Der Fall Collini – Filmkritik: exzellenter Thriller

Seinen Fall im Blick: Anwalt Caspar Leinen (Elyas M'Barek) vor seiner Kanzlei.
Seinen Fall im Blick: Anwalt Caspar Leinen (Elyas M'Barek) vor seiner Kanzlei. © 2019 Constantin Film Verleih GmbH / Edith Held

Die Kritik:

Der Fall Collini Filmplakat
Der Fall Collini Filmplakat © 2019 Constantin Film Verleih GmbH

Caspar Leinen (Elyas MˋBarek) ist ein junger Anwalt und wird als Pflichtverteidiger für einen gewissen Fabrizio Collini (Franco Nero) eingeteilt. Dieser soll ohne ein Tatmotiv einen reichen Mann in einem Hochhaus in Berlin ermordet haben. Als sich herausstellt, dass das Opfer ein Bekannter von Leinen ist, möchte dieser den Fall zunächst ablehnen. Nachdem ihm jedoch davon abgeraten wurde, entscheidet sich Casper dafür, den Fall dennoch anzutreten. Da Collini nicht kooperativ agiert, liegt es nun an ihm allein, die Wahrheit Stück für Stück aufzudecken. Eine Entdeckung aus der Vergangenheit wirft dabei jedoch neue Erkenntnisse auf und macht damit den Fall zu einem der Wichtigsten der deutschen Geschichte.

„Der Fall Collini“ ist die gleichnamige Adaption des Romans, welcher 2011 veröffentlicht wurde. Anders als bei einem Schauspieler wie Elyas MˋBarek zu erwarten, handelt es sich dabei nicht um eine Komödie, sondern um einen Thriller. Und sogar um einen ziemlich Guten.
Dies liegt besonders an dem ziemlich starken Drehbuch, welches fasst durchgängig ohne Längen auskommt. Schon zu Beginn an werden wir mit dem verübten Mord von Fabrizio Collini zügig in die Handlung hineingeworfen, was dafür sorgt, dass schon ab der ersten Sekunde Spannung geboten wird. Im Fokus der Story befindet sich besonders die Person des Casper Leinen. Besonders loben kann man dabei die Performance von Elyas MˋBarek, welcher den Hauptprotagonist überaus überzeugend verkörpert. Hierbei zeigt er besonders, dass er auch außerhalb von Komödien ein begabter Schauspieler ist. Die wird zusätzlich durch das Drehbuch gestützt, da dieses dem Charakter viele charakteristische Eigenschaften und Persönlichkeiten liefert. Die ersten zwei Drittel des Filmes legen dabei einer großen Wert auf Caspers Vergangenheit. Dies führt zu intensiven Momenten, wenn diese einen Bezug zu den Ereignissen in der Gegenwart nehmen. Häufig tritt dies in Szenen mit der Schauspielerin Alexandra Maria Lara auf, welche die ehemalige Jugendliebe von Casper sowie die Tochter des getöteten Opfers verkörpert. Die Chemie zwischen ihr und MˋBarek überzeugt dabei besonders in den eher ruhigeren und intimeren Phasen des Films.

Johanna Meyer (Alexandra Maria Lara) kann nicht glauben, was ihrem Großvater zugestoßen ist. Ihr Jugendfreund Caspar Leinen (Elyas M'Barek) steht im Hintergrund.
Johanna Meyer (Alexandra Maria Lara) kann nicht glauben, was ihrem Großvater zugestoßen ist. Ihr Jugendfreund Caspar Leinen (Elyas M’Barek) steht im Hintergrund. © 2019 Constantin Film Verleih GmbH / Edith Held

Ein weiteres Highlight stellt der von Heiner Lauterbach verkörperte Anwalt Richard Mattinger dar. Dieser ist anders als Casper schon lange in der Anwaltsbranche und besitzt daher auch für ihn eine gewisse Mentor-rolle Diese Beziehung verändert sich jedoch, da dieser als Verteidiger des Opfers eingestellt wird. Lauterbach besitzt dabei stets eine ausdrucksstarke Präsenz, welche im Besonderen im Gerichtssaal für eine durchgängige Spannung sorgt.

Die letzte zu erwähnende Rolle wird von Franco Nero besetzt, welchen man besonders aus den früheren Italowestern als Django kennt. Dieser spielt den angeklagten namengebenden Collini. Anders als man möglicherweise denkt, fällt diese Rolle eher gering aus. Nero spielt diesen jedoch trotzdem überzeugend, was besonders an dessen starker Mimik liegt.

Wird Caspar Leinen (Elyas M'Barek) Fabrizio Collini (Franco Nero) im Gerichtssaal zu einer Aussage bewegen können?
Wird Caspar Leinen (Elyas M’Barek) Fabrizio Collini (Franco Nero) im Gerichtssaal zu einer Aussage bewegen können? © 2019 Constantin Film Verleih GmbH / Edith Held

Storytechnisch wird einem, wie eingangs erwähnt, eine Menge geboten. Dies liegt auch an den vielen überraschenden Wendungen, welche man anders als in anderen Filmen, nicht schon viele Minuten vorher erahnt. Auch wenn diese immer clever eingeführt werden, gibt es leider gegen Ende des Filmes durch diese einige Längen. Hier wäre „weniger ist mehr“ deutlich angebrachter gewesen. Dies trifft zum Teil auch auf die Szenen im Gerichtssaal zu, welche auch gegen Ende hin zu viel Screentime in die Länge strecken. Die Dialoge sind während des gesamten Films auf einem konstant hohem Level, was sich besonders in den Unterhaltungen zwischen Casper und Richard bemerkbar macht. Alles in allem kann man aber sagen, dass das Positive der Handlung deutlich überwiegt und einem einen sehr guten Thriller mit Spannung und Überraschungen bietet.

Technisch gesehen macht der Film dauerhaft einen sehr hochwertigen Eindruck. Dies liegt im wesentlichen an den ruhigen, aber dennoch atmosphärischen Kamerabildern. Besonders die langen Kameraeinstellungen sorgen für einen zusätzlichen Spannungsfaktor während des Films. Musikalisch erwartet einen ein solider, aber nicht im Kopf bleibender Soundtrack. Dies fällt jedoch bei einem Thriller nicht überaus negativ auf, da die Spannung dadurch nichtsdestotrotz akustisch gefördert wird.

Filmwertung
8/10

Kurzfassung

Exzellenter Thriller mit spannender Story, sowie interessanten Charakteren.

Fazit:

Mit „Der Fall Collini“ erwartet einen ein exzellenter Thriller, welcher sich nicht hinter Filmen aus den Staaten verstecken muss. Dies liegt besonders an der durch und durch spannenden Story sowie den interessanten Charakteren. Der Film weist dabei bei einer Länge von 123 Minuten nur minimale Längen auf, sodass einem zur keiner Zeit Langeweile aufkommt und man bis zum Schluss mitfiebert. Der Film ist daher eine klare Empfehlung an Thrillerfans sowie des deutschen Kinos.


von Phillip Schwellenbach

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