Ma – Sie sieht alles: Blu-ray Kritik zu Horrorthriller

Octavia Spencer in Ma
Octavia Spencer in Ma © Anna Kooris/Universal Pictures

Die Kritik:

Ma – Blu-ray Cover © Universal Pictures

Octavia Spencer gehört zu den besten Schauspielerinnen in Hollywod. Egal in welchem Film sie eine Rolle annimmt, man kann sich sicher sein, dass sie eine hervorragende Performance abliefern wird. Sie kann in Komödien die Menschen zum Lachen bringen („Plötzlich Familie„), aber auch Dramen und Thriller beherrscht sie wie keine andere („Luce“ und „Snowpiercer“). Es ist auch daher nicht sonderlich überraschend, dass sie in ihrer Karriere schon für drei Oscar nominiert wurde und einen Oscar zu Hause stehen hat, den sie für „The Help“ gewann. Die letzten Jahre hat sie in etlichen erfolgreichen mitgespielt, 2020 möchte sie nun auch das Fernsehen erobern, denn mit Apple’s „Truth Be Told“ und der Netflix-Miniserie „Madam C.J. Walker“ hat sie gleich zwei hochkarätige Serien am Start, die jetzt schon Awards Buzz bekommen. In „Ma“ durfte sie endlich mal in einem Horrorfilm mitspielen und ist das Highlight des Films. Leider kommt die Qualität des Films nicht an ihre Leistung heran.

Regisseur Tate Taylor gehört zu diejenigen, der sich nicht nur auf ein Genre fixiert, sondern gerne herumexperimentiert. Sein „The Help“ war ein bewegendes und perfekt gespieltes Rassismus-Drama, ebenfalls mit Octavia Spencer. „Get On Up“ ein klasse besetztes Biopic über James Brown und mit „Girl on a Train“ lieferte er einen vielschichtigen Thriller ab, der vielen Zuschauern tief unter die Haut fuhr und zudem schaffte er es, dass Emily Blunt („A Quiet Place„) die beste Performance ihrer Karriere abliefern konnte. Taylor’s Filme sind eine Garantie für fantastische Schauspielerleistungen. Dass „Ma“ sowohl für Taylor als auch für Spencer der erste Horrorfilm ist, ist keine große Überraschung. Beide sind gute Freunde, und Spencer hat schon in mehreren Interviews klargestellt, dass sie endlich mal eine Hauptrolle übernehmen möchte. Da wandte sich Taylor an Jason Blum, dem König der Horrorfilme. „Ma – Sie sieht alles“ war ursprünglich für eine weiße Schauspielerin geplant, doch Taylor rief sofort an und Spencer willigte ein, nachdem sie erfuhr, dass sie die Hauptrolle spielen würde und keine Nebenrolle, die sofort am Anfang des Films stirbt.

Diana Silvers in Ma
Diana Silvers in Ma © Anna Kooris/Universal Pictures

Horrorfilme zu drehen ist keine leichte Sache und Taylor versucht sein Bestes. Die Inszenierung ist handwerklich einwandfrei, doch der Film braucht extrem lange, bis er Fahrt aufnimmt. Und auch sonst verlässt einem das Gefühl nicht, dass der Film noch hätte böser sein müssen, denn dann wäre die Qualität besser gewesen. Schwachpunkt der ganzen Sache ist das Drehbuch von Scotty Landes, der mit „Ma“ seine erste große Arbeit abliefert. Denn in der aktuellen Version des Skripts bekommt Ma eine Backgroundstory, die nicht wirklich gut ist. Und auch die restlichen Charaktere bekommen wenig zu tun und bedienen mehrere Klischees.

Octavia Spencer spielt Sue Ann, die von Maggie und ihren Freunden darum gebeten wird, ihnen Alkohol zu besorgen. Doch insgeheim schwärzt sie die Kinder an, nur um sie anderntags zu sich einzuladen, damit sie im Keller ungestört feiern können – mit Alkohol und allem drum und dran. Sue Ann feiert dann mit und wird immer aufdringlicher, was den Kids unheimlich wird. Was die High-School-Clique nicht weiß: Ma ist seit einem Ereignis in ihrer eigenen Schulzeit traumatisiert und keinesfalls so freundlich, wie sie vorgibt zu sein. Man merkt Spencer deutlich an, dass es ihr Spaß gemacht hat, einmal in einem Horrorfilm mitzuspielen. Dabei liefert sie auch eine gute Performance ab, die aber nicht zu den stärksten ihrer Karriere gehört. Wenn sie von einem Moment auf den nächsten zwischen unterschiedliche Emotionen zeigt, beweist das, dass sie ihr vorhandenes Talent auch in einer Genre-Rolle geschickt einzusetzen weiß. Die restliche Besetzung bleibt da leider etwas blass, denn dieser Film ist eindeutig die Octavia Spencer-Show. Juliette Lewis verkörper Maggies Mutter und ist grundsolide. Luke Evans, der eigentlich ein talentierter Schauspieler ist, wird hier komplett verschwendet. Es ist schade, dass Evans keine guten Rollen mehr bekommt, denn er kann eindeutig mehr.

Octavia Spencer and McKaley Miller in Ma
Octavia Spencer and McKaley Miller in Ma © Anna Kooris/Universal Pictures

„Ma – Sie sieht alles“ ist ein durchschnittlicher Horrorfilm, der durch sein schwaches Drehbuch leidet. Aus irgendeinem Grund hat man Sue Ann eine Backstory gegeben, die extrem klischeehaft ist. Diese erzählt der Film in Rückblicken und fügt damit nach und nach die Puzzleteile der Beweggründe für Sue Anns Handeln zusammen, ohne diese Vorgeschichte wäre der Film besser dran gewesen. Wenn man nichts über die Vergangenheit von Sue Ann gewusste hätte, wäre sie als Charakter deutlich böser ausgefallen und das hätte dem Film gut getan. Wenn der Film dann im dritten Akt auf Gewalteinlagen setzt, die gekonnt inszeniert sind, passt das nicht zum restlichen Streifen, der dann im Vergleich etwas harmlos rüberkommt. Des Weiteren weiß der Film nicht, was er sein möchte. Es gibt wenige Schockmomente, die für Horrorfilme eigentlich selbstverständlich sind. Tate Taylor setzt vielmehr auf die psychologischen Momente und fokussiert sich auf Sue Ann und das Ereignis, dass sie verändert hat. Doch hier hätte man differenzierter und smarter herangehen müssen, angefangen mit der laschen Backstory von Ma. Es macht aber Spaß, Octavia Spender dabei zuzusehen, wie sie in einem Horrorfilm auftrumpft. Man kann nur hoffen, dass das nicht ihre letzte Genre-Rolle ist.

Bild:

Das Bild ist überzeugend ausgefallen. Zwar sind die dunklen Szenen etwas schwach, gleichzeitig sind die Nahaufnahmen schön scharf und die Bilder offenbaren auch keine Schwächen zu den Rändern hin. Zudem weiß die Wärme der Farben zu gefallen.

Ton:

Es gibt am Ton nichts zu bemängeln.

Extras:

Neben zwölf entfallenen Szenen und einem alternativen Ende, das zu Recht nur ein alternatives Ende ist, weil es nicht gut ist, gibt’s noch zwei kurze Featurettes über die Figur der Sue Ann und über die Entstehung des Films. Hier erzählen Regisseur und Hauptdarstellerin noch einmal, warum sie beide unbedingt diesen Film machen wollten. Ist alles relativ informativ und gut gemacht.

Blu-ray Wertung
  • 5.5/10
    Film - 5.5/10
  • 7.5/10
    Bild - 7.5/10
  • 7.5/10
    Ton - 7.5/10
  • 5.5/10
    Extras - 5.5/10
6.5/10

Kurzfassung

Hatte Potenzial, zu einem Horrorklassiker zu werden. Aber das schwache Drehbuch macht da einen Strich durch die Rechnung.

Fazit:

„Ma“ hatte das Potenzial, zu einem Horrorklassiker zu werden. Aber das schwache Drehbuch macht da einen Strich durch die Rechnung. Wenigstens ist Octavia Spencer gut drauf, die den Film aufwertet.


von Denizcan Sürücü

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