Herz aus Stahl (4K UHD) Kritik: Bester Kriegsfilm seit „Der Soldat James Ryan“?

Herz aus Stahl: Don „Wardaddy“ Collier (Brad Pitt)
Herz aus Stahl: Don „Wardaddy“ Collier (Brad Pitt) © 2014 Norman Licensing, LLC. All Rights Reserved.

Die Kritik:

Herz aus Stahl (4K Ultra HD) Cover
Herz aus Stahl (4K Ultra HD) Cover © Sony Pictures Entertainment

Herz aus Stahl‚ (OT: ‚Fury‘) lief hierzulande Anfang 2015 in den Kinos und konnte überwiegend positive Kritiken einfahren. Zwar ist das 2. Weltkriegsdrama inhaltlich recht oberflächlich, dafür zeigt dieses aber den Krieg von einer sehr realistischen, brutalen und schmutzigen Seite. Ob die 4K-Auswertung die technisch bereits erstklassige Blu-ray nochmals toppen kann, klärt unser Review.

April 1945: Der 2. Weltkrieg neigt sich dem Ende, doch Hitler schickt alles was er hat an die Front, um sein Nazi-Deutschland vor den alliierten Truppen der Amerikaner und Russen zu behaupten. Mittendrin ist Don „Wardaddy“ Collier (Brad Pitt), der gemeinsam mit seinen Kameraden, dem Fahrer Trini „Gordo“ Garcia (Michael Peña), Ladeschützen Grady „Rattenarsch“ Travis (Jon Bernthal) sowie dem Richtschützen Boyd „Bibel“ Swan (Shia LaBeouf) in einem Sherman-M4-Panzer („Fury“) den deutschen ordentlich einheizt. Doch wie es das Schicksal will, hat das Team gerade im Gefecht seinen Bugschützen verloren, dessen Platz soll nun der unerfahrene Norman Ellison (Logan Lerman) einnehmen, welcher allerdings erst seit zwei Monaten in der Armee ist und auch eigentlich „nur“ zum Schreiber ausgebildet worden ist. Eigentlich der absolut falsche Mann für diesen Job, aber es ist Krieg – und der verändert jeden!

 

Herz aus Stahl: Die Crew des Sherman-M4-Panzers („Fury“)
Herz aus Stahl: Die Crew des Sherman-M4-Panzers („Fury“) © 2014 Norman Licensing, LLC. All Rights Reserved.

Ehrlich gesagt hatte ich ‚Herz aus Stahl‘ bislang verpasst. Die Blu-ray steht zwar schon seit Jahren in meinem Regal und es war auch immer wieder mal geplant, den Film von Regisseur David Ayer, der sich auch für das Drehbuch sowie die Produktion verantwortlich zeichnete, endlich mal in den Player zu legen. Die Veröffentlichung der 4K-UHD-Fassung sollte es dann aber letztlich sein, welche schließlich gesichtet wurde. Über den filmischen Inhalt werden viele wohl geteilter Meinung sein: Zwar wird einem hier ein sehr authentischer, knallharter und realistischer Kriegsfilm geboten, der wirklich alle schonungslosen Facetten des Schlachtfeldes zeigt, andererseits ist die Darstellung der deutschen Soldaten, welche hier eigentlich nur als „Krauts“ oder „Nazi-Schweine“ beschimpft werden, recht oberflächlich ausgefallen. Obendrein bekommen diese auch nur wenig Screentime, haben kämpferisch so überhaupt nichts drauf und halten meist nur als Kanonenfutter her.

Herz aus Stahl: Emma (Alicia von Rittberg) und Norman (Logan Lerman)
Herz aus Stahl: Emma (Alicia von Rittberg) und Norman (Logan Lerman) © 2014 Norman Licensing, LLC. All Rights Reserved.

Auf der Seite der US-Soldaten sieht es hingegen ganz anders aus: Hier nimmt man sich reichlich Zeit für die Figuren, führt diese entsprechend ein und verleiht ihnen auch Ecken und Kanten. Allen voran der junge Logan Lerman macht hier einen guten Job und wenn dieser gleich dazu verdonnert wird, den Sherman-M4-Panzer von innen zu säubern – immerhin gilt es hier Blut, Kot und auch die letzten Überreste des ehemaligen Bugschützen zu beseitigen – dann fühlt man mit ihm, wenn er sich kurz darauf übergeben muss. Aber der Film hat nicht nur brutale Seiten, auch spannende und vor allem emotionale Momente, zum Beispiel wenn Norman von Collier dazu gezwungen wird, einen gefangenen deutschen Soldaten hinzurichten oder wenn die unschuldige Emma (Alicia von Rittberg), eine von Norman liebgewonnene deutsche junge Frau, bei einem Bombardement stirbt, solche Momente gehen unter die Haut. Auch die Panzer-Zweikämpfe sind überaus sehenswert, genauso wie viele Schutzwechsel auf dem Schlachtfeld, die es wahrlich in sich haben.

Bild:

Herz aus Stahl: Norman (Logan Lerman) und Don (Brad Pitt)
Herz aus Stahl: Norman (Logan Lerman) und Don (Brad Pitt) © 2014 Norman Licensing, LLC. All Rights Reserved.

Im direkten Vergleich mit der Blu-ray aus dem Jahr 2015 macht die 4K-UHD-Fassung einen besseren Eindruck, wenn auch der qualitative Sprung zum 1080p-Transfer nicht ganz so riesig ausfällt, wie womöglich vermutet. Zwar gibt es eine sichtbare Steigerung bei der Detailtiefe und auch bei der Schärfe – vor allem bei Nahaufnahmen, sind beispielsweise die Narben in Colliers Gesicht nun nochmals besser zu erkennen. Der UHD-Transfer, welchem ein natives 4K-Master zugrunde liegt, überzeugt aber am Meisten durch den Einsatz von HDR und dem erweiterten Farbraum (Rec.2020), welche im Zusammenspiel für ein natürlicheres und lebendigeres Gesamtbild sorgen. Auch der Schwarzwert ist im Vergleich nochmals satter, wodurch der Gesamteindruck zudem plastischer ist, wobei natürlich aber auch nicht verschwiegen werden darf, das in dunkleren Bildbereichen nun einige Details untergehen. Insgesamt aber ein sehr gutes 4K-Bild, welches dem Full-HD-Transfer klar überlegen ist.

Ton:

Beim deutschen Ton muss man leider einige Abstriche machen: Bot die Blu-ray hier noch DTS-HD-Sound, muss man hier nun hinnehmen, das lediglich eine Abmischung in Dolby Digital 5.1 vorliegt. Weshalb man sich dazu entschied, den deutschen DTS-HD-Ton durch einen verlustbehafteten DD5.1-Mix zu ersetzen, weiß wohl nur Sony!? Aber bevor wir hier nun nur noch meckern, muss auch ehrlich gesagt werden, dass der Dolby Digital 5.1-Sound richtig gut klingt. Klar, dieser kann dem früheren HD-Ton und auch dem englischen Originalton in zeitgemäßem Dolby Atmos, welchem wiederrum ein Dolby TrueHD 7.1-Kern zugrunde liegt und der die oberen Kanäle richtig gut einzusetzen versteht, nicht das Wasser reichen – trotzdem klingt er dynamisch, bietet eindrucksvolle Bässe und sorgt für ein großartiges Mittendringefühl.

Extras:

Hier bietet die 4K-UHD einen Mehrwert zur länger erhältlichen Blu-ray, denn diese bietet komplett neue Extras, welche sich wie folgt aufteilen:

Herz aus Stahl: Norman Ellison (Logan Lerman)
Herz aus Stahl: Norman Ellison (Logan Lerman) © 2014 Norman Licensing, LLC. All Rights Reserved.

▪ Tiger 131 (5:25 min.)
▪ Das Herz aus Stahl (6:36 min.)
▪ Aufeinandertreffen der Panzer (6:53 min.)
▪ Kein Mut, kein Ruhm: Die Schrecken des Kampfes (28:06 min.)
▪ Die Panzer von Herz aus Stahl (46:02 min.)
▪ Trailer 1 (2:32 min.)
▪ Trailer 2 (2:15 min.)

Zwar sind die bekannten Extras der Blu-ray nicht auf der 4K-Fassung erhalten, dafür bekommt man hier aber fünf neue und überaus informative Beiträge zur Produktion zu sehen. In „Tiger 131“ dreht sich alles um den gleichnamigen Panzer, welcher im 2. Weltkrieg von den Alliierten erobert werden konnte. „Das Herz aus Stahl“ gewährt Einblicke in die Szenengestaltung innerhalb der Panzer, während sich das „Aufeinandertreffen der Panzer“ mit dem Sherman-M4-Panzer und dessen Strategie im Kampf gegen den stärkeren Tiger-Panzer auseinandersetzt. Abgerundet wird das Ausstattungspaket mit der Featurette „Kein Mut, kein Ruhm: Die Schrecken des Kampfes“, welche sich mit dem Cast und den Figuren im Film beschäftigt, der amerikanischen TV-Dokumentation „Die Panzer von Herz aus Stahl“ sowie zwei englischen Trailern zum Film. Sämtliche Extras liegen in HD vor und bieten auch deutsche Untertitel.

Blu-ray Wertung
  • 6/10
    Film - 6.0/10
  • 8.5/10
    Bild - 8.5/10
  • 9/10
    Ton - 9.0/10
  • 7/10
    Extras - 7.0/10
7/10

Kurzfassung

‚Herz aus Stahl‘ ist schmutzig, brutal und zeigt die hässliche, schonungslose Seite des 2. Weltkrieges. Inhaltlich bietet der Film von Regisseur David Ayer zwar einige Schwächen, rein inszenatorisch betrachtet ist er aber durchaus sehenswert.

Fazit:

Auf dem Frontcover der 4K-UHD wird ‚Herz aus Stahl‘ laut Deadline Hollywood als bester Kriegsfilm seit ‚Der Soldat James Ryan‘ und ‚Platoon‘ beschrieben, was er allerdings mitnichten ist. Der Film von Regisseur, Drehbuchautor und Produzent David Ayer fängt zwar stark an, lässt dann aber im Laufe der Handlung jedoch leider stark nach und hat außer der harten Seite des Krieges nicht mehr viel zu bieten. Der Cast holt zwar das Bestmögliche aus seinen Rollen raus, allen voran der junge Logan Lerman weiß zu glänzen und kann die meisten emotionalen Momente für sich verbuchen. Das tröstet aber nicht über die Logiklöcher in der Handlung hinweg und schon gar nicht über die Darstellung der deutschen Soldaten, die gerade beim Finale alles andere als überlegt vorgehen und eigentlich nur als Kanonenfutter herhalten. Die 4K-UHD ist der Blu-ray-Variante dennoch überlegen, vor allem beim Bild dank HDR-Support, über die inhaltlichen Schwächen tröstet aber auch das nicht hinweg.


von Roland Nicolai

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