Blu-ray Filmkritik zu Niemandsland – The Aftermath

The Aftermath - Colonel Lewis Morgan (Jason Clarke)
The Aftermath - Colonel Lewis Morgan (Jason Clarke) © 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Die Kritik:

The Aftermath Bluray Cover
The Aftermath: Blu-ray Cover © 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Niemandsland – The Aftermath ist ein Film, der in Nachkriegsdeutschland spielt. Die Kulisse wird hier vor allem für ein Drama inklusive Feindschaft, Vergebung, Leidenschaft und Betrug genutzt. Hochkarätig mit Keira Knightley, Alexander Skarsgård und Jason Clarke in den Hauptrollen besetzt, startet die Blu-ray am 26.09.2019. In unserer Filmkritik widmen wir uns außerdem wie immer auch dem Bild, Ton und Extras der BD.

Das Liebesdrama basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von Rhidian Brook, welcher die realen Erlebnisse seines Großvaters verarbeitete. Der britische Colonel Lewis Morgan (Jason Clarke) wird im besiegten Deutschland stationiert, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Seine Frau Rachael (Keira Knightley) kommt mit ihm. Nicht unüblich war es, dass entsprechend hohe Militärs private Wohnungen und Häuser von Deutschen für sich beschlagnahmten. Die Regel war wohl der Rauschmiss der Eigentümer, doch Lewis lässt den Witwer Stefan Lubert (Alexander Skarsgård) samt Tochter (Flora Li Thiemann) auf dem Dachboden der eigenen prächtigen Villa leben.

The Aftermath - Nachkriegsdeutschland ist zerstört
Nachkriegsdeutschland ist zerstört © 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Auf Grundlage dieser wahren Begebenheiten verwebt Regisseur James Kent mit Produzent Ridley Scott Drama, Thriller und Romanze in ein nicht immer stimmiges Gesamtgefüge. Die Vergangenheit der Protagonisten sowie die ganze Historie bilden nicht nur das Grundgerüst, es wird vor allem genutzt, um möglichst viel Aufregung in die 108 Minuten zu quetschen. Angesichts einer Buchvorlage ein leider häufig gesehenes Problem, das nicht clever genug in das Film-Drehbuch adaptiert werden konnte. Das fällt spätestens im Finale ziemlich auf.

The Aftermath - Ankunft in der Villa
Ankunft in der Villa © 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Aber der Reihe nach: Regisseur und Kamerateam lassen zu Beginn die Bilder für sich sprechen. Nachkriegsdeutschland und die sehr elegante Keira Knightley scheinen nicht zueinander zu passen. Die Gegensätze der Zerstörung, Hunger und Leid zu der elitären Gesellschaft höher gestellter Briten wird treffend präsentiert. Wer mag, kann auch gesellschaftskritische Anleihen finden.

Vorurteile bestimmen natürlich auch Rachel und die Zwangs-WG mit dem undurchsichtigen Lubert sowie dessen Tochter gestaltet sich schwierig. Alexander Skarsgård spielt die Rolle des attraktiven Deutschen jedoch ohne Kanten und leider ziemlich langweilig. Zu ausgeglichen erscheint dieser und nur selten blitzen die Emotionen auf, die ihn doch eigentlich übermannen müssten. Schließlich hat er seine Frau verloren, war selbst unbeteiligt am Krieg und verliert nun auch noch sein Heim an fremde Besatzer. Seine Tochter gerät relativ unspannend, obwohl hier eine extra Handlung vorliegt, die dem Thriller im Film hätte dienen sollen. Das wird zu nebensächlich abgehandelt.

Flora Li Thiemann in The Aftermath
Flora Li Thiemann © 2019 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Knightley reißt im Laufe des Films das Geschehen an sich und ist eine absolute Idealbesetzung. Ihre Zerrissenheit wird mit der Zeit sehr spürbar, was die erfahrene Schauspielerin sehr sehenswert verkörpert. Eine etwas einfachere Rolle hat Jason Clarke. Pflichtbewusst, nach vorne blickend aber auch ohne Reue ist auch seine Leistung wie immer äußerst solide.

Insgesamt muss sich das Drama vorwerfen lassen, zu vorhersehbar zu agieren. Und spätestens im Finale scheitert man ziemlich an den eigenen Ansprüchen. Die besten inhaltlichen Momente sind dann den Schauspielern zu verdanken, wenn sie ihre Emotionen fern von Kitsch präsentieren.

Bild:

Ein großer Pluspunkt zeigt das Fernseher-füllende Bild. Sowohl die Zerstörung und das prächtige Haus bzw. die feinen Kleider oder Feiern stehen im krachenden Kontrast. Auch die winterliche Natur oder die intimen Szenen liefern tolle Bilder.

Ton:

Ein sehr ruhiger Soundtrack begleitet den Film. Die deutsche Synchronisation macht an einigen Stellen einfach wenig Sinn, wenn der deutsche Lumbert eigentlich gerade Englisch spricht. Qualitativ ist nichts auszusetzen.

Extras:

Die Extras sind ganz ordentlich und beinhalten neben dem Trailer  auch entfallene Szenen, ein Featurette zur Entstehung der visuellen Effekte, ein sogenanntes First Look sowie eine Galerie.

  • 6/10
    Film - 6/10
  • 10/10
    Bild - 10/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 6/10
    Extras - 6/10
7.5/10

Kurzfassung

Interessantes, optisch einwandfreies aber überfrachtetes Liebesdrama in Nachkriegsdeutschland.

Fazit:

Niemandsland – The Aftermath ist ein vielversprechendes Drama, das zu einer interessanten Zeit spielt und gute Schauspieler beinhaltet. In den besten Momenten ist das auch ziemlich mitreißend, doch insgesamt muss sich der Film vorwerfen lassen, zu vorhersehbar zu sein. Nach einem unglücklichen, überdramatisiertem Finale gibt es ein gutes und recht versöhnliches Ende der Dreiecksbeziehung.


von Nicolas Wenger

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