Sicario – 4K UHD Blu-ray Kritik

Sicario 4K UHD Blu-ray
Sicario 4K UHD Blu-ray © STUDIOCANAL GmbH

Die Kritik:

Sicario 4K UHD Blu-ray Cover
Sicario 4K UHD Blu-ray Cover © STUDIOCANAL GmbH

Sicario bedeutet auf Spanisch so viel wie Auftragskiller. In der Antike jedoch galten solche Auftragskiller als Sicarii, welche den Auftrag hatten, in der Provinz Judäa römische Besatzungssoldaten zu ermorden. Heutzutage ist Sicario allerdings keines von beidem mehr, sondern steht inzwischen für gängige Bezeichnung der Fußsoldaten der Kartelle. Und genau das es ist, womit sich Regisseur Denis Villeneuves neuster Film auseinandersetzt – dem schier aussichtlosen Kampf gegen das mexikanische Drogenkartell.

Im Fokus der Handlung steht die idealistische FBI-Agentin Kate Macer (Emily Blunt), die gerade bei der Erstürmung eines Einfamilienhauses an der Grenze zu Mexiko gemeinsam mit ihren Teamkollegen eine grausame Entdeckung gemacht hat. In den Wänden des Hauses werden dutzende verstümmelte Leichen entdeckt, doch bevor man weitere Nachforschungen anstellen kann, explodiert im nahegelegenen Schuppen eine Sprengfalle und reißt zwei Leute aus Macers Team aus dem Leben. In der anschließenden Missionsbesprechung mit ihrem Vorgesetzten Dave Jennings (Victor Garber) bekommt sie das Angebot, freiwillig einer neugegründeten international agierenden Task-Force des Regierungsbeauftragten Matt Graver (Josh Brolin) beizutreten, um die wahren Drahtzieher hinter diesem Vorfall zur Rechenschaft zu ziehen. Gemeinsam mit Graver und dem undurchsichtigen Söldner Alejandro Gillick (Benicio Del Toro) reist sie in die mexikanische Grenzstadt Juarez, wo das Team einen hochgefährlichen Gefangenen abholen soll. Dieser entpuppt sich als Guillermo Diaz (Edgar Arreola), den Bruder von Manuel (Bernardo P. Saracino), der nicht nur für das Massaker und die Sprengbombe beim Einfamilienhaus verantwortlich war, sondern obendrein auch der Boss des mexikanischen Drogenkartells ist.

ʻSicarioʻ ist zwar die erste Drehbucharbeit von Filmschauspieler, Regisseur und Autor Taylor Sheridan, aber das Skript überzeugt auf voller Länge und auch dessen filmische Umsetzung von Regisseur Denis Villeneuve (ʻArrivalʻ) ist sehr gelungen. Der Film, der eine Gesamtlaufzeit von etwas über zwei Stunden hat, nimmt sich passagenweise zwar sehr viel Zeit und bietet einen manchmal etwas zähen Erzählfluss, das alles ist aber Mittel zum Zweck und passt hervorragend zum Geschehen der Story.

Sicario - FBI-Agentin Kate Macy (Emily Blunt)
Sicario – FBI-Agentin Kate Macy (Emily Blunt) © STUDIOCANAL GmbH

Wenn das Team rund um Graver, Gillick und Macer, zu dem im späteren Verlauf der Handlung auch noch deren früherer Teamkamerad Reggie Wayne (Daniel Kaluuya) hinzustößt, den langen Weg durch die Straßen von Juarez zurücklegt und dabei die Anspannung stetig nach oben getrieben wird, nicht zuletzt auch durch die aufgehängten und verstümmelten Leichen in einigen Stadtbezirken, dann sind das ganz große Momente, welche nicht nur die Spannung anheizen, sondern diese auch zu einem befriedigenden Abschluss bringen, wenn es beispielsweise anschließend auf einer belebten Straße mitten im Verkehrsstau zu einem schnellen aber umso realistischeren Shoot-Out zwischen der Task-Force und der Drogenmafia kommt. Schnell wird hier klar, dass man nirgends wirklich sicher ist und selbst in den eigenen Reihen korrupte Kollegen agieren könnten. ʻSicarioʻ ist hart und schmutzig, aber auch äußerst realistisch geraten, von allen Beteiligten großartig dargestellt und bietet viele Schauwerte, die man in dieser Form nur selten zu sehen bekommt. Dazu gehören unter anderem auch die überraschende Szene mit Kate und ihrem Lover Ted (Jon Bernthal) und auch das fulminante Finale, welches in einer nächtlichen Erstürmung eines Schmugglertunnels gipfelt. Hier bekommt man dann in völliger Dunkelheit zu sehen, wie eine Spezialeinheit mit Nachtsichtgeräten agiert, was man in dieser Form eigentlich bislang nur aus Shootern wie ʻCall of Duty: Modern Warfareʻ kannte. Ganz großes Kino!

Bild:

Sicario - Söldner Alejandro (Benicio del Toro)
Sicario – Söldner Alejandro (Benicio del Toro) © STUDIOCANAL GmbH

Der Transfer ist im Ansichtsverhältnis von 2,35:1 (16:9) gehalten und basiert auf einem 4K Intermediate, das sich mindestens genauso sehen lassen kann wie der eigentliche Film. Das Bild ist dauerhaft gestochen scharf, so das man mühelos jede Pore auf Emily Blunts Haut oder die Falten in John Brolins Gesicht erkennen kann. Die Detailtiefe des Transfers ist ebenfalls enorm, so dass sich selbst feinste Muster, wie beispielsweise das der Couch im Flugzeug oder jeder einzelne Dachziegel der mexikanischen Häuser klar und deutlich abzeichnen. Ebenfalls beachtlich ist die Laufruhe und die überaus gelungene Kameraführung von Kameramann Roger Deakins (ʻJames Bond 007: Skyfallʻ), welche mit ruhigen Bildern und Schwenks oftmals die mexikanische Landschaft und deren Umgebung ins rechte Licht rückt. Gefällig ist auch das Farb- sowie Kontrastverhältnis, welches sich hier zwar überwiegend mit warmen erdigen Farbnuancen präsentiert, aber dennoch von HDR und dem erweiterten Farbraum profitiert. Vor allem die Darstellung des Himmels, der sich in vielen ineinanderlaufenden Blautönen präsentiert oder wenn die Spezialeinheit bei untergehender Sonne mit ihren Nachtsichtgeräten in Richtig Tunnel marschiert, dann ist das schon sehr beeindruckend. Beachtlich ist auch der Schwarzwert, der vor allem in dunklen Bereichen zur vollen Stärke aufläuft, wenn Details im Dunkeln nicht einfach verschluckt sondern sich tatsächlich deutlich sichtbar abzeichnen.

Ton:

Sicario - FBI-Agentin Kate Macy (Emily Blunt) im Tunnel
Sicario – FBI-Agentin Kate Macy (Emily Blunt) im Tunnel © STUDIOCANAL GmbH

Auch bei der Soundauswahl ist man bei Studiocanal in die Vollen gegangen und hat ʻSicarioʻ mit einer zeitgemäßen Abmischung in Dolby Atmos ausgestattet, was erfreulicherweise nicht nur für den englischen Originalton sondern auch für die deutsche Sprachfassung gilt. Beiden liegt wiederrum ein Dolby TrueHD 7.1-Core zugrunde, der sehr aktiv klingt, während der Actionsequenzen schön aggressiv arbeitet und eigentlich kaum Wünsche offen lässt. Zwar geht es in ʻSicarioʻ überwiegend sehr dialoglastig zur Sache, wenn aber das Drogenkartell oder die Spezialeinheiten zu den Waffen greifen, dann klingt das nicht nur sehr realistisch, sondern verteilt sich auch exzellent auf sämtliche Surround-Kanäle. Kugeln zischen während der Schusswechsel bedrohlich durch den Raum, die Patronenhülsen fallen authentisch zu Boden und wenn zu Beginn des Films der Schuppen neben dem Einfamilienhaus in die Luft fliegt, dann darf der Subwoofer eindrucksvoll unter Beweis stellen, weshalb dieser im heimischen Wohnzimmer eine Daseinsberechtigung genießt. Ab und an leidet unter den Actionsequenzen jedoch etwas die Verständlichkeit, was auf zu leise abgemischte Dialoge zurückzuführen ist. Das macht sich allerdings nur wirklich bemerkbar, wenn man den Ton ausschließlich über die TV-Lautsprecher wiedergibt, beim AV-Receiver lässt sich dieses kleine Manko aber spielend leicht durch die Zuschaltung der Dynamic-Volume-Funktion wieder ausgleichen. Sehr gelungen ist indessen die musikalische Untermalung des isländischen Komponisten Jóhann Jóhannsson (ʻPrisonersʻ), der mit seinen melodischen Klängen und teils sehr bedrohlichen Stücken wie zum Beispiel „The Beast“ stets für die passende Atmosphäre sorgt.

Extras:

Disc 1 (4K UHD):

▪ ohne Bonusmaterial

Disc 2: (Blu-ray):

▪ ‚In die Finsternis eintreten: Das visuelle Design‘ (16:04 min.)
▪ ‚Blunt, Brolin & Benicio: Die Darstellung der Charaktere‘ (13:58 min.)
▪ ‚Kampfzone: Der Hintergrund von Sicario‘ (13:06 min.)
▪ ‚Takte aus der Wüste: Die Filmmusik‘ (6:02 min.)

Zwar wurde uns für unsere Kritik seitens Studiocanal neben der 4K-Disc lediglich die zusätzliche DVD und nicht die herkömmliche Blu-ray zur Verfügung gestellt, da diese aber exakt das gleiche Bonusmaterial enthält, konnten wir dieses zumindest sichten, auch wenn das gesamte Material dann jedoch nur in SD-Qualität vorlag. Das ist aber nicht weiter tragisch, da wir an dieser Stelle dann nur auf dessen qualitativen Inhalt zu sprechen kommen, was ja auch eigentlich das Wichtigste ist. Die Extras umfassen insgesamt vier Featurettes, welche eigentlich alle relevanten Hintergrunddetails der Produktion abdecken dürften. Den Anfang macht „In die Finsternis eintreten“ in welchem Regisseur Denis Villeneuve genauestens schildert, wie man an das visuelle Design und auch die Gewaltdarstellung des Films heranging, um alles so realistisch und authentisch wie möglich aussehen zu lassen. Während sich in „Die Darstellung der Charaktere“ hauptsächlich Blunt, Brolin und Benicio über das Porträtieren ihrer Figuren äußern, fokussiert man sich hingegen in „Kampfzone: Der Hintergrund von Sicario“ auf die realen Geschehnisse, welche durch die mexikanischen Drogenkartelle tagtäglich zu beobachten sind. Das letzte Feature namens „Takte aus der Wüste“ widmet sich der Filmmusik des isländischen Komponisten, Keyboarder und Filmemacher Jóhann Jóhannsson, welchen Villeneuve während seiner Arbeit an ʻPrisonersʻ entdeckte und der sich mit seinem bedrohlichen Score an Genregrößen wie beispielsweise Steven Spielbergs ʻDer weiße Haiʻ orientierte.

Blu-ray Wertung
  • 9/10
    Film - 9.0/10
  • 9.5/10
    Bild 4K - 9.5/10
  • 9/10
    Ton - 9.0/10
  • 5.5/10
    Extras - 5.5/10
8.5/10

Kurzfassung

‚Sicario‘ bietet nicht nur inhaltlich prächtige und spannende Unterhaltung, sondern ist auch auf technischer Ebene großartig auf das 4K UHD-Format umgesetzt worden. Man darf gespannt sein wie es weitergeht, denn die ʻSoldadoʻ betitelte Fortsetzung ist bereits für Juni 2018 geplant.

Fazit:

Denis Villeneuves ʻSicarioʻ ist im Erzählfluss zwar etwas zäh, bietet aber eine unterhaltsame und spannende Story, welche zudem überaus zeitgemäß ist und die unglaubliche Macht sowie den Einfluss der mexikanischen Drogenkartelle auf schonungslose Art und Weise demonstriert. Alle Darsteller machen ihre Sache mehr als gut und agieren sehr überzeugend, vor allem Emily Blunt als FBI-Agentin Kate Macer, deren Beteiligung an dieser skrupellosen Task-Force – wie sich später noch herausstellt – ganz spezielle Gründe hat. Kurzum: Ein intensiver, hochspannender und überaus sehenswerter Drogen-Thriller!


von Roland Nicolai

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