The Secret Man – Blu-ray Kritik

The Secret Man: Liam Neeson ist Mark Felt
The Secret Man: Liam Neeson ist Mark Felt © Wild Bunch

Die Kritik:

The Secret Man Blu-ray Cover
The Secret Man Blu-ray Cover © Wild Bunch

Nur wenigen außer einigen Politik-Interessierten sagt der Name Mark Felt heutzutage wohl etwas, jedoch steht sein Name in Verbindung mit der Enthüllung einer der größten politischen Skandale der Geschichte: Watergate. Felt hatte jahrzehntelang beim FBI in hohen Positionen gearbeitet, als er nach J. Edgar Hoovers Tod im Jahr 1972 zur rechten Hand des von Nixon neu besetzten FBI-Direktors L. Patrick Gray wurde. Gerade in dieser Zeit kam es dann zur Watergate-Affäre, bei der im Auftrag von Richard Nixons Stab im Hauptquartier der Demokratischen Partei von Einbrechern versucht wurde, Abhörwanzen zu installieren und vertrauliche Dokumente zu fotografieren. Diese Situation und diverse andere Amtsmissbräuche seitens Nixon führten schließlich zu dessen Rücktritt, der durch die investigativen Enthüllungs-Artikel der Washington Post-Journalisten Bob Woodward und Carl Bernstein öffentlich forciert wurde. Eine Schlüsselfigur dieses Vorgangs war FBI-Mann Mark Felt, der die Ergebnisse der Ermittlungen um die Watergate-Affäre aus erster Hand verfolgen konnte. Angesichts der unbefriedigenden Ermittlungsarbeit seines Vorgesetzten Gray sah sich der loyale und prinzipientreue Felt dazu gezwungen, kritische und vertuschte Informationen der Außenwelt nicht mehr außen vor zu halten und schließlich zum verdeckten Informanten der Post-Journalisten zu werden – Felt war Deep Throat, wie er schließlich selbst im Jahr 2005 enthüllen ließ.

„The Secret Man“ schildert nun diese Ereignisse aus Felts Sicht, der hier in einer minimalistisch-zurückhaltenden Performance von Liam Neeson portraitiert wird. So beginnt der Film quasi mit dem Tod von J. Edgar Hoover und der darauf folgenden Ernennung des Nachfolgers L. Patrick Gray (Marton Csokas), zu dem der stets übergangene Felt eine eher distanzierte Beziehung führt. Diese wird auch nicht besser, als es zum Einbruch im Watergate-Komplex kommt und Felt die Vorgehensweise seines jahrzehntelangen Arbeitgebers moralisch nicht mehr tragen kann.

The Secret Man: Diane Lane ist Audrey Felt
The Secret Man: Diane Lane ist Audrey Felt © Wild Bunch

Regisseur und Autor Peter Landesman, seinerseits selbst ehemaliger Investigativ-Journalist über internationalen Waffen- und Menschenhandel und Reporter in weltweiten Krisengebieten, präsentiert hier nun seinen dritten Spielfilm als Regisseur. Das Sujet ist zweifelsohne faszinierend und entspricht genau den Themenbereichen, die Landesman in seiner journalistischen Arbeit für das New York Times Magazine und andere illustre Blätter, aber auch in seinen Filmen „Erschütternde Wahrheit“, „Kill the Messenger“ oder „Parkland“ bearbeitet hat. Waren besagte Filme noch von großer Dringlichkeit und Intensität geprägt, fällt „The Secret Man“ leider eher überraschend flach. Anders als etwa der ultimative Watergate-Film „Die Unbestechlichen“ baut Landesman Politthriller nur wenig paranoide Spannung auf, sondern kommt als recht biederes und sehr dialoglastiges Kammerspiel daher, das kaum zu packen weiß.

Auch wenn Landesman hier ein bemerkenswertes Ensemble auffährt, das aus zahlreichen Charakterköpfen wie Diane Lane, Tony Goldwyn, Josh Lucas, Bruce Greenwood, Michael C. Hall oder Tom Sizemore besteht, bekommt hier kaum einer der genannten Akteure die Chance zu glänzen und ihren Figuren Dimension zu geben. „The Secret Man“ ist jedoch unzweifelhaft Liam Neesons Film, der endlich nach gefühlt unzähligen Actionstreifen nochmal eine schöne Charakterrolle spielen kann. So funktionert „The Secret Man“ auch mehr als Charakterportrait als echter Thriller. Neeson interpretiert Felt als geradlinigen, präzisen und prinzipientreuen Mann, der seine Worte mit Bedacht wählt und trotz zurückhaltender Präsenz Intensität und Autorität ausstrahlt. Mit seinem fast schon minimalistischen Spiel lässt Neeson hier jede noch so kleine Regung zählen, wodurch sich stets viel in seinen Augen abspielt. Eine wirklich faszinierende und filmische Persönlichkeit spielt er trotz dessen großer Bedeutung als Whistleblower jedoch leider nicht.

Die Felts: Diane Lane, Liam Neeson und Maika Monroe
Die Felts: Diane Lane, Liam Neeson und Maika Monroe © Wild Bunch

Landesman liegt diese Figur spürbar am Herzen und auch in historischer Hinsicht scheint sein Film präzise und hervorragend recherchiert zu sein. Der Funke springt hier dennoch selten wirklich auf den Zuschauer über, was aus „The Secret Man“ eine merkwürdig flache und steife Angelegenheit macht. Schon direkt zu Beginn, als Felts Kollegen Ed Miller (Tony Goldwyn) und Charlie Bates (Josh Lucas) die Präsidentengeschichte der letzten Jahrzehnte in Bezug auf ihr Verhältnis zu J. Edgar Hoover Revue passieren lassen, klingen die Dialoge wenig natürlich und sehr expositionslastig. Das bessert sich später durchaus etwas, richtig lebendig wird dieser Film trotz seiner enorm hohen Aktualität angesichts der James Comey Leaks und der gesamten Trump-Präsidentschaft jedoch leider nie.

Bild:

Der digital auf Arri Alexa fotografierte Film präsentiert sich in kristallklarer Hochglanz-Ästhetik und meist eher kühlen, ins Bläuliche gehenden Farben. Kontraste und Schwarzwerte sind hier auf durchgehend hohem Niveau, ebenso wie die hohe Schärfe und Detailfreudigkeit, die vor allem in den zahlreichen Großaufnahmen stark zur Geltung kommen. Nur an manchen Stellen kommt hier ein minimales Rauschen zum Vorschein, ansonsten bewegt sich diese Umsetzung auf hohem und zeitgemäßem Niveau.

Ton:

The Secret Man: FBI Agent Mark Felt (Liam Neeson)
The Secret Man: FBI Agent Mark Felt (Liam Neeson) © Wild Bunch

Auch wenn „The Secret Man“ eine sehr dialog- und damit frontlastige Angelegenheit ist, gefällt die akustische Umsetzung mit immer wieder eingestreuten Umgebungssounds und Dynamik. So kommt auch der Subwoofer mit tiefen Tönen immer wieder überraschend prägnant und druckvoll zur Geltung. Ansonsten gefallen die Tonspuren mit Präzision und sehr guter Klarheit und Verständlichkeit.

Extras:

Die auf der Blu-ray enthaltenen Interviews mit Cast und Crew erweisen sich insgesamt als einsichtsreich, könnten jedoch noch tiefer auf die Materie eingehen. Hinzu kommen nur die obligatorischen Trailer.
Interviews (Liam Neeson & Peter Landesman (04:36 Min.), Diane Lane (01:38 Min.), Tony Goldwyn (11:46 Min.), Peter Landesman – Regisseur (16:37 Min.))
Trailer (02:11 Min.)
Trailershow

Blu-ray Wertung
  • 6.5/10
    Film - 6.5/10
  • 8.5/10
    Bild - 8.5/10
  • 8.5/10
    Ton - 8.5/10
  • 3.5/10
    Extras - 3.5/10
6.5/10

Kurzfassung

„The Secret Man“ schildert den Watergate-Skandal und dessen Enthüllung aus Sicht des FBI-Whistleblowers Mark Felt, was dieses Charakterportrait zu einem enorm zeitgemäßen Film macht.

Fazit:

„The Secret Man“ erweist sich als etwas biederes Portrait eines prinzipientreuen und loyalen Mannes, der aus moralischen Gründen eine Grenze zieht und seinen jahrzehntelangen Arbeitgeber mutig hintergeht. Echte Dringlichkeit und Spannung lässt dieses dialoglastige Kammerspiel leider vermissen, was Peter Landesman Film trotz faszinierender historischer Grundlage etwas flach erscheinen lässt.


von Florian Hoffmann

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. (Kommentar wird erst geprüft)


*