Hunter Killer – Blu-ray Kritik: bodenständiger U-Boot-Thriller

Hunter Killer - Poster © Concorde Home Entertainment

Die Kritik:

Die Liste von guten U-Boot-Filmen ist größer als man denkt: Natürlich kommt hier sofort Wolfgang Petersens großer Wurf „Das Boot“ in den Sinn (oder auch das aktuelle TV-Remake), aber auch Tony Scotts „Crimson Tide“ gehört mit Gene Hackmans und Denzel Washingtons exzellenter Darstellerarbeit und einem brillanten Spannungsaufbau zu den Sternstunden dieses Kriegsfilm-Subgenres. Doch auch die Clancy-Adaption „Jagd auf roter Oktober“ und mit Abstrichen „U-571“ und „K-19“ oder vor ein paar Jahren „Black Sea“ loteten den beklemmend-klaustrophobischen Effekt von Untersee-Kriegsbooten überzeugend aus. In die Kategorie solider U-Boot-Thriller fällt nun auch „Hunter Killer“, der sich mit seiner altmodischen und um Authentizität bemühten Machart als solider, wenn auch wenig bemerkenswerter Genrevertreter herausstellt. Der Film des bisher kaum aufgefallenen südafrikanischen Regisseurs Donovan Marsh („Spud“, „Con Game“) bietet sowohl solide Spannung als auch Action und einen überzeugenden dramatischen Konflikt, jedoch auch insgesamt kaum Neues. Für Genreliebhaber könnte der Film dennoch einen Blick wert sein.

Hunter Killer - Blu-ray Cover
Hunter Killer – Blu-ray Cover © 2018 Concorde Filmverleih GmbH

Der arktische Ozean: Das US-amerikanische U-Boot USS Tampa Bay verschwindet während der Beschattungsmission eines russischen Nuklear-U-Bootes. Das Verschwinden aufklären soll der unkonventionelle Kapitän Joe Glass (Gerard Butler), der fortan die Mannschaft des Jagd-U-Bootes USS Arkansas übernimmt. Nachdem der in den Rängen aufgestiegene Glass das Vertrauen seiner Crew auf seiner Seite hat, wird das verschwundene U-Boot schnell aufgefunden. Überlebende gibt es keine, alles deutet auf einen Torpedo-Abschuss hin. In unmittelbarer Nähe entdeckt die Mannschaft ein akustisches Signal, das von einem untergegangenen russischen U-Boot herrührt. In ihm befinden sich drei Überlebende, darunter auch Kapitän Sergei Andropov (Michael Nyqvist). Glass entscheidet sich entgegen der Empfehlung seines zweiten Offiziers Andrews (Carter MacIntyre) dafür, Andropov zu nutzen, um das U-Boot aus dem mit zahlreichen Minen bestückten Feindgebiet heraus zu navigieren.

Derweil bahnt sich ein Staatsstreich in Russland an, bei dem Verteidigungsminister Durow (Mikhail Gorevoy) seinen Präsidenten Zakarin (Alexander Diachenko) entmachtet, um einen dritten Weltkrieg anzuzetteln. Eher zufällig wird dieser Vorgang von einem von Lieutenant Bill Beaman (Toby Stephens) angeführten Navy SEAL-Team beobachtet, die auf eine russische Militärbasis angesetzt waren. Nun ist es ihr Auftrag, den russischen Präsidenten zu retten und von der Arkansas abgeholt zu werden, um einen potentiellen nuklearen Krieg abzuwenden.

Gerard Butler in Hunter Killer
Gerard Butler in Hunter Killer © Concorde Home Entertainment

„Hunter Killer“ erweist sich als angenehm bodenständige Angelegenheit, die, anders als manch anderes Gerad Butler-Vehikel, nicht rein an stumpfer und übertriebener Action interessiert ist. Regisseur Donovan Marsh bietet zwar sicher auch zahlreiche recht spannungsgeladenen Unterwasserkämpfe, bei denen die gegnerischen Parteien sich gegenseitig mit Torpedos beschießen und diesen mit Geschick versuchen auszuweichen, doch vordergründig fokussiert sich der Film auf die Figuren unter und über Wasser. Richtig interessant oder originell werden die Konflikte zwar nie, jedoch bringen die Darsteller, insbesondere Butler und Nyqvist (in einer seiner letzten Rollen), durchaus Gewichtigkeit und gegenseitigen Respekt in ihre weitestgehend realistisch gezeichneten Parts ein.

Butler ist durchaus glaubwürdig als routinierter, stoischer und sympathischer U-Boot-Kapitän, der seiner Crew mit Ernsthaftigkeit, aber auch Respekt und Verständnis gegenübertritt. Auf testosterongeladenes Gegröle verzichtet Butler hier und reiht sich damit in den bodenständigeren, wenn auch etwas tristen Grundton des Films ein. Sehr überzeugend ist sicherlich Michael Nyqvist, der seiner Rolle so viele interessante Facetten abgewinnt wie möglich. Er ist weit entfernt vom stereotypen russischen Bösewicht, viel mehr gibt er seinem Charakter glaubwürdiges Ehrgefühl und Größe. Das lässt sich jedoch nicht von Verteidigungsminister Durov behaupten, der exakt dem alten Rollenklischee des eindimensionalen russischen Bösewichts entspricht.

Toby Stephens in Hunter Killer
Toby Stephens in Hunter Killer © Concorde Home Entertainment

Gary Oldman, der irreführenderweise prominent auf sämtlichen Plakaten neben Butler platziert wird, hat leider nur einen besseren Gastauftritt als cholerischer US-Admiral Donnegan. Wie so oft wird das Talent des britischen Ausnahmemimen leider in einer weiteren eindimensionalen Nebenrolle verschwendet, bei der Oldman nahezu jedes Wort brüllt, um scheinbar Butlers eingesparte Energie zu kompensieren. Eher fehlplatziert wirkt zudem Common als Rear Admiral Fisk, während Linda Cardinelli als NSA-Analystin auch keine nennenswerten Akzente liefern kann. Beide wirken hier eher verloren als von ihren schwach geschriebenen Parts gefordert.

Über weite Strecken bietet „Hunter Killer“ durchaus solide Spannung, spätestens nach der Hälfte geht dem Film aber zunehmend die Luft aus. Wirklich Momentum kommt auch über den parallel erzählten Handlungsstrang der Navy SEAL-Mission nicht auf. Der Subplot mit dem jungen Soldaten Martinelli (Zane Holtz), der sich vor seinem Einsatzleiter behaupten will, ist zwar ambitioniert, wirkt letztlich aber fehlplatziert und raubt dem Film nötige Straffheit. Fast schon wirkt es so, als würde man versuchen, einen klaustrophobischen U-Boot-Thriller mit einem Infiltrations-Kriegsthriller à la „Lone Survivor“ kreuzen zu wollen. So mangelt es dem Film einfach an nötigem Fokus und Rasanz, um über die gesamte Laufzeit zu packen, auch wenn es hier gerade in der zweiten Hälfte richtig knallt – gerade weil „Hunter Killer“ letztlich in relativ vorhersehbare Bahnen gleitet. Handwerklich ist das alles dennoch solide inszeniert, weswegen der Film dank der genannten Stärken durchaus sehenswert ist. Dennoch hätten manche Überraschungen dem Film sicherlich gut getan.

Bild:

Der digital auf Arri Alexa aufgezeichnete „Hunter Killer“ präsentiert sich auf Blu-ray in technisch hochwertiger Verfassung. Das klare, rauschfreie und detailreiche Bild überzeugt nahezu auf ganzer Linie. Sowohl in den natürlich wirkenden hellen Bereichen als auch in den dunklen Unterwasserszenen bewegt sich die Bildqualität auf gleichmäßig hohem Niveau. Kontraste und Schwarzwerte sind durchweg überzeugend. Farben erscheinen stets natürlich und knackig, ohne unnötig Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Ton:

Wie von einem U-Boot-Film zu erwarten, erweist sich die 7.1 DTS-HD-Tonspur als überaus explosiv und lebendig. Während Dialoge und Stimmen klar und deutlich ertönen, werden die Surround-Lautsprecher ständig mit präzise platzierten Soundeffekten und der Filmmusik befeuert. Hier ist man mitten im Geschehen, was auch dem sehr hohen Dynamikumfang und dem überaus wuchtigen Subwoofer-Einsatz zu verdanken ist.

Extras:

Linda Cardellini und Common in Hunter Killer
Linda Cardellini und Common in Hunter Killer © Concorde Home Entertainment

Das Bonusmaterial überzeugt mit drei informativen Featurettes und Interviews mit den Darstellern. Hier erhält man einen soliden Eindruck von der Produktion, ein wenig Redundanz kehrt jedoch spätestens bei den Interviews ein.
• Featurettes (Geheimakte Hunter Killer – Die Crew (16:59 Min.), Geheimakte Hunter Killer – Taktische Bereitschaft (07:34 Min.), HBO First Look Hunter Killer – Unter der Oberfläche (12:18 Min.))
• Interviews (Gerard Butler (12:38 Min.), Gary Oldman (03:44 Min.), Common (09:56 Min.), Michael Nyqvist (08:09 Min.))
• Deutscher Kinotrailer (02:22 Min.)
• Original Kinotrailer (02:24 Min.)
• Programmtipps

Blu-ray Wertung
  • 6.5/10
    Film - 6.5/10
  • 9.5/10
    Bild - 9.5/10
  • 10/10
    Ton - 10/10
  • 6/10
    Extras - 6/10
7.5/10

Kurzfassung

„Hunter Killer“ überzeugt im Zusammenspiel von Gerard Butler mit Michael Nyqvist als ein solider und weitestgehend bodenständiger U-Boot-Thriller.

Fazit:

Ein zurückhaltender Gerard Butler überzeugt im Zusammenspiel mit Michael Nyqvist in einem soliden und weitestgehend bodenständigen U-Boot-Thriller. Auch wenn „Hunter Killer“ nahezu alle Klischees des Subgenres bedient und kaum Originalität aufweisen kann, kann man dem angenehm altmodischen Film durchaus etwas abgewinnen.


von Florian Hoffmann

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