La La Land – Blu-ray Kritik: Neubelebung des Musicals

La La Land - Mia (Emma Stone) und Sebastian (Ryan Gosling) tanzen
La La Land - Mia (Emma Stone) und Sebastian (Ryan Gosling) tanzen © STUDIOCANAL

Die Kritik:

Hollywood liebt Filme über Hollywood. Diesen Leitsatz im Hinterkopf war es wenig überraschend, dass die Academy Mitte Januar La La Land mit sagenhaften vierzehn Nominierungen überhäufte, welcher die Golden Zeiten der Traumschmiede noch einmal hochleben ließ. Was wie der kleine Underdog anmutete, wuchs schnell unter der Zuhilfenahme von gewaltigen Massen von Hype zum Zuschauerliebling und heißem Oscar-Contender, der neue Rekorde aufstellen sollte. Da war die Enttäuschung groß, als der Film schlussendlich doch nur sechs der goldenen Statuen nach Hause holte, obwohl die siebte und wichtigste so greifbar nahe schien.

La La Land Blu-ray Cover
La La Land Blu-ray Cover © STUDIOCANAL

Für die Kassiererin und Teilzeitschauspielerin Mia (Emma Stone) bedeutet jeder Tag in Los Angeles, ein weiterer Tag im Schatten ihrer Träume. Kein Casting bringt den gewünschten Ruhm, keine Möglichkeit zahlt sich aus. Erst als der Jazzenthusiast Sebastian (Ryan Gosling) in ihr Leben tritt, scheint sich Hoffnung in ihr Leben zu schleichen und die Karrieren der beiden geraten langsam ins Rollen. Doch mit dem Erfolg wächst auch die Schwierigkeit, das gemeinsame Leben in eine sichere Zukunft zu lenken.

Zu aller erst einmal, die Academy hat Damien Chazelle und seinem Herzensprojekt mit dem Haufen an Nominierungen keinen Gefallen getan. Nicht nur wird die Erwartungshaltung an einen Film mit solch einem Übermaß an Lobpreisungen in solche Höhen geschraubt, dass das finale Produkt für Außenstehende kaum noch funktionieren kann, auch durch die Positionierung in Kategorien in denen das Musical überhaupt nichts zu suchen hat, wird jedem Kritiker an der Preisverleihung und an der Geschichte nur unnötig Munition für die unvermeidbare Diskussion im Nachhinein gegeben. In solchen Kategorien, wie „Bestes Kostüm“, „Bestes Originaldrehbuch“ und „Beste Kamera“, hatte „La La Land“ einfach nichts zu suchen und wurde nur im Zuge der Selbstbeweihräucherung Hollywoods in diesen Bereichen nominiert. Auch die Wahl von Regisseur Chazelle selbst kann man, als fragwürdige Entscheidung einordnen, da seine jetzige Arbeit qualitativ nicht an sein letztes Projekt „Whiplash“ herankommt. All diese Entscheidungen lassen „La La Land“ nun zum Heimkinostart nicht mehr im selben Glanz erstrahlen, den der Film noch zu Beginn dieses Jahres versprühte, obwohl wir es hier mit dem derzeitig besten Film des Jahres zu tun haben.

La La Land - Mia (Emma Stone) und Sebastian (Ryan Gosling) im Kino
La La Land – Mia (Emma Stone) und Sebastian (Ryan Gosling) im Kino © STUDIOCANAL

Denn trotz der Tatsache, dass das Musical nicht an den kreierten Hype heranreicht, hat das Team hinter dem Film ganze Arbeit geleistet. Nicht nur stimmt die musikalische Grundsubstanz der Handlung, welche die Auszeichnungen vollkommen zurecht verdient hat, sondern auch die Verbindung der Musikstücke zur restlichen Erzählung entsteht auf eine so natürliche Weise, dass „La La Land“ wie ein Unikat im gesamten Genre wirkt. Selten gelingt der Versuch die Story mitsamt den Charakteren so durch die einzelnen Solos und Duette voran zu treiben, ohne dass es unnatürlich wirkt. Hier wird nicht einfach drei Minuten ein einzelner Gefühlszustand besungen, hier wird die Musik genutzt um Charakterzüge zu offenbaren, Figuren zu definieren und um die Handlung weiterzuentwickeln. Somit wird hiermit eine Schnittstelle für alle diejenigen geschaffen, denen das Genre aufgrund verschiedener Punkte bisher unzugänglich war. Chazelle wollte zwar eine Reminiszenz an die alten Klassiker schaffen, hat aber auch erkannt, dass er eine Geschichte erzählen muss, die den derzeitigen Zeitgeist trifft. Deshalb handelt es sich hierbei nicht um die immergleiche überglückliche Abhandlung von Klischees, sondern vielmehr um einen erwachsenen Liebesfilm, der durch Musik unterstützt wird.

La La Land - Mia (Emma Stone) und ihr Feundinnen
La La Land -Mia (Emma Stone) und ihr Freundinnen © STUDIOCANAL

Grund dafür, dass die dargestellte Geschichte über Beziehung, Erfolge und Kompromisse so überzeugend im Film zur Geltung kommt, ist die wirklich herausragende Arbeit von Stone und Gosling. Nur zu zweit und ohne das große Eingreifen anderer Darsteller tragen die Beiden den Film über seine gesamte Laufzeit. Vielleicht treffen sie in den Teilen, wo sie mit Gesang oder an den Instrumenten überzeugen müssen nicht jeden Ton, doch trägt das nur dazu bei, dass ihre Figuren greifbarer und sympathischer werden. Kein Wunder, dass sie bei solch einer Chemie schon zum dritten Mal als Pärchen auf der Leinwand zu sehen sind.

Bild:

Sowohl für das Setdesign, als auch für die Kamera gab es Oscarnominierungen, was einem fast immer schöne Bilder garantiert. Schön ist es dann auch, wenn ebendiese Bilder den Sprung von der großen Leinwand auf die kleine überstehen, ohne an Qualität zu verlieren. Einzig wenn der Film auf schnelle Kamerafahrten setzt um seine Schnitte zu übertönen, verliert das Bild verständlicher Weise an Klarheit, was schade ist, da man diesen Trick vor zweieinhalb Jahren wesentlich besser bei „Birdman“ sehen konnte.

Ton:

La La Land - Mia (Emma Stone) und Sebastian (Ryan Gosling) tanze
La La Land – Mia (Emma Stone) und Sebastian (Ryan Gosling) tanzen © STUDIOCANAL

Akkutisch macht der Film fast alles richtig. Der Ton ist schön klar und alles greift perfekt ineinander über. Das heißt, solange man den Film mit der originalen Tonspur schaut. Sattelt man jedoch auf die deutsche Vertonung um, zeigt die Soundgestaltung, dass bei der Übernahme ins Deutsche doch das eine oder andere Problem zu finden ist. Und diese Fehler liegen nicht einmal unbedingt bei der Synchronisation des Musicals, sondern beim Tonschnitt. Natürlich ist es immer schwer, gut zwischen mehreren Tonspuren gut zu schneiden, doch fällt es hier von Zeit zu Zeit auf, wenn man den direkten Vergleich zum Original zieht.

Extras:

Auf den ersten Blick wirkt das Bonusmaterial alles andere als ergiebig. Neben den obligatorischen Trailern, die erfreulicherweise passend zur Thematik des Films und dem Genre ausgewählt wurden, kann man bei den Zusatzinhalten noch den Unterpunkt „Featurettes“ auswählen. Und wenn man dies tut, bekommt man es mit mehr Extras zu tun als die überschaubare Übersicht zu Beginn vermuten lässt. In diesen kurzen Montagen, die kategorisch um die einzelnen Musikstücke des Films angesiedelt sind, werden verschiedene Team- und Cast Mitglieder mit ihren Aufgaben während des Drehs konfrontiert und geben ihre Meinung und Ansicht zum Projekt zum Besten. Alles in allem bekommt man mit dem Bonusmaterial einen schönen Einblick hinter die Kulissen der Entstehung des Musicals.

Blu-ray Wertung
  • 9/10
    Film - 9.0/10
  • 9/10
    Bild - 9.0/10
  • 9/10
    Ton - 9.0/10
  • 8/10
    Extras - 8.0/10
9/10

Kurzfassung

Nach „Whiplash“ bringt Damien Chazelle mit „La La Land“ nun den zweiten Film rund um Jazz, unglückliche Musiker und unterdrückte Gefühle auf die heimischen Bildschirme. Und ebenso wie bei seinem Vorgänger enttäuscht er auch hier nicht.

Fazit:

Mit „La La Land“ erschuf Regisseur Damien Chazelle nicht nur einen der besten Filme des Jahres 2017, sondern bringt auch frisches Blut in ein Genre wieder, dass seit einigen Jahren im Leerlauf vor sich hindümpelt. Dank einer erwachsenen Geschichte und handlungsrelevanten Musikstücken stellt sich das Musical sowohl echten Fans dieser Art von Filmen zur Verfügung, als auch dem gemeinen Kinofan. Möglicherweise handelt es sich hier um die Art von Projekt auf die man in einigen Jahren zurückschaut und sich an den Meilenstein erinnert, der die Branche in eine neue Richtung gelenkt hat.


von Marvin Schmidt

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