Blu-ray-Filmkritik zu Sobibor und dem Aufstand im SS-Vernichtungslager

Die Insassen im Lager Sobibor
Die Insassen im Lager Sobibor © KSM GmbH

Die Kritik:

Sobibor Bluray Cover
Sobibor: Blu-ray Cover © KSM GmbH

Der Aufstand von Sobibor war ein zum großen Teil erfolgreicher Ausbruch aus dem SS-Vernichtungslager während des 2. Weltkrieges. Der gleichnamige biografische Spielfilm startete letztes Jahr im Kino und wurde von Russland ins Oscar-Rennen geschickt (ohne Erfolg). Am 25.04.2019 erscheint das Drama nun auf Blu-ray.

Der Protagonist des Aufstandes Alexander ‚Sasha‘ Petschjorski schrieb seine Erlebnisse an jene Zeit nieder. Der erst postum verehrte Held erntete zu Lebzeiten keinerlei Ruhm. Seine Biografie erschien erst vor kurzem, was schließlich als Informationsquelle für diesen Film gedient haben dürfte.

Regisseur und Hauptdarsteller des Films ist Konstantin Khabenskiy. Er spielt Petschjorski, der als kampferfahrener, sowjetischer Offizier und Jude von den Deutschen als Gefangener nach Sobibor gebracht wurde. Für einige Mitgefangene gilt er als Rettung, der die Flucht aus dem Lager planen soll. Andere wiederum hassen ihn und fürchten den Zorn der Deutschen, sollte der Plan nicht aufgehen.

Sobibor - Die Juden werden transportiert
Die Juden werden einquartiert © KSM GmbH

Klar sollte hier sein, dass es sich um einen Spielfilm und keinen Tatsachenbericht handelt. Gleichzeitig wird vom Film „Sobibor“ jedoch fast erwartet, dass man einige detaillierte Hintergründe kennt. Zu viele eigentlich wichtige Informationen werden nur am Rande geklärt. Das betrifft vor allem den Protagonisten Petschjorski. Der eigentliche Held der Geschichte wird eher nebenbei eingeführt, seine Vergangenheit nur lose erklärt. Warum er von einigen Mitgefangenen als Heilsbringer gesehen wird, ist nicht sofort klar. Auch dass er im Film mit seinem Spitznamen Sasha angesprochen wird, könnte irritieren. Ein kompletterer und ausformulierter Blick auf den Mann als Hauptfigur hätte womöglich mehr Sinn ergeben, aber sei’s drum.

Sobibor - Lager-Kommandant Karl Frenzel (Christopher Lambert)
Lager-Kommandant Karl Frenzel (Christopher Lambert) © KSM GmbH

Stattdessen startet das Drama mit der neuen Einlieferung von Juden, die noch nichts von ihrem Schicksal wissen. Für den Zuschauer ist es beinahe unfassbar, wie ahnungslos sie in ihr späteres Verderben einquartiert werden. Dieser Anfang ist am heftigsten und findet einen traurigen Höhepunkt. Das wird jedoch keineswegs billig ausgekostet oder gleitet zu stark in die Emotionalität ab, sondern bebildert die Brutalität der Deutschen beinahe nüchtern.

Szenenbild aus Sobibor
Szenenbild aus Sobibor © KSM GmbH

Auch wenn fortan noch einzelne Figuren gequält werden, geht „Sobibor“ danach etwas weniger an die Nieren. Stattdessen entscheidet sich der Film für eine andere Linie und setzt mehr auf Unterhaltung. Das geht gerade so noch in Ordnung, denn die Schrecken sind schlichtweg bekannt. Und wenn das KZ-Drama später in Thriller-Gefilde abtaucht, gefällt das außerdem richtig gut. Die Planung und die Umsetzung des Ausbruchs werden nämlich durchaus spannend erzählt, sodass man mit fiebert.

Was noch etwas negativ auffällt sind einige Charaktere. Zu viele Gefangene und Einzelschicksale werden hier versucht, unter einen Hut zu bringen. Bei einigen gelingt das noch gut, bei anderen weniger. Die Deutschen wiederum sind alle skrupellos und gleich böse Sadisten, was viel Hass schüren soll. Bei SS-Befehlshaber Karl Frenzel (Christopher Lambert) ist auch die Optik zu übertrieben verunmenschlicht worden. Alles andere wäre bei KZ-Filmen wohl auch fehl am Platz. Andererseits ist es erschreckend und auch unwahr, dass keine der Soldaten Probleme mit dem Morden hatten.

Bild:

Das Bild der Blu-ray im Format 16:9 (1920x1080p) ist knackscharf. Auch im dunkleren fällt kaum mal ein Filmkorn auf. Im Gedächtnis bleiben die Bilder des nachdrücklichen Endes, die beinahe unwirklich erscheinen.

Ton:

Der Soundtrack ist emotional, aber nicht zu dick aufgetragen. Lautstärke und Synchronisation sind einwandfrei.

Extras:

Hier gibt es den Trailer und eine kurze Bildergalerie. Der Zeig auf die wahren Ereignisse fehlt komplett wie z.B. Originalbilder oder Interviews. Am Ende des Films gibt es lediglich kurze Fakten. Weitere Informationen wären hier wünschenswert gewesen. Denn so bleibt nur der Eindruck eines Films, der auf wahren Begebenheiten beruht und nicht mehr.

  • 7.5/10
    Film - 7.5/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 9/10
    Ton - 9/10
  • 2/10
    Extras - 2/10
7.5/10

Kurzfassung

Weitgehend realistischer Spielfilm über den Ausbruch aus dem Vernichtungslager in Sobibor.

Fazit:

Sobibor hat einen leicht ungewöhnlichen Verlauf, der ein gewisses Vorwissen voraussetzt. Anders ist die plötzlich auftretende Hauptperson namens Alexander ‚Sasha‘ Petschjorski schwierig zu erklären. Hervorzuheben ist die gute Spannungskurve, einige tolle (wenn auch zu viele) Figuren und realistische Actionszenen. Das Ende wiederum will vielleicht etwas zu viel, bleibt aber jedenfalls in Erinnerung.


von Nicolas Wenger

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