Maria Stuart, Königin von Schottland – Blu-ray Kritik

Margot Robbie in Maria Stuart, Königin von Schottland
Margot Robbie in Maria Stuart, Königin von Schottland © Universal Pictures

Die Kritik:

Zum wiederholten Male wird die Geschichte rund um Maria Stuart und Elizabeth I., Königin von England, verfilmt. Doch leider will der Funke zu keinem Zeitpunkt des Films überspringen. Großartige Darstellerinnen, ein tolles Set-Design, authentische Kostüme und bis auf einen Makel hervorragende Make-up-Arbeit – dennoch krankt der Film an seinem schleppenden Drehbuch und kraftlosen Dialogen, weswegen hier letztlich ein solider Streifen entstanden ist, der jedoch keineswegs einen vom Hocker reißen konnte.

Maria Stuart, Königin von Schottland -Blu-ray Cover
Maria Stuart, Königin von Schottland -Blu-ray Cover © Universal Pictures

Der Film erhielt vor drei Monaten zwei Oscarnominierungen in den Kategorien „Bestes Kostümdesign“ und „Bestes Make-up und Hairstyling“. Ersteres geht vollends in Ordnung. Da der Film jedoch eine Zeitspanne von ca. 25 Jahren erzählt, Saoirse Ronans Figur Maria Stuart jedoch kaum gealtert aussieht, hätte man, was den Alterungsprozess angeht, sich mehr Mühe geben können. Ansonsten ist das Make-up bei sämtlichen Figuren, allen voran Margot Robbie als Königin Elizabeth, sehr gelungen. Auch das Szenenbild wirkt sehr natürlich. Der Film hat einen sehr körnigen, ja fast schon dreckigen Look. Das ist keine Hochglanzproduktion bei der alles perfekt scheint, was beabsichtigt ist und die Atmosphäre und das Gefühl des 16. Jahrhunderts mit starken Bildern und einem authentischen Setting unterstreicht.

Ebenfalls lobenswert ist die Filmmusik. Sie hat in diesem Drama stets einen überaus dramatischen Klang, dominiert das Geschehene und untermalt stets passend die Szenerie. So gibt es aus technischer Sicht recht wenig hier zu bemängeln. Es gibt eine kleine Schlachtsequenz in der Mitte des Films, die durch ihre Einfachheit und der fehlenden Hochstilisierung erfrischend realistisch und glaubwürdig wirkt. Doch der Film bleibt letztlich ein gutes Beispiel, warum starke Schauspielleistungen und eine saubere Inszenierung immer zusätzlich ein gut geschriebenes Drehbuch benötigen, um letztlich als guter Film zu gelten.

Margot Robbie und Joe Alwyn in Maria Stuart, Königin von Schottland
Margot Robbie und Joe Alwyn in Maria Stuart, Königin von Schottland © Universal Pictures

Im vorherigen Jahr war sowohl Saoirse Ronan als auch Margot Robbie für einen Oscar als beste Hauptdarstellerin nominiert (Ronan für Lady Bird und Robbie für I, Tonya). Für Ronan war dies bereits die dritte Nominierung. Mit 25 Jahren hat Saoirse Ronan eine beeindruckende Filmographie mit vielen Nominierungen sowie einer Golden Globe-Auszeichnung. Auch hier glänzt sie in der Rolle als Maria Stuart. Sie spielt sowohl die verletzliche, zärtliche und empathische Seite von Maria souverän und überzeugt auch als taffe, selbstbewusste und starke angehende Monarchin. Margot Robbie als ihre scheinbare Widersacherin hat deutlich weniger Screentime, spielt hier dennoch ganz groß auf. Für die Rolle als Königin Elizabeth I., erhielt sie eine BAFTA-Nominierung sowie eine SAG-Nominierung als beste Nebendarstellerin. Eine Oscarnominierung war ihr jedoch nicht vergönnt. Trotz allem spielt Robbie die verzweifelte und sensible Königin mit viel Feingefühl und Leidenschaft.

