Plötzlich Familie – Blu-ray Kritik: Lustig, sympathisch und emotional ergreifend

Mark Wahlberg und Rose Byrne
Mark Wahlberg und Rose Byrne © Paramount Home Entertainment

Die Kritik:

Plötzlich Familie - Blu-ray Cover
Plötzlich Familie – Blu-ray Cover © Paramount Home Entertainment

Regisseur Sean Anders wurde der Masse bekannt durch seine Regiearbeit bei den Komödien „Chaos Dad“, „Kill the Boss 2“ oder den „Daddy’s Home“-Filmen. Insofern lag die Erwartung für PLÖTZLICH FAMILIE in einem ähnlichen Bereich. Gehofft habe ich auf eine simple und kurzweilige Comedy, die schon mal unter die Gürtellinie gehen kann, aber vielleicht aufgrund der Thematik mit ein wenig Herz versehen ist. Überraschender Weise bietet der Film aber so viel mehr.

PLÖTZLICH FAMILIE ist semiautobiographisch und inspiriert von den realen Erfahrungen von Sean Anders, der auch am Drehbuch beteiligt war, und seine eigenen Erkenntnisse aus der Welt der Pflegefamilien und Adoptionen hat einfließen lassen (hat 2012 mit seiner Frau ebenfalls drei Geschwister adoptiert).
Dieser Erfahrungsschatz ist spürbar und verleiht dem Film neben der Authentizität vor allem eine Menge Herz. Zwei Dinge, bei denen ich nicht geglaubt habe, dass sie in einem Film, der für mich augenscheinlich eine leichte Familienkomödie zu sein schien, in dieser Art vorkommen würden oder dass sie mich so einnehmen könnten. Daher ist die Kategorisierung des Genres als Dramedy durchaus passend. Auch wenn die gefühlvollen Momente äußerst wirksam sind, so kommen nichtsdestotrotz Situationskomik und Lacher nicht zu kurz. Die Lacher sind nicht plump und zünden situationsgebunden immer solide bis sehr gut und sind äußerst spaßig. Die bereits erwähnten dramatischeren Szenen sind durchaus herzlich und rutschen nie ins Kitschige ab. Das ernste Thema an sich wirkt nie abgedroschen oder zu oberflächlich und verleiht gerade deswegen dem Film eine so einnehmende Wirkung.

Isabela Moner, Mark Wahlberg und Rose Byrne
Isabela Moner, Mark Wahlberg und Rose Byrne © Paramount Home Entertainment

Das liegt vor allem an dem wirklich durchweg starken und glaubwürdigen Cast. Schon die Nebenrollen der beiden Sozialarbeiterinnen Octavia Spencer („Shape of Water“, Oscar als beste Nebendarstellerin für „The Help“) und Tig Notaro („Mädelsabend“), die die Adoptionen regeln und die Eltern in einer Art Selbsthilfegruppe unterstützen, verleihen ihren Figuren eine gewisse schelmische beinahe schon überhebliche Art, aber ohne dabei wirklich arrogant zu wirken und untermalen das warme und herzliche Gefühl, dass den Film so besonders macht. Dieser Balanceakt ist das Herzstück von PLÖTZLICH FAMILIE. Gelebt und auf den Bildschirm transportiert wird es natürlich durch die Darsteller der Familie selber, angefangen bei den beiden Hauptdarstellern um Rose Byrne und Mark Wahlberg, die mehr als authentisch die motivierten wie verzweifelnden Eltern mimen.
Diese Achterbahnfahrt der Gefühle, wenn sie gemeinsam lachen, im nächsten Moment wieder scheinbar einen Fehler gemacht haben, dann mutmaßlich Vertrauen aufgebaut wird, um doch wieder verzweifelt kurz davor zu sein den Kopf in den Sand zu stecken und mit jeder gemeisterten Aufgabe wachsen und zeigen was eigentlich eine Familie ausmacht, ist einfach besonders gekonnt umgesetzt von beiden Darstellern.

Diese Performance wäre zugegeben kaum möglich, wenn die drei Geschwister nicht einen so guten Gegenpart bieten würden. Gespielt von Isabela Moner („Transformers – The Last Knight“, „Sicario 2“), Gustavo Quiroz („Peppermint“) und Julianna Gamiz sind die Kids ein mehr als wichtiger Faktor und geben so erst die Möglichkeit alles aus der Geschichte rauszuholen. Erst so kommen die komplizierten und herausfordernden Aufgaben für die Adoptiveltern zustande und werden erst somit wirksam.

Mark Wahlberg und Rose Byrne
Mark Wahlberg und Rose Byrne © Paramount Home Entertainment

Ob die kleine Lita vom süßen Küken zum Teufel höchstpersönlich mutiert, Juan von einer Panne in die nächste stolpert oder Lizzy rebellisch jegliche Grenzen versucht auszuloten, jeder der Kids ruft eine einzigartige und hervorragende Leistung ab.

Auch wenn hin und wieder manche Verhaltensweisen unlogisch wirken, so authentisch sind sie, wenn man darüber genauer nachdenkt und feststellt, dass nicht jedes Handeln von Kleinkindern über Jugendliche bis hin zum erwachsenen Alter einleuchtend sind. Das macht die Figuren umso menschlicher und erst dann kann man Empathie generieren, wodurch man den Bezug zu ihnen und der Geschichte bekommt und sich richtig vereinnahmen lassen kann.

Bild:

Das Bild bietet einer Blu-ray entsprechende und klare Schärfe.

Ton:

Aufgrund der Thematik kann man keine besonderen Soundeffekte erwarten, allerdings gibt es immer mal wieder Situationen, in denen das 5.1 Dolby Digital auch besonders zum Einsatz kommt und klar und satt durch die Anlage klingt.

Extras:

Die Extras auf der Blu-ray sind ein buntes Allerlei aus vielen einzelnen Aspekten des Making of. So gibt es Einsichten in die Castings der Kids, als auch in das Thema der Adoption an sich, wenn Regisseur Sean Anders gemeinsam mit seiner Frau über die eigene Adoption erzählt und wie sehr diese und die Erfahrung anderer adoptierter Kinder Auswirkungen auf das Drehbuch hatten.
Insgesamt gibt es satte 63 Minuten Extras.

Blu-ray Wertung
  • 8.5/10
    Film - 8.5/10
  • 6/10
    Bild - 6/10
  • 7.5/10
    Ton - 7.5/10
  • 8/10
    Extras - 8/10
8/10

Kurzfassung

PLÖTZLICH FAMILIE ist ein enorm guter Familienfilm geworden und zudem ein wahres Musterbeispiel für diese Art von Film: Lustig, sympathisch und emotional ergreifend.

Fazit:

PLÖTZLICH FAMILIE ist ein enorm gut erzählter Familienfilm geworden, der den Balanceakt zwischen einer guten Komödie und aufrichtigem Drama nahezu perfekt hinbekommt. Der Film generiert auf diese Weise seine Zeit für Lacher, aber lässt auch die Möglichkeit für große Emotionen zu, was der Thematik die entsprechende Authentizität verleiht.
So unerwartet und daher eine so große und angenehme Überraschung. LIKE!


von Christian Willach

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