Westworld – Staffel Eins: Das Labyrinth – Blu-ray Kritik

Westworld: James Marsden ist Theodore „Teddy“ Flood
Westworld: James Marsden ist Theodore „Teddy“ Flood © Warner Home Video

Die Kritik:

Westworld - Staffel eins: Das Labyrinth - 4K UHD Cover
Westworld – Staffel eins: Das Labyrinth – 4K UHD Cover © Warner Home Video

Wäre das nicht eine tolle Sache: Man fährt in den wohlverdienten Urlaub und lässt dort nicht einfach nur die Seele baumeln, sondern lebt ein völlig anderes Leben. Zum Beispiel im Wilden Westen, wo man für einige Wochen als Sheriff für Recht und Ordnung sorgt oder als Schwerverbrecher – wie einst Billy the Kid – gleich mehrere Banken oder Postkutschen ausraubt. Oder man liefert sich nach einem heftigen Saloon-Streit gleich ein Schussduell mit einem dahergelaufenen Cowboy und steigt so zur Wild-West-Legende mit dem schnellsten Finger am Abzug auf. Singles könnten gleich so richtig die Sau rauslassen und im Bordell gleich mehrere Mädels klarmachen, das nötige Kleingeld vorausgesetzt natürlich. Sicherlich ein Traum für viele, welcher sich im wahren Leben aktuell noch nicht verwirklichen lässt – in Westworld hingegen allerdings schon!

Westworld ist ein riesiger abgelegener Urlaubspark, der zeitlich im Wilden Westen angesiedelt ist und von künstlichen Lebewesen bevölkert wird, welche den zahlenden Gästen ein authentisches Erlebnis bescheren sollen und in der jeder Gast seiner Fantasie freien Lauf lassen kann. Hier kann sich jeder, der es sich leisten kann, in eine individuelle Person verwandeln, eine die man vielleicht schon immer mal sein wollte und dann zusammen mit den sogenannten Android-Hosts oder eben anderen Urlaubsgästen aufregende Abenteuer erleben. Denn Besuchern selbst kann dabei nichts passieren, denn die künstlichen Lebewesen sind so programmiert, das diese keinem Menschen schaden können und auch die ausgegebenen Schusswaffen funktionieren bei diesen nicht richtig – andersrum hingegen schon. Geleitet wird der Park im Übrigen von Dr. Robert Ford (Anthony Hopkins), welcher in diesem alle kreativen und administrativen Entscheidungen trifft, während andere Verantwortliche sich für die Storylines verantwortlich zeichnen, um den Besuchern stets ein echtes und abwechslungsreiches Erlebnis zu bieten. Doch eines Tages geht etwas schief und einige Roboter beginnen sich plötzlich komisch zu benehmen. Man vermutet, das hinter den merkwürdigen Ereignissen, bei denen einige Hosts ihre gelöschten Erinnerungen behalten und offenbar sogar ein eigenes Bewusstsein entwickeln, ein System-Update steckt, welche die Probleme verursacht. Allerdings häufen sich die Probleme und einige Hosts gehen auf die Urlauber los – etwas, das eigentlich technisch unmöglich ist und niemals passieren dürfte…

Westworld: Evan Rachel Wood ist Dolores Abernathy
Westworld: Evan Rachel Wood ist Dolores Abernathy © Warner Home Video

Die Westworld-Serie, welche auf dem Roman beziehungsweise dem gleichnamigen Film „Westworld“ von Michael Crichton aus dem Jahr 1973 basiert, avancierte bei Serienstart am 2. Oktober 2016 auf dem Kabelsender HBO zum Publikumsliebling und auch hierzulande konnte diese im Februar 2017 auf Sky Atlantic HD die Massen begeistern. Produziert wurde die erste Staffel der Serie von Athena Wickham, Bryan Burk und Jerry Weintraub, während sich Jonathan Nolan – der Bruder des Regisseurs Christopher Nolan – und Lisa Joy für dessen Konzept verantwortlich zeichneten. Für das Konzept hielt aber nicht nur die Filmvorlage aus dem Jahr 1973 her, sondern man orientierte sich auch an Videospielgrößen wie „GTA“ oder „Red Dead Redemption“, welche beide vom renommierten Spielentwickler Rockstar Games geschaffen wurden. Folglich geht man mit der Serie einen etwas anderen Weg und beschäftigt sich mit einer ganz wichtigen Frage: Was macht einen Mensch menschlich? Man geht aber sogar noch einen Schritt weiter und spielt mit der menschlichen Moral und wo deren Grenzen sind, an einem Ort, in dem keine Gesetze gelten und man letztlich machen kann, was man will. Das fängt an bei schlechtem Benehmen, geht über Schlägereien, Vergewaltigung bis hin zum Mord – was an sich alles kein Problem darstellt – zumindest solange das Opfer ein Host ist. Am nächsten Tag spielt es ohnehin keine große Rolle mehr, denn die Erinnerungen der Host werden einfach gelöscht, Schäden im Verborgenen repariert und am darauffolgenden Tag wird alles zurück auf null gesetzt. Dabei ist es erstaunlich, wie das Ganze umgesetzt wurde und wie großartig der gesamte Cast, zu dem auch Hollywoodgrößen wie Ed Harris (als der Mann in Schwarz), Evan Rachel Wood (als Dolores Abernathy), Thandie Newton (als Maeve Millay), Jeffrey Wright (als Bernard Lowe) sowie James Marsden (als Theodore „Teddy“ Flood) gehören, von jetzt auf gleich die Mimik ändert, nach einem Software-Update gänzlich andere Rollen verkörpert und auch öfters nackte Haut zeigt. Einer der größten Reize, welche „Westworld – Staffel Eins: Das Labyrinth“ letztlich ausmacht, ist aber die Tatsache, dass man niemals genau weiß, wer jetzt wirklich ein Host oder ein echter Mensch ist, denn selbst hinter den Kulissen und in den Laboren muss man sich so langsam aber sicher die Frage stellen, was real ist und was nicht.

