Black Panther – Filmkritik: afrikanischer Superheld

Black Panther/T'Challa (Chadwick Boseman)
Black Panther/T'Challa (Chadwick Boseman) © Marvel Studios

Die Kritik:

Black Panther Filmplakat
Black Panther Filmplakat © Marvel Studios

Viele vergessen es gerne, doch ausgerechnet eine afroamerikanische Comicfigur begründete 1998 mit „Blade“ schon vor „X-Men“ und „Spider-Man“ die ersten ernstzunehmenden Filmausflüge von Marvel. Zwei Fortsetzungen folgten und auch schwarze Comic-Helden wie „Spawn“ oder „Steel“ fanden bereits in den Neunziger Jahren ihren Weg auf die Leinwand – sicher zugegebenermaßen nur mit begrenztem Erfolg. Doch der langanhaltende Hype im Vorfeld zu Black Panther, dem bereits 18. Film des Marvel Cinematic Universe, erweist sich als berechtigt: Dem talentierten „Creed“- und „Fruitvale Station“-Regisseur Ryan Coogler gelang mit seiner nicht nur leidenschaftlichen, sondern auch hochgradig spaßigen Comicverfilmung nichts anderes als ein kultureller Meilenstein. Hier wird ein 200 Millionen Dollar-Blockbuster auf höchstem Level präsentiert, der mit scheinbarer Leichtigkeit afrikanische Kultur mit echtem, mitreißendem Elan zelebriert, ohne je wie ein aufgesetztes politisches Statement daher zu kommen. Das gab es so zuvor auf dem Level schlichtweg noch nie zu sehen. „Black Panther“ erweist sich als fantastisch ausgestattetes, farbenfrohes und rasantes Spektakel, das all seine Figuren mit Facettenreichtum und Multidimensionalität ausstattet und einfach prächtig unterhält.

Wie schon zuletzt „Guardians of the Galaxy“, „Ant-Man“ oder „Doctor Strange“ funktioniert „Black Panther“ angenehmerweise anders als die meisten anderen MCU-Vertreter auch ohne großes Vorwissen als in sich geschlossener Einzelfilm. Sicher bewegt man sich im Großen und Ganzen visuell und erzählerisch auf ähnlichem Terrain, jedoch gelingt es Coogler und seinem Team hier auch etwas weitestgehend Eigenständiges und Erfrischendes zu erschaffen. Doch dazu später mehr. T’Challa alias Black Panther (Chadwick Boseman), der Thronfolger des hochentwickelten afrikanischen Königreichs Wakanda, wurde bereits im dritten Captain America-Film „Civil War“ überaus effektiv eingeführt und kehrt nun nach dem Tod seines Vaters in sein Heimatland zurück. Doch T’Challa muss sich für seinen Anspruch auf die Krone nicht nur in rituellen Kämpfen gegen Kandidaten anderer Stämme behaupten, auch eine feindlich gesinnte Partei will ihr ganz eigenes Recht auf die Thronfolge einklagen. Diese wird von Erik „Killmonger“ Stevens (Michael B. Jordan) repräsentiert, der aus Wakanda stammt und sich im Exil als Black Ops-Soldat im Einsatz für Amerika verdingt hat. Killmonger hat lange und geduldig auf seine Gelegenheit gewartet und versucht nun kaltblütig mit Unterstützung des bereits aus „Avengers: Age of Ultron“ bekannten Waffenhändlers Ulysses Klaue (Andy Serkis) zuzuschlagen. Doch neben seiner Rolle als König agiert T’Challa natürlich auch als fast unbesiegbarer, international agierender Superheld Black Panther, der seine Kräfte aus einer seltenen wakandischen Pflanze bezieht.

 

Black Panther/T'Challa (Chadwick Boseman)
Black Panther/T’Challa (Chadwick Boseman) © Marvel Studios

„Black Panther“ überrascht mit einer faszinierend reichhaltigen Mythologie über das fiktive Königreich Wakanda mit all seinen kulturell vielfältigen Stämmen, die hier die Basis für eine durchaus komplexe und wendungsreiche Erzählung bietet. Cooglers tiefgründig recherchierte Vision huldigt afrikanischer Kultur und Spiritualität mit selten im Hollywoodkino gesehener Vielfalt und Erhabenheit, die eine wirklich belebende Seherfahrung zur Folge hat. Man bekommt hier einiges zu sehen, bei Hannah Beachlers kreativem und reichhaltigem Setdesign prallt ständig afrikanische Tradition auf faszinierende moderne Technologie. Das ist oft atemberaubend schön und farbenfroh gestaltet, tatsächlich hat man auch den Eindruck eine real über Jahrhunderte eingelebte Welt zu entdecken. Nach außen hin ist Wakanda als armes Dritte-Welt-Land getarnt, in seinem versteckten Kern verbirgt sich dank des Zugangs zum außerirdischen Supermetall Vibranium jedoch die technologisch fortschrittlichste Nation der Welt, was in zahlreichen Aha-Effekten angesichts sehr kreativer und machtvoller Gadgets resultiert. Die Frage, ob Wakanda schließlich diesen Reichtum mit der Welt teilen soll, steht hier immer wieder im Mittelpunkt. Unbedingt erwähnenswert ist auch der effektive Kontrast aus traditionellen afrikanischen Klängen, Ludwig Göranssons adäquat epischer Filmmusik mit dem von Kendrick Lamar stark produzierten Hip Hop-Soundtrack.

Dazu ist Ruth E. Carters Kostümdesign an bunter Vielfalt auf demselben kreativen Niveau wie die bereits genannten Elemente, wodurch „Black Panther“ auf audiovisueller Ebene (auch dank Rachel Morrisons kinetischer Kameraarbeit) ein konstant die Sinne stimulierendes Ereignis ist. Das liegt dann auch an Ryan Cooglers starker Action-Inszenierung, die immer wieder in langen Takes für atemberaubende Momente sorgt. So sind die pulsierende Verfolgungsjagd durch die neondurchtränkten Straßen Busans in Südkorea oder auch ein zuvor stattfindender wilder Shootout in einem geheimen Casino in selbiger Stadt besonders als Highlights hervorzuheben. Manche CGI-Effekte könnten vielleicht noch etwas polierter sein, das ist jedoch Kritik auf hohem Niveau.

Black Panther (Chadwick Boseman)
Black Panther (Chadwick Boseman) © Marvel Studios

Cooglers Action ist auch immer gut zu verfolgen, man weiß immer, wer gegen wen kämpft und vor allem auch warum. Marvel hat bekanntlich ein gewisses Problem mit seinen oft recht eindimensionalen und wenig bemerkenswerten Bösewichtern, was in „Black Panther“ jedoch eindeutig nicht der Fall ist. Michael B. Jordan feuert hier kraft- und eindrucksvoll als Erik Killmonger aus allen Rohren und kreiert nicht nur einen wirklich coolen Antagonisten, sondern auch einen, dessen Motivation immer nachvollziehbar ist. Jordan strahlt Intensität, Gefahr und Kaltblütigkeit aus, die aus ihm eine ernst zu nehmende magnetische Präsenz machen, von der man die Augen nicht nehmen kann. Chadwick Boseman droht da in der Titelrolle gelegentlich fast schon ein wenig in den Hintergrund zu rücken, doch auch er stattet seinen Part mit Intelligenz, Erhabenheit, Stärke, aber auch Bond-artigem augenzwinkernden Humor und cooler Lässigkeit aus, um den Film voller Würde zu tragen.

Aber dann sind da auch die Dora Milaje, die kriegerische, ausschließlich aus Frauen bestehende Spezialeinheit Wakandas, die immer wieder, vor allem beim Finale, effektiv in Erscheinung tritt. An vorderster Front ist hier T’Challas Ex-Geliebte Nakia (Luopita Nyong’o) zu nennen, die nicht nur für die Sicherheit ihres Königs zuständig ist, sondern auch im Ausland als gewiefte Spionin agiert. Nicht nur Nyong’os Figur wird hier als starke Persönlichkeit dargestellt, auch die anderen Frauen wie die Dora Milaje-Kriegerinnen Okoye (Danai Guira), Ayo (Florence Kasumba) und Xoliswa (Sydelle Noel) kriegen ihre wirkungsvollen und vor allem leidenschaftlichen Momente. Aber auch ansonsten begeistert die Besetzung bis in die kleinste Rolle, etwa gibt Angela Bassett in gewohnt würdevoller Manier T’Challas Mutter und Königin Wakandas Ramonda, während Forest Whitaker als spiritueller wakandischer Staatsmann Zuri auftaucht. Auch der frisch für „Get Out“ Oscar-nominierte Daniel Kaluuya gefällt in der facettenreichen Rolle von W’Kabi, T’Challas bestem Freund aus Jugendtagen. Dann wäre da aber noch die unwiderstehliche Letitia Wright, die als T’Challas jüngere Schwester Shuri jede Szene stiehlt. Sie agiert als Wakandas supersmartes Wissenschaftsgenie, die mit ihren erstaunlichen Erfindungen als Art Q des „Black Panther“-Universums funktioniert und dem Film willkommenen frech-verschmitzten Humor verleiht. Aber auch Andy Serkis genießt seine Fiesling-Rolle ebenso spürbar wie der ebenfalls wiederkehrende Martin Freeman als freundlich gesinnter CIA-Agent Everett K. Ross.

Ayo (Florence Kasumba) und Okoye (Danai Gurira)
Ayo (Florence Kasumba) und Okoye (Danai Gurira) ©Marvel Studios 2018

Trotz einer gewohnt recht langen Laufzeit von 134 Minuten kommt „Black Panther“ ohne wirkliche Längen und Hänger aus, wodurch der Film von Anfang bis Ende unterhält und mitreißt. Selbst bei dem obligatorischen gigantischen Showdown auf wakandischer Erde ist die Motivation aller Beteiligten klar definiert und die Inszenierung letztlich bodenständiger als in ähnlich gearteten Vertretern. So steht hier am Ende ein elektrisierender, kraftvoller und außergewöhnlicher Film zu Buche, der herrlich selbstverständlich daherkommt und seine große Botschaft mit erstaunlicher Lässigkeit und Kühnheit vorträgt.

Filmwertung
8/10

Kurzfassung

„Black Panther“ ist ein Triumph für Marvel und auch das gegenwärtige Blockbuster-Kino, denn noch nie hat es auf vergleichbarem Level einen Superheldenfilm gegeben, der mit solcher Erhabenheit und großem Facettenreichtum afrikanische Kultur zelebriert.

Fazit:

„Black Panther“ ist ein Triumph für Marvel und auch das gegenwärtige Blockbuster-Kino, denn noch nie hat es auf vergleichbarem Level einen Superheldenfilm gegeben, der mit solcher Erhabenheit und großem Facettenreichtum afrikanische Kultur zelebriert. Dass der Film bis in die kleinste Nebenrolle hervorragend besetzt ist und alle Charaktere multidimensional portraitiert werden, ist eine weitere Stärke dieses so spaßigen wie spektakulären Films.


von Florian Hoffmann

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