Kids in Love – Blu-ray Kritik: Erwachsenwerden im Wunderland

Kids in Love: Jack (Will Poulter) wird von den Schwestern Viola (Cara Delevingne) und Elena (Gala Gordon) sofort gemocht
Kids in Love: Jack (Will Poulter) wird von den Schwestern Viola (Cara Delevingne) und Elena (Gala Gordon) sofort gemocht © Capelight Pictures

Die Kritik:

Kids in Love - Blu-ray Cover
Kids in Love – Blu-ray Cover © Capelight Pictures

Mit dem Ende der Schulzeit kommt für Jack (Will Poulter) auch die große Frage: Was nun tun? Seine strengen Eltern erwarten ein bedeutungsvolles Studium und haben ihre Kontakte schon mal genutzt, um ihrem Sohn zukünftige Praktika zu sichern. Jack hingegen ist erstmal dankbar für das Jahr Auszeit, das er sich selbst verordnet hat, um mit seinem besten Freund Tom (Jamie Blackley) nach Brasilien zu fahren. Doch dann begegnet er der Französin Evelyn (Alma Jodorowsky), die ihn in ihr wildes Bohème-Leben aus Clubs, Kunst und Freiheit entführt – und in die er sich langsam, aber sicher verliebt.

Eines sei an dieser Stelle vorneweg gesagt, weil es auf keinen Fall vergessen werden darf: Will Poulter ist toll! Mit Rollen in The Revenant – Der Rückkehrer, Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth und „Wir sind die Millers“ kann der knapp 24-jährige Brite schon eine vielfältige Filmografie vorweisen, und das auch zurecht. Abgesehen von seinem starken Charaktergesicht verfügt er auch nicht zu knapp über Talent und genau das spielt er hier ganz wunderbar aus. Während die authentischen Skriptzeilen mit viel Lebendigkeit aus ihm heraus sprudeln, unterstreicht er sie mit genau dem richtigen Maß an Gestik und Mimik, sodass man gar nicht anders kann, als genau wie die anderen Charaktere seinem Charme zu erliegen.

Kids in Love: Jack und Evelyn
Jack und Evelyn © Capelight Pictures

Den gleichen Charme besitzt auch durchaus der Film selbst, der sich ein bisschen guckt wie eine Coming-of-Age-Variante der klassischen Geschichte „Alice im Wunderland“ von Lewis Carroll. Ähnlich wie dort läuft Jack einem Kaninchen – der hübschen Evelyn – hinterher und stolpert in eine fremde Welt, die so völlig anders ist, als die, die er kennt, mit skurrilen Figuren (u.a. Topmodel Cara Delevingne in einer kleinen Nebenrolle), die kein wirklich reales Leben führen, sondern Teepartys feiern und in einem großen, wunderschönen Haus wohnen, auf deren Dachboden es den Himmel gibt. Und fragt man sich anfangs noch, wohin die Reise einen bringen will, verliert man sich schnell in dieser ganz wundervollen Subkultur, in der es keine Probleme zu geben scheint und die Jack mit offenen Armen empfängt. Doch im Gegensatz zu Alice begegnet Jack dann irgendwann auch sehr realen Problemen, die in der Folge aber nicht konsequent genug zu Ende gedacht werden. Und das ist vor allem eines, nämlich schade!

Kids in Love: Evelyn und Viola
Evelyn und Viola © Capelight Pictures

Während es den Autoren Sebastian de Souza (der auch als Milo vor der Kamera zu sehen ist) und Preston Thompson mit ihren Dialogen ganz hervorragend gelingt, die Gedanken der Teens und Twens glaubwürdig zu artikulieren, scheitern sie am größeren Ganzen. Denn was ihrem Drehbuch fehlt, ist die echte Geschichte. Es klingen viele Motive an, wie Liebe, Zukunft, Erwachsenwerden und Freiheit, doch das alles führt leider auf kein klares Ziel hin und bekommt letztendlich auch keine zufriedenstellende Auflösung. Ganz im Gegenteil wird man nach guten 80 Minuten und diversen Musikmontagen in der Instagram-Optik hipper Werbespots sogar mit vielen offenen Fragen zurückgelassen. Und das ist in diesem Fall insofern als Kompliment zu verstehen, als dass diese Fragen das Potenzial für tieferschürfende Antworten haben. Allein Evelyn, die umhertreibende Künstlerin, die für Jack so schwer greifbar ist, besitzt die Grundzüge einer nicht nur vielschichtigen, sondern sogar düsteren Figur, die noch viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte. Doch diese Chance vertut der Film leider und löst seine echten Konflikte einfach in Wohlgefallen auf oder lässt sie gleich völlig offen. Da hilft es auch nicht, dass Jack das Wunderland am Ende verlässt und der Film anders als Lewis Carrolls Geschichte eine lebenswerte Lektion gibt – denn die hat man ohnehin erwartet.

Bild:

Ob englischer Hochsommer, Club und Party oder die erwähnte Hochglanz-Werbeoptik, die Farben des Bildes strahlen kräftig und die bewusst verwendeten Unschärfen funktionieren gut im Wechsel mit dem Full HD der Blu-ray.

Kids in Love: Evelyn und ihre Freundinnen Viola und Elena
Evelyn und ihre Freundinnen Viola und Elena © Capelight Pictures

Ton:

Der Soundtrack mit u.a. Klangkarussell, The Parrots und Sigma feat. Paloma Faith klingt ordentlich und ist gut mit Dialogen und Geräuschen abgemischt. Aussetzer gibt es keine.

Extras:

An Bonusmaterial gibt es leider nur den Trailer zum Film sowie fünf weitere. Da wäre sicherlich mehr drin gewesen, besonders mit einer so jungen und gut aufgelegten Besetzung.

Blu-ray Wertung
  • 6/10
    Film - 6.0/10
  • 8/10
    Bild - 8.0/10
  • 9/10
    Ton - 9.0/10
  • 1/10
    Extras - 1.0/10
6/10

Kurzfassung

Authentischer Coming-of-Age-Film mit toller Besetzung, aber zu vielen ungenutzten Möglichkeiten.

Fazit:

„Kids In Love“ ist ein durchaus frischer und kreativer Beitrag zum Coming-of-Age-Genre, mit einer spielfreudigen Besetzung, authentischen Dialogen und viel Charme. Leider scheitert er an den Grenzen, die er sich selbst setzt, indem er sein eigenes Potenzial nicht ausschöpft. Die Blu-ray-Veröffentlichung stellt insgesamt zufrieden.


von Matthias Pasler

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