Bild:

Westworld: Evan Rachel Wood spielt Dolores Abernathy
Westworld: Evan Rachel Wood spielt Dolores Abernathy © Warner Home Video

Da der 4K-Edition der Serie nicht nur die 4K UHDs sondern auch die Blu-ray-Variante (beide jeweils auf drei Discs) beiliegen, konnten für den Test beide Fassungen 1:1 miteinander verglichen werden. Das Ergebnis ist überraschend positiv ausgefallen, allerdings mehr auf Seiten der Blu-ray, zumindest was die Endwertung betrifft. Das 1080p-Master der zehn Episoden dürfte das Full-HD-Medium vollständig ausreizen, präsentiert sich überaus scharf, bietet natürliche Farben, wirkt dank des guten Kontrastverhältnisses sowie dem satten Schwarzwert schön plastisch und bietet folglich auch keinen Anlass zur Kritik. Der UHD-Transfer, welcher „leider nur“ auf einem 2K Digital Intermediate basiert und ebenfalls im Ansichtsverhältnis von 1.78:1 (16:9) vorliegt, steht der tollen Qualität des Full-HD-Transfers in nichts nach, dieser punktet jedoch im Detail mit einer besseren Feindetaildarstellung und einer stimmigeren Farbgebung. Diesbezüglich ist es ohnehin etwas verwunderlich, dass Warner Bros. Home Entertainment diesbezüglich nirgends damit wirbt – noch nicht einmal auf dem Cover – das die 4K UHD-Variante mit dem neuen Dolby Vision aufwartet, welches im Gegensatz zu HDR10 nicht mit statischen Metadaten sondern mit dynamischen arbeitet. So ist es hier, die geeignete Hardware vorausgesetzt natürlich, möglich, die Steuersignale von Szene zu Szene oder sogar von Bild zu Bild anzupassen, wodurch sich die jeweiligen Abschnitte perfekt aufeinander abstimmen lassen. Idealerweise unterstützt mein Sony KD-65A1 inzwischen dank Software-Update auch Dolby Vision, ärgerlicherweise hingegen mein Sony UPB-X800 nicht, weshalb sich der Test und die Bewertung lediglich auf das HDR10-Format beschränkt, welches ebenfalls enthalten ist. Hier sind es vor allem die lebendigen Farben, die wahrlich zu begeistern wissen und sich sehr abwechslungsreich präsentieren. In den Innenaufnahmen der Büros und Labore hinter den Kulissen, zeigen sich diese ziemlich kühl, wohingegen die Außenaufnahmen in Westworld schön warm gehalten sind, großartige Sonnenaufgänge sowie einen tollen Himmel bieten, bei dem die einzelnen Blauton-Abstufungen klar zu erkennen sind. Für die Höchstnote hat es hier allerdings dennoch nicht gereicht, da das Master wie bereits erwähnt „nur“ auf einem 2K Digital Intermediate beruht, der Transfer folglich lediglich auf 4K hochskaliert wird und somit hinter den technischen Möglichkeiten des Mediums zurückbleibt.

Ton:

Ed Harris ist der Man in Black
Ed Harris ist der Man in Black © Warner Home Video

Beim deutschen Ton wird leider auch nicht das Maximum aus dem Medium rausgeholt, weil man wieder einmal – wie bei Serien inzwischen üblich – nur Dolby Digital 5.1-Sound bietet. Zur Beruhigung muss hier aber ganz klar angemerkt werden, dass die deutschen Tonspur toll klingt, glasklare Dialoge liefert und sich auch die Effekte sowie die Musik oder besser gesagt, der zum Thema passende Score des deutsch-iranischen Komponisten Ramin Djawadi, der schon die „Game of Thrones“-Reihe stimmig untermalte, großartig über sämtliche Surround-Kanäle verteilt. Verglichen mit dem englischen Originalton in verlustfreiem und zeitgemäßem Dolby Atmos, welchem im Übrigen ein Dolby TrueHD-Kern zugrunde liegt, kann dieser aber zu keiner Zeit mithalten und zieht klar den Kürzeren. Hier wird man nämlich regelrecht mitten rein ins Geschehen gezogen, die Deckenlautsprecher liefern ebenfalls viele direktionale Effekte von oben herab und auch sonst, klingt beim Atmos-Track alles dynamischer, differenzierter und auch kraftvoller. Wirklich schade, das da der deutsche Sound nicht mithalten kann, folglich sollte hier jeder der englischen Audiospur den Vorzug geben – es ist wahrlich ein völlig anderes Ton-Erlebnis.

Extras:

Die 4K-UHD-Edition von „Westworld – Staffel Eins: Das Labyrinth“ bietet viele sehenswerte und informative Specials zur Serie, welche nicht nur exklusiv der Blu-ray vorbehalten bleiben, sondern auch auf den UHD-Discs vorhanden sind. Das Bonusmaterial teilt sich wie folgt auf:

▪ Über die Serie (2:13 min.)
▪ Eine Einladung ans Set (2:16 min.)
▪ Ein Traum wird wahr: Die erste Woche am Set (11:22 min.)
▪ Die Gefahren künstlicher Intelligenz (4:30 min.)
▪ Die Entstehung der Titelsequenz (14:08 min.)
▪ Die Entstehung der Geschichte (29:16 min.)
▪ Der Schlüssel zu den Akkorden (8:05 min.)
▪ Willkommen in Westworld (7:43 min.)
▪ Große Momente-Featurette:
– Teddy gegen den Mann in Schwarz (1:55 min.)
– Ein Host modifiziert sich selbst (1:55 min.)
– Maeve erhält eine Antwort (1:38 min.)
– Bernard trifft auf einen unerwarteten Saboteur (1:23 min.)
– Dr. Fords Blutopfer (1:38 min.)
– Die Wahrheit über Bernard (2:23 min.)
– Dr. Fords neue Inszenierung (3:53 min.)
▪ Verpatzte Szenen (1:40 min.)
▪ hochwertiges Metal-Case
▪ Unternehmenshandbuch: Leitfaden für Mitarbeiter
▪ Booklet mit Episoden-Guide
▪ Ultra-Violett-Code
▪ Wendecover

Wie man anhand der Auflistung unschwer erkennen kann, bieten die Extras eine breite Palette an verschiedenen Beiträgen, welche sich nicht nur mit der Entstehung sondern auch der Arbeit an der gelungenen Serie auseinander setzen. Viele der kurzen Specials sind zwar werbelastige Mini-Featurettes, dafür bieten die längeren Beiträge jedoch mehr Informationsgehalt. Da wir gerade bei Informationsgehalt sind: Eine nette Idee ist übrigens das Delos-Unternehmenshandbuch, welches einen Leitfaden für Mitarbeiter darstellt und ebenfalls mit zum Ausstattungspaket der überaus gelungenen Metal-Case-Verpackung gehört. Einige Pannen vom Dreh, ein UV-Code sowie ein Wendecover sind ebenfalls enthalten und sämtliche Extras liegen darüber hinaus in HD vor und bieten auch deutsche Untertitel. Allerdings ist das Bonusmaterial mit Vorsicht zu genießen und sollte aus Spoilergründen definitiv erst nach Sichtung der Serie angeschaut werden.

Blu-ray Wertung
  • 10/10
    Serie - 10.0/10
  • 9/10
    Bild 4K - 9.0/10
  • 10/10
    Bild - 10.0/10
  • 7/10
    Ton - 7.0/10
  • 7/10
    Extras - 7.0/10
9/10

Kurzfassung

Die erste Staffel von Westworld, welche sich mit dem Mysterium des Labyrinthes beschäftigt, überzeugt inhaltlich auf ganzer Länge und bietet eine spannende und interessante Handlung über das Leben und darüber, was das Mensch sein eigentlich ausmacht. Wirklich großartig!

Fazit:

Nicht verwundert sein: Ich habe in der eigentlichen Kritik kaum etwas zur Story oder den jeweiligen Charakteren erwähnt, da ich nicht unnötig spoilern wollte. Die zehn Episoden, von denen jede knapp über 60 Minuten läuft, können nämlich nur wirklich genossen werden, wenn man noch gar nichts über irgendjemanden weiß, denn das macht den ganz großen Reiz von Westworld aus – wer ist Mensch und wer ist Maschine! Zweifelsfrei kann ich aber mit Gewissheit sagen, dass die erste Staffel mit dem Titel „Das Labyrinth“ phänomenal gut ist und einen extrem hohen Unterhaltungswert bietet. Allerdings sollte man schon Science-Fiction und dem Wilden Westen etwas abgewinnen können, um mit der Serie warm werden zu können. Wer sich aber darauf einlässt, wird sicherlich nicht enttäuscht werden, zumal die technische Umsetzung auf 4K UHD und Blu-ray ebenfalls sehr gelungen ist.


von Roland Nicolai

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. (Kommentar wird erst geprüft)


*