Gold: Gier hat eine neue Farbe – Blu-ray Kritik: McConaughey in Höchstform

Gold - Kenny Wells (Matthew McConaughey)
Gold: Kenny Wells (Matthew McConaughey) © Studicanal

Die Kritik:

Gold: Kenny Wells (Matthew McConaughey) giert nach Gold und nach dem großen Durchbruch.
Gold: Kenny Wells (Matthew McConaughey) giert nach Gold und nach dem großen Durchbruch. © Studicanal

Ende des letzten Jahres hatte der Film einen kleinen Oscar-Hype, vor allem bezüglich der Performance von McConaughey. Zudem führte Oscarpreisträger Stephen Gaghan Regie und der Film startete noch im Jahr 2016 in ausgewählten Kinos in den USA um für die Academy berücksichtigt werden zu können. Doch mit einer RottenTomatoes-Wertung von 43% an positiven Kritiken bei einem Durchschnittswert von 5,2, einem Metascore von 49 und aktuell einem IMDb-Wert von 6,7 blieb Gold weit hinter den Erwartungen zurück. Auch war dieser Film finanziell ein Flop, da er bei einem Budget von 20 Millionen Dollar, lediglich 11,5 wieder einspielte. Dass der Film nicht stark positiv aufgenommen wurde, ist nicht völlig zu unrecht geschehen. Denn Gold bietet etwas Licht aber viel Schatten und ist Lichtjahre hinter einem Wolf of Wall Street und auch schwächer als ein War Dogs. Dies hat viele Gründe, auch wenn man eins vorab sagen. Der Cast und allen vorran Matthew McConaