Mom and Dad – Blu-ray Kritik: Deftig schwarzhumoriger Trip

Mom and Dad: Nicolas Cage
Mom and Dad: Nicolas Cage ©KSM GmbH

Die Kritik:

Mom and Dad Blu-ray Cover
Mom and Dad Blu-ray Cover ©KSM GmbH

Welche Eltern kennen nicht dieses innere Bedürfnis ihren Kindern in übertragenem Sinne den Hals umdrehen zu wollen, wenn die Brut mal wieder am Rad dreht? Dieser Frage geht Crank Regisseur Bryan Taylor in vollem satirischen Umfang nach und lässt Nicolas Cage und Selma Blair in „Mom and Dad“ als überspannte Vorstadteltern Jagd auf ihre eigenen kleinen Monster machen.

Generationsdiskrepanzen im Alltag zwischen der „Scheißegal“- und „Null Bock“-Generation und dem älteren und respektsbetonteren Kaliber sind in jedem Haushalt mit Kindern irgendwann ein mehr oder minder großes Thema. Das müssen auch Brent (Nicolas Cage, „Tödliches Verlangen„) und Kendall (Selma Blair) am eigenen Leib erfahren und verarbeiten das eher weniger gut. Die beiden werden Tag für Tag zu Sklaven der kleinen Nervensägen Carly Ryan (Anne Winters), die mitten in der Pubertät gegen alles rebelliert und es auch ziemlich „lame“ findet sich mit ihrer Mutter überhaupt zu unterhalten, ihr dafür regelmäßig das Geld aus der Börse klaut und Josh (Zackary Arthur), der tagein tagaus seinem Vater böse Streiche spielt und ihn in den Wahnsinn treibt.

Mom and Dad: Brent (Nicolas Cage) l. und Kendall (Selma Blair) r.
Mom and Dad: Brent (Nicolas Cage) l. und Kendall (Selma Blair) r. ©KSM GmbH

Als Carly und Josh eines Tages nichtsahnend in der Schule sitzen bildet sich vor dem Schultor ein Mob aus augenscheinlich wutentbrannten Eltern, die unbedingt zu ihren Kindern wollen um ihnen den Garaus zu machen. Selbst von Sicherheitsleuten können sie nicht aufgehalten werden und ein Blutbad beginnt. Das Geschwisterpaar kann unentdeckt entkommen und flüchtet in Richtung des vermeintlich sicheren zu Hauses. Auf dem Weg dorthin finden sie heraus, dass das Morden ausschließlich die eigenen Kinder betrifft, und die Erwachsenen anschließend friedlich so tun als wäre nie etwas gewesen. Ausgelöst wird dieses Phänomen durch ein spezielles Funksignal über die Fernsehgeräte, das den Schutzinstinkt der Eltern ins Gegenteil umkehrt und sie von nur einem Wunsch zu beseelen scheint: Sich von ihrem lästigen Nachwuchs zu befreien. Daheim angekommen sind auch bereits Brent und Kendall „befallen“ und eröffnen eine Hetzjagd bei der alle Mittel erlaubt sind.

Mom and Dad: Lance Hendriksen
Mom and Dad: Lance Hendriksen ©KSM GmbH

Der unter der Kategorie „Horrorkomödie“ laufende „Mom & Dad“ bildet eine mutiges Machwerk des Crank Regisseurs, bei dem zwar auf satirische aber dafür nicht weniger explizite und blutige Art und Weise Kinder und jugendliche schonungslos niedergemetzelt werden. Der Fakt allein hätte vor Jahren noch die Jugendschutzbehörde auf den Plan gerufen und möglicherweise sogar noch einen Skandal nach sich gezogen. Nicht aber im 21. Jahrhundert, dem Zeitalter von Tarantino, Rodriguez und Co., in der so etwas unter „realitätsfern“ oder womöglich „freischaffende Kunst“ als FSK 16 auf den freien Markt geworfen wird. Super für Gorehounds, bedenklich für Personen mit einem Erziehungsauftrag. In dem Punkt werden sich sicher die Geister scheiden. Fakt ist aber auch dass aus schauspielerischer Sicht Selma Blair und Nicolas Cage eine hier eine Glanzleistung bringen und so freaky und durchgedreht wie nie „um ihr Leben“ spielen und auch die Aufteilung in zwei Teile mit unterschiedlichem Fokus der Story sind interessant gewählt.

Mom and Dad: Carly Ryan (Anne Winters) und Josh (Zackary Arthur)
Mom and Dad: Carly Ryan (Anne Winters) und Josh (Zackary Arthur) ©KSM GmbH

Zu Beginn lernen wir die Familie in einem Kurzabriss kennen und begleiten dann Carly zur Schule wo sie Zeuge der ersten Gewaltakte durch Erwachsene wird und mit Freunden die Flucht antritt. Dabei sieht sie viele Eltern die unerbittlich ihren Nachwuchs niedermähen ohne dabei andere Kinder zu behelligen. Nach 45 Minuten wird dann der Ton „Zombieapokalypse“ zu einer „Home-Invasion“ Komödie, wo dann auch endlich Carlys Eltern die Sau raus lassen dürfen. Zwischen Hämmern, Sägen und eben allem anderen was man so als Werkzeug findet darf natürlich auch ein längst überfälliges Krisengespräch unter Ehepartnern nicht fehlen. Die herrlich zügellosen Wutausbrüche von Nicolas Cage im Wechselspiel mit der mehr subtil agierenden, ja fast schon zuckersüß durchtriebenen Selma Blair sind für jeden Liebhaber von Exploitationskino auf jeden Fall Gold wert. Auch die Kinder machen ihre Sache als kleine Seelen fressende Monster vortrefflich. Ebenfalls nicht zu vergessen der kurze aber knackige Auftritt von Horrorurgestein Lance Hendriksen. Schrille Sounds und auflockernde Melodien lassen zwischendrin die zuvor gezeigten Schockbilder schnell verblassen und erfüllen somit als keines Augenzwinkern der Produzenten gekonnt ihren Zweck. Wer sich auf den Mix zwischen beinharter Gewalt und trashig-überzogenen Dialogen einlässt, kann auf makabre Weise gut unterhalten werden.

Bild:

Das Bild ist im 1080p 2,40:1 (16:9) und ist in keinem Punkt zu bemängeln. Gewohnt scharf, ohne Körnungen oder verwaschene Ecken. Die Kameraführung ist besonders in der ersten Hälfte sehr hektisch und die schnellen Schnitte sind der Atmosphäre und dem Geschehen angepasst.

Ton:

Der Ton, in zwei Audiospuren (deutsch, englisch) DTS-HD MA 5.1, ist das effektivste Stilmittel, dessen sich „Mom & Dad“ bedient, um die nötige Balance zwischen Horror und Komödie zu schaffen. Die teils überzogen skurrilen Sounduntermalungen allein sind oft schon einen Lacher wert, weil sie so perfekt platziert sind, dass die schrecklichsten Szenen dadurch an Schrecken verlieren. Interessant und abwechslungsreich.

Extras:

Die Extras beschränken sich auf ein kurzes Featurette, einer Art Making Of unter dem Titel „Midnight Madness“ sowie diverse Trailer und eine Bildergalerie. Mehr ist aber auch nicht notwendig in dem Genre.

Blu-ray Wertung
  • 7/10
    Film - 7.0/10
  • 6/10
    Bild - 6.0/10
  • 10/10
    Ton - 10.0/10
  • 4/10
    Extras - 4.0/10
7/10

Kurzfassung

Deftig schwarzhumoriger Trip, nicht jedermanns Sache.

Fazit:

Mom & Dad ist in Sachen Darstellung alles andere als zimperlich, macht aber im Zusammenhang mit tatsächlichen Eltern-Kinder Problemen in überspitzter und satirischer Form hinten heraus definitiv Spaß. Mir persönlich hat die Kombination Cage/Blair sehr gut gefallen und man merkt das ein Herr Cage auf seine letzten Tage als Schauspieler noch mal alles aus sich rausholt. Ich für meinen Teil kann es kaum erwarten ihn im kommenden Sektenhorrorfilm „Mandy“ auf einem Rachefeldzug auf LSD zur Axt greifen zu sehen. Mom & Dad ist mit Sicherheit kein Film für jeden, und an dieser Stelle möchte ich deshalb auch keine direkte Empfehlung aussprechen, was aufgrund der Thematik allein schon etwas makaber wäre. Ich kann nur sagen dass mich der Film in der ersten Hälfte etwas schockiert hat, ich aber in der zweiten Hälfte eine Menge Spaß hatte. Die erhaltene FSK 16 halte ich allerdings für einen schlechten Witz, fast schon geschmacklos und definitiv unangemessen.


von Christoph Berger

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