Crowe stets neue Dimensionen erreicht. Annie hat das Gefühl, dass sie in einer Beziehung mit gleich zwei Männern lebt. Während es sich Duncan als selbsternannter „Crowologe“ zum Lebensinhalt gemacht hat, den Musiker aufzuspüren, der 1993 nach seinem letzten Gig verschwunden ist, leidet Annie unter der Einsamkeit.

Juliet, Naked: Annie (Rose Byrne) lebt in einer Beziehung zu dritt: Die Verehrung ihres Freundes Duncan (Chris O’Dowd) für den Rockstar Tucker Crowe kennt keine Grenzen
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In dem kleinen englischen Küstenort Sandcliff kann sie sich nur ihrer jüngeren Schwester Ros (Lily Brazier) anvertrauen, die auf der Suche nach ihrer Traumfrau ist. Annie wünscht sich eine eigene Familie, doch Duncan will keine Kinder in eine Welt setzen, die den Bach runtergeht. Und so vegetiert Annie als Kunsthistorikerin in der Familienfirma, die sie eines Tages übernehmen soll.

Juliet, Naked: Annie (Rose Byrne) ist alles – aber bestimmt kein Fan des mysteriösen Rockstars Tucker Crowe. Als sie sein neues Album Juliet, Naked in einem Online-Forum verreißt, bekommt sie plötzlich ein E-Mail von Tucker Crowe höchstpersönlich.
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Ihr Leben ändert sich, als sie eines abends in der Post eine CD mit Demo-Aufnahmen von Tucker Crowes legendärem Album „Juliet“ findet. Vom dem Song „Juliet, Naked“ provoziert, hinterlässt sie einen bösen Verriss darüber auf Duncans Website. Nicht im Traum hat sie daran gedacht, dass der Musiker (Ethan Hawke) selbst ihre Worte lesen könnte. Doch als sie am nächsten Tag eine Email von Tucker Crowe bekommt, der ganz ihrer Meinung ist, ist die Überraschung groß. Schnell entwickelt sich zwischen Annie und dem Musiker eine E-Mail-Freundschaft. Sie erfährt von Crowe, dass er in der Garage seiner Exfrau Cat (Eleanor Matsuura) haust, um mit ihr den gemeinsamen Sohn Jackson (Azhy Robertson) großzuziehen und dass seine Tochter Lizzie (Ayoola Smart) demnächst Nachwuchs erwartet.

Juliet, Naked: Tucker Crowe (Ethan Hawke) und sein kleiner Sohn Jackson (Azhy Robertson) machen sich von ihrer Farm in Pennsylvania aus auf den Weg nach London, um Tuckers erwachsene Tochter Lizzie zu besuchen
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Als Tucker nach London fliegt, um seiner Tochter nach der Geburt beizustehen, kommt es zum ersten Treffen zwischen ihm und Annie. Mit dem Gefühl, ihn schon Jahre lang zu kennen, entsteht zwischen ihnen eine tiefe Verbindung, die beide nie für möglich gehalten hätten…

Juliet, Naked: Als sich Annie (Rose Byrne) und Tucker Crowe (Ethan Hawke) zum ersten Mal persönlich begegnen, ist sofort Sympathie auf beiden Seiten da. Doch Annie, die in dem verschlafenen britischen Küstenstädtchen Sandcliff wohnt und im dortigen Heimatmuseum arbeitet, und der gealterte Rockstar leben in vollkommen unterschiedlichen Welten.
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Wer “High Fidelity“ oder “About a Boy“ gesehen hat, weiß, dass Nick Hornby das Talent besitzt, hinter die Fassaden zu blicken. Im scheinbar perfekten Leben entlarvt er im Nu Alltagsproblematiken, die der Zuschauer aus eigener Erfahrung kennt. Die Identifikation mit den Figuren gelingt dadurch spielend, auch wenn die Handlung trotz dramatischer Momente stets ruhig gestaltet ist. So fällt auch “Juliet, Naked“ amüsant-schräg aus, ohne sich in hysterischen Zuspitzungen zu verlieren. Statt übertriebener Momente orientiert sich die romantische Komödie an nachvollziehbaren Gefühlsregungen, die von den Darstellern glaubhaft auf die Leinwand gezaubert werden. Rose Byrne (“Bad Neighbors“) gewinnt die Sympathie der Zuschauer für ihr einsames Wesen, das sich durch eine unerwartete Bekanntschaft wieder frei entfalten darf. Ihr entgegen wirken Chris O’Dowd (“Die Insel der besonderen Kinder“) und Ethan Hawke (“Before Sunrise“) als spätpubertäre Charaktere, die das Herz am rechten Fleck haben, jedoch nie wirklich erwachsen geworden sind. Die Verbindung von Hawke und Byrne ist anrührend und romantisch, da ihre Seelenverwandtschaft für Hoffnung sorgt. Gemeinsam können sie ihre falschen Lebensentscheidungen aufarbeiten und daran wachsen, um einen Neuanfang zu wagen.

Juliet, Naked: Tucker Crowe (Ethan Hawke) ist erstaunt, als er das Keller-Zimmer in Annies Haus sieht, das ihr Freund und fanatischer Tucker Crowe-Fan Duncan ihm gewidmet hat.
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Peretz liefert zwischen den gefühlstiefen Momenten aber auch ausreichend humorvolle Situationen. Dies ist vor allem Chris O’Dowd zu verdanken, der sich als Überfan seinem Idol sprichwörtlich an den Hals schmeißen kann, ohne das homoerotische Interpretationen entstehen.
Insgesamt entsteht ein Abbild des Lebens, das sich nicht immer so planen lässt, wie man es gerne hätte. Bekannte Beziehungsproblematiken werden in den Fokus gerückt und sensibilisieren das Publikum für die wirklich wichtigen Entscheidungen, die einen nachhaltig beeinflussen oder zu einem Neuanfang treiben können.

  • 7/10
    - 7,5/10
7/10

Kurzfassung

Rose Byrne und Ethan Hawke präsentieren als Paar die unkonventionelle Variante von Seelenverwandtschaft, die aus einem Moment der Traurigkeit erwacht.

Fazit:

Mit “Juliet, Naked“ kommt ein weiterer Roman von Nick Hornby auf die Kinoleinwand, der mit feinfühligen Momenten, amüsanten Situationen und sympathischen Charakteren unterhält und zum Träumen anregt.


von Sandy Kolbuch

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