Saoirse Ronan in Maria Stuart, Königin von Schottland
Saoirse Ronan in Maria Stuart, Königin von Schottland © Universal Pictures

Als bekanntestes Gesicht im Cast neben den beiden Hauptfiguren gibt es Guy Pearce (Memento) zu sehen, der stets eine souveräne Performance abliefert. Leider mangelt es dem Film an spannenden Dialogen, einer mitreißenden Dramaturgie und einem insgesamt interessanten Drehbuch. Die Geschichte wird überwiegend durch Dialoge vorangetrieben, welche wiederum nicht intensiv und spannend genug geschrieben sind. So plätschert das Ganze vor allem in der ersten Stunde halbherzig vor sich hin. Lediglich die Optik und die Darsteller holen hier alles raus. Auch wenn hier, im Vergleich zur historischen Grundlage, ein persönliches Treffen zwischen diesen beiden Figuren aus dramaturgischen Gründen stattfindet, so lässt auch dieses die Zuschauer kalt. Denn trotz des tollen Schauspiels in dieser Szene, findet die Belanglosigkeit der Dialoge sowie letztlich eine schwache dramaturgische Zuspitzung der Handlung als solches, in dieses eigentliche Highlight des Films, ihren persönlichen Tiefpunkt.

Bild:

Die Landschaftsaufnahmen kommen bei der Blu-ray schön zur Geltung. Es gibt hier authentische Farben, ein natürliches Color-Grading, natürliches Licht und wenig Filmkorn. Auch die Innenaufnahmen haben einen sehr echten und körnigen Look, welche ein realistisches Bild des 16. Jahrhunderts zeigen.

Ton:

Saoirse Ronan in Maria Stuart, Königin von Schottland
Saoirse Ronan in Maria Stuart, Königin von Schottland © Universal Pictures

Den Dolby-Atmos-Sound gibt es sowohl in der deutschen als auch in der Originalfassung. Die Synchronisation ist mehr als gelungen. Die Filmmusik wird ebenfalls schön wiedergegeben. Natürliche Geräusche wie Wellen im Meer oder der Wind in der schottischen Landschaft sowie auch der Krach durch Waffen und die Dialoge klingen allesamt hervorragend.

Extras:

Bei den Extras lässt sich der Film mit einem Audiokommentar der Regisseurin Josie Rourke sowie dem Komponisten des Films Max Richter anschauen. Darüber hinaus gibt es drei Featurettes. In „Eine epische Konfrontation“ beschreiben der Cast sowie Regisseurin Josie Rourke das fiktive Aufeinandertreffen zwischen Maria und Elizabeth, welches in Wirklichkeit nie stattfand. Ziel war es, darzustellen, wie solch ein Treffen wohl abgelaufen wäre, hätte es stattgefunden. Wie schon in der Kritik oben dargestellt, war es jedoch nicht sonderlich aufregend. Das Featurette „Tudor-Feminismus“ handelt von der Beziehung der beiden Hauptcharaktere zueinander. „Verrückt nach Maria“ zeigt letztlich einen kleinen Blick hinter den Kulissen, das Aufschluss darüber zeigt, dass Ronan und ihre Kolleginnen sichtlich Spaß am Dreh hatten. Insgesamt ist das Bonusmaterial jedoch recht dünn und die Featurettes haben insgesamt eine Länge von lediglich 11 Minuten.

Blu-ray Wertung
  • 6/10
    Film - 6/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 8.5/10
    Ton - 8.5/10
  • 5.5/10
    Extras - 5.5/10
6.5/10

Kurzfassung

Starkes Schauspiel, authentisches Set-Design (Make-up, Kostüme, Szenenbild) und eine schöne Filmmusik täuschen leider nicht über ein durchschnittliches Drehbuch hinweg.

Fazit:

Egal wie gut ein Film inszeniert ist, egal wie stark die Darsteller sind – ein guter Film braucht ein gutes Drehbuch. Und das ist hier leider nicht der Fall. Dröge Dialoge, unspektakulärer Handlungsverlauf und fehlende Intensität nehmen dem Streifen extremst viel Wind aus den Segeln und hinterlassen einen soliden Film, der mittelmäßig geschrieben, toll gespielt und handwerklich sehr gut in Szene gesetzt wurde.


von Morteza Wakilian

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. (Kommentar wird erst geprüft)


*