Blu-ray Kritik zu Hereditary – Das Vermächtnis: Einer der besten Horrorfilme?

Hereditary - Das Vermächtnis: Annie (Toni Collette)
Hereditary - Das Vermächtnis: Annie (Toni Collette) weiß nicht, was sie tun soll. © Splendid Film

Die Kritik:

Hereditary - Das Vermächtnis Bluray Cover
Hereditary – Das Vermächtnis: Blu-ray Cover © 2018 splendid film GmbH

Mit „Hereditary – Das Vermächtnis“ startet der aufregendste Horrorfilm dieses Jahres am 26.10.2018 auf Blu-ray an. Der Festival-Liebling erhielt auf so ziemlich jeder Plattform und (mit Abstrichen) auch von Zuschauern sehr gute Bewertungen. Doch was macht den Streifen zum einen „der besten Horrorfilm aller Zeiten“ wie das Cover und viele Kritiken erkennen wollen?

Zunächst mal liest sich der Inhalt von Hereditary eher wie ein x-beliebiger Horrorfilm: Ein Todesfall in der Familie, merkwürdige Vorkommnisse und mit der Zeit zeigen selbst die Protagonisten gruselige Verhaltensweisen. Ganz offensichtlich soll also ein Fluch auf der Familie und ihren Ahnen liegen.

Insofern liegt der Schluss nahe, dass hier entweder anspruchsvolle Independent-Kunst vorliegt (schließlich wird der Film durchaus kontrovers diskutiert) oder die Inszenierung von Regiedebütant Ari Aster hebt den Film auf ein höheres Level. Beides dürfte hier der Fall sein, wobei letzteres überwiegt.

 Hereditary - Das Vermächtnis - Charlie (Milly Shapiro)
Charlie (Milly Shapiro) läuft nach draußen

Vom Genre her dominiert zunächst mal eindeutig das Drama den Horror, weshalb z.B. obige Lobeshymne kritischer betrachtet werden muss. Dennoch gibt es kaum einen Film, der die unterschiedlichen Genres so gut vermischt und (noch viel mehr) aufeinander aufbaut. Während Hereditary mit „Shining“, „Psycho“ oder „Rosemarys Baby“ verglichen wird, erinnert der Streifen dahingehend doch viel mehr an die Indie-Perle „Kill List“ von Ben Wheatley. Verlauf, Symbolik sowie das Ende ähneln sich auch ziemlich. Doch anders als dort, bietet Hereditary (und das darf überraschen) wenige mehrdeutige Interpretationsmöglichkeiten. Trotz seiner Unvorhersehbarkeit samt frühem Twist weist er mit einigen Szenen auf die Auflösung hin, was aber natürlich erst beim mehrmaligen Anschauen auffällt. Ein durchaus erwähnenswertes Kunststück.

 Hereditary - Das Vermächtnis - Peter (Alex Wolff) erkundet die Umgebung bei Nacht
Peter (Alex Wolff) erkundet das Haus bei Nacht

Das gelingt genauso gut wie die packende Vorgehensweise, die zwar auf Jumpscares verzichtet, aber spätestens in der zweiten Hälfte die volle Bandbreite an Horrorelementen zur Rate zieht. Hervorzuheben sind außerdem die besonderen Kamerafahrten. Hier bleiben hauptsächlich die sekundenlangen Momente in Erinnerung, die den Schrecken in den Augen der Protagonisten zeigen. Unterstützt wird das alles von weit überdurchschnittlichen Schauspielleistungen wie von Toni Collette als gleichermaßen bemitleidenswerte und grauenerregende Mutter oder dem Sohn, der von Alex Wolff pointiert vorgetragen wird.

Bild:

Wie bereits angesprochen ist ein Prunkstück dieser Blu-ray das Bild, das Schrecken und Schmerzen unglaublich authentisch einfängt. Die Kamera zoomt, schwenkt oder hält drauf und macht den Horror so noch lebendiger. Die Bildqualität ist auch in den dunklen Szenen sehr gut.

Ton:

Der Ton unterstützt ein tolles Gefühl für Atmosphäre. Ohne übertriebene Effekthascherei, passt er sich wunderbar zu den Szenen ein. Der Soundtrack (vorwiegend vom Saxophonisten Colin Stetson) tut sein Übriges. Allen voran die Schlussszene bleibt auf verstörende Art und Weise in Erinnerung.

Extras:

Der Bonus (im O-Ton mit Untertitel) zeigt ein rund 20 minütiges Making Of sowie Deleted Scenes, die etwa 16 Zeigerumdrehungen brauchen. Beides verrät eher wenig über den Film. Ersteres lässt Schauspieler und Regisseur Ari Aster zu Wort kommen, was recht interessant, aber in der Kürze ohne echten Mehrwert ist. Ähnliches gilt für die gelöschten Szenen, die leider nicht kommentiert werden. Diese zeigen vermehrt Drama-Momente bzgl. der Trauerbewältigung.

Blu-ray Wertung
  • 8/10
    Film - 8/10
  • 10/10
    Bild - 10/10
  • 10/10
    Ton - 10/10
  • 4/10
    Extras - 4/10
8/10

Kurzfassung

Intensives Familiendrama trifft auf verstörenden Horror. Eine spannende und glaubwürdige Kombination von Neu-Regisseur Ari Aster.

Fazit:

„Hereditary – Das Vermächtnis“ ist während seiner zwei Stunden Laufzeit zu jeder Zeit packend, häufig quälend und gegen Ende wunderbar verstörend. Dennoch ist insgesamt ein sehr runder Film entstanden. Was uns jedoch noch fehlt, ist die letzte Portion Eigenständigkeit. Ob hier ein Werk für die Ewigkeit (oder doch nur der näheren Zukunft) vorliegt, muss schließlich jeder für sich entscheiden.


von Nicolas Wenger

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