The Hole in the Ground – Blu-ray Kritik

Szenenfoto The Hole in the Ground
Szenenfoto The Hole in the Ground © Savage Productions

Die Kritik:

The Hole in the Ground - Blu-ray Cover
The Hole in the Ground – Blu-ray Cover © Weltkino Filmverleih

Immer wieder kommt es gerade heutzutage vor, dass an und für sich gute Filme Opfer ihrer eigenen, unvorteilhaften Vermarktungspolitik werden. Insbesondere Teaser und Trailer haben nicht nur die Aufgabe, potenzielles Publikum neugierig zu machen, auf das was kommt, sondern vermitteln auch schon einen ersten Eindruck davon, wohin die Reise möglicherweise hingehen wird: In welchem Genre bewegt sich der Film? Welche Zielgruppe soll angesprochen werden? Worauf kann man sich beim eventuellen Schauen einstellen. Leider passiert es immer wieder, dass die Promotion und die Art der Anpreisung eben diese Funktion nicht erfüllt und schlimmer noch: Eine vollkommen falsche Erwartungshaltung beim Publikum erzeugt: zuvor gesehene Szenen tauchen im fertigen Gesamtwerk gar nicht erst auf; in der über zweiminütigen Vorschau wird der gesamte Handlungsverlauf schon im Schnelldurchlauf abgefrühstückt, oder, wie im vorliegenden Werk „The Hole in the Ground“, werden spezielle Sequenzen so zusammengeschnitten, dass sie den Eindruck eines ganz anderen Films vermitteln. Zwar wurde Dieser auf seiner Weltpremiere auf dem Sundance Festival mehr als wohlwollend aufgenommen, aber im Heimkino war ein großer Teil des Publikums durch falsche Erwartungen ein wenig enttäuscht von dem gering gehaltenen Horroranteil. Inwieweit diese Enttäuschungen gerechtfertigt sind beleuchten wir im Folgenden genauer.

Sarah O’Neill (Seána Kerslake) ist eine von der Vergangenheit mit ihrem gewalttätigen Ex-Mann so schwer gezeichnet, dass sie mit ihrem sieben Jahre alten Sohn Chris (James Quinn Markey) in die Einöde des irischen Hinterlands zieht, um sich aus seinem Bannkreis zu lösen und so gut es geht ein neues Leben zu beginnen. Doch immer wieder werfen Flashbacks die junge, verzweifelte Mutter aus der Bahn und erschweren nicht nur das Beisammensein mit ihrem Sohn, sondern beinträchtigen auch ihren neuen Job in einem Antiquitätenladen massiv. Als Chris dann eines Tages in dem angrenzenden Waldgebiet eine riesige Senkgrube entdeckt und sich sein Verhalten schleichend verändert, beginnt Sarah zunehmend daran zu zweifeln, ob sie es sich immer noch um ihren eigenen Sohn handelt, oder ob etwas Böses seinen Platz eingenommen hat. Was hat die Grube damit zu tun und welche Rolle spielt die geistig umnachtete Nachbarin?

Szenenfoto The Hole in the Ground
Szenenfoto The Hole in the Ground © Savage Productions

Bei der Inhaltsangabe und den passenden Trailern wurde den Horrorbegeisterten suggeriert es mit einer bitterbösen Evil-Child-Thematik à la Das Omen, Joshua oder dem kürzlich erschienenen The Prodogy zu tun zu haben. Doch nach kurzer Einführungszeit kommt die Ernüchterung: Nicht dämonische Mächte und eine Übernatürliche Bedrohung geben sich einen Schlagabtausch, sondern äußerst irdische, menschliche Abgründe in Form von Depression, Paranoia und den tief im Menschen verwurzelten Urängsten bilden die zentralen Themen, denen Lee Cronin sein Hauptaugenmerk gewidmet hat. Seána Kerslake war eine perfekte Wahl für die Verkörperung einer innerlich zerrütteten Mutter, die nach und nach an ihren seelischen Verletzungen sichtbar zu Grunde zu gehen droht. Das Pendon dazu rundet Jungdarsteller James Quinn Markey hervorragend ab, der seine Rolle als zwielichtiger Sohn der nicht nur für seine Mutter, sondern auch für das Publikum bis zum Schluss ein Rätsel bleibt, beanstandungslos meistert.

Szenenfoto The Hole in the Ground
Szenenfoto The Hole in the Ground © Savage Productions

Der im Trailer versprochene Terroranteil, der besonders durch die immer schlimmer werden Wahnvorstellungen Sarahs eine Menge Potenzial gehabt hätte, wird im fertigen Film allerdings mehr subtil und unterschwellig durch den Bildschirm transportiert. Jump Scares oder andere schockierende Bilder sucht man vergeblich, was keineswegs einen Kritikpunkt darstellt, denn eben jene sind bei The Hole in the Ground auch nicht nötig, um die eher an Der Babadook erinnernde Spirale des Wahnsinns effektiv in Szene zu setzen. Man kann sagen, der Film erzeugt eine sehr intensive Atmosphäre aufgrund der authentischen und einzigartigen Präsentation des Gefühlslebens der Protagonisten. Allen voran Seána Kerslake, die innerhalb des minimalistischen Setting und der simplen Ausgangssituation fast schon eine Ein-Frau-Show abliefert, die bis zum Schluss in ihren Bann zieht. Ein Großteil der beklemmenden Grundstimmung, die dieses Psychodrama von Anfang bis Ende beibehält, wird durch die geschickt platzierte Soundkulisse und die ruhige Kameraführung, die teils gefühlte Minuten auf dem Gesichtsausdruck bestimmter Personen verharrt, erzeugt. Ein Stilmittel, das Hereditary vor einiger Zeit zu einem herausragenden Meisterwerk hat werden lassen. In dem irischen Vertreter The Hole in the Ground funktioniert das zwar ebenfalls, aber nur unter dem Gesichtspunkt eines Dramas, nicht aber unter der angepriesenen Kategorie Horror oder gar Terror.

Bild:

Das Bild im 1080p 16:9 überzeugt auf ganzer Linie und besticht durch gestochen scharfe, überwiegend dunkel gehaltene Farben. Die Kulissen sind fast schon märchenhaft metaphorisch in Szene gesetzt, die in Verbindung mit der ruhigen Kameraführung und den irischen Landschaftsaufnahmen ein einzigartiges Gesamtbild erzeugen.

Ton:

Der Ton ist in zwei Audiospuren (O-Ton Englisch DTS 5.1, Deutsch DTS 5.1) verfügbar und lässt keinen Raum für Beanstandungen. Die Soundkulisse ist punktgenau platziert und tut sein Übriges um eine ganz besondere Atmosphäre zu schaffen.

Extras:

Extras gibt es bis auf einen Trailer keine.

Blu-ray Wertung
  • 8/10
    Film - 8/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
8/10

Kurzfassung

Überzeugendes, atmosphärisch dichtes Psychodrama mit überzeugenden Darstellern!

Fazit:

Wie bereits eingangs erörtert ist The Hole in the Ground unter der richtigen Erwartungshaltung kein schlechter Film, im Gegenteil. Durch die feine Besetzung, die passend gewählten Stilmittel und die nicht Hollywood-verseuchte Produktionsart ist dieses Langspieldebut ein vor Metaphern strotzendes Psychodrama, das es schafft viele soziale Brennpunkte wie häusliche Gewalt, Depressionen und tief sitzende Urängste gekonnt auf die Leinwand zu projizieren und den Zuschauer mitzunehmen ohne zu versuchen ihn zu verstören. Einzig und allein der Fehler den Film als Horrorschocker anzupreisen tat ihm alles andere als gut und kann dadurch allenfalls Enttäuschung während des Schauens aufkommen lassen.


von Christoph Berger

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