Hotel Mumbai – Blu-ray Kritik

Chefkoch Oberoi (Anupam Kher) im Film Hotel Mumbai
Chefkoch Oberoi (Anupam Kher) im Film Hotel Mumbai © Universum Film GmbH

Die Kritik:

Hotel Mumbai: Blu-ray Cover © Universum Film GmbH

Hotel Mumbai“ zeigt als Verfilmung die schrecklichen Attentate vom 26. November 2008 in Indien. Terroristen attackierten mehrere Ziele in der Millionenstadt. Der Angriff auf das Luxushotel Taj Mahal Palace & Tower aber war besonders grausam. Der Prunk, die Superreichen und das stundenlange Wüten der mitleidlosen Extremisten geben einen nur allzu krassen Gegenkontrast ab. Damit kann der Spielfilm optisch auch sehr gut punkten. Die fiktiven Charaktere und die Inszenierung insgesamt lassen aber Wünsche übrig.

Vor dem Überfall im Hotel haben sich die insgesamt zehn Attentäter in der Stadt aufgeteilt und bereits für zahlreiche Morde gesorgt. Die wahllose Brutalität gegen Zivilisten lässt schon auf das da Folgende im FSK 16-Thriller schließen. Zwar geht die Kamera nur sehr schnell über die getroffenen Opfer hinweg, das Chaos und die Schreie tun aber ihr Übriges. Schließlich führt es vier der Terroristen in das Luxushotel – wie geplant die Anschläge waren, erfährt man erst mit der Zeit und durch den Kontaktmann. Dieser tritt nie auf der Bildfläche auf, bleibt aber per Handy immer am Geschehen. Ein nachvollziehbarer und guter Schritt, denn die Strippenzieher der Anschläge wurden bis heute nicht gefasst.

David (Armie Hammer) in Hotel Mumbai
David (Armie Hammer) versteckt sich im Hotel © Universum Film GmbH

Die Blu-ray erscheint am 25.0.2019. Als Hauptpersonen gibt es sowohl die Gäste – wie den amerikanischen David (Armie Hammer) samt Frau, Kindermädchen und Baby – aber auch das Personal wie Kellner Arjun (Dev Patel). Episodenartig werden die eingeschlossenen Opfer im Hotel betrachtet. Das vor allem anfängliche völlige Durcheinander und die Angst ist fast unerträglich greifbar. Im Anschluss verstecken sich die Überlebenden natürlich, es gibt Fluchtversuche und weiterhin relativ explizite Gewalt.

Es entsteht Raum für die Terroristen, für Helden und es entwickelt sich immer mehr der Spielfilm im Tatsachendrama. All das umschiffte der thematisch sehr ähnliche Film Utoya 22. Juli z.B. hervorragend. Dank Blick aus der Opferrolle heraus ohne Schnitt und ohne Bühne für den Attentäter gelang so eine bessere, weil würdigendere Verfilmung einer schweren Thematik. Etwas sauer stößt in „Hotel Mumbai“ auf, wenn die vermeintlich harten Kerle wie Chefkoch Oberoi (Anupam Kher) oder der russische Geschäftsmann Vasili (Jason Isaacs) zu selbstlosen Rettern werden. Das wirkt schlichtweg zu konstruiert. Überhaupt gehen die späteren Einzelschicksale der Protagonisten weniger zu Herzen als die unzähligen namenlosen Opfer in den Anfangsminuten der 120 Minuten Laufzeit. Darunter leidet auch die Spannung.

Bild:

Die Attentäter in Hotel Mumbai
Die Attentäter im Film Hotel Mumbai © Universum Film GmbH

Die Optik des Luxushotels wird prächtig eingefangen, der gesamte Look bis hin zu den Bediensteten ist sehr authentisch. Das hilft dem Zuschauer sich hineinzuversetzen und die anschließende Ermordung und Zerstörung wirkt noch erschütternder. Auch die Schauspieler der Terroristen wurden offenkundig nicht klischeehaft nach optischer Hässlichkeit oder Brutalität ausgesucht. So werden sie im Film von der Polizei beispielweise in Bezug auf ihr Alter noch als Kinder bezeichnet, was die Taten umso erschreckender wirken lässt. Die Actionszenen sind gut gefilmt. Die Kamera hält nicht ununterbrochen auf das Massaker drauf, aber ist an einigen Momenten sehr nah dran.

Ton:

Die Waffen knattern zeitweise ununterbrochen drauf los oder hallen von den Wänden des Hotels wider. Die Lautstärke bleibt aber angenehmerweise etwa auf einem gleichen Level. Die Dialoge können nicht unbedingt punkten. Qualitativ gibt es am Ton aber nichts auszusetzen.

Extras:

Das Bonusmaterial besteht aus jeweils drei Featurettes und Interviews. Erstere sind extrem kurz gehalten und plustern die Extras dadurch nur optisch auf. Spannender sind die Interviews mit Cast & Crew, wo natürlich viel zu den wahren Ereignissen erzählt wird und Begründungen zu einigen Entscheidungen geliefert werden.

  • 7/10
    Film - 7/10
  • 9/10
    Bild - 9/10
  • 7/10
    Ton - 7/10
  • 4/10
    Extras - 4/10
7/10

Kurzfassung

Ein in den besten Momenten aufwühlender, aber figurentechnisch auch recht freier Thriller über die Anschläge in Mumbai 2008.

Fazit:

„Hotel Mumbai“ ist ein Tatsachendrama, das in Sachen Dramatik und Schauwert vieles richtig macht und den Zuschauer gebannt zuschauen lässt. Diese Intensität kann der Film aber nicht über die gesamte Laufzeit aufrecht erhalten. Die fiktiven Figuren passen sich dann gemäß eines normalen Spielfilms an, was sie etwas zu konstruiert aussehen lässt.


von Nicolas Wenger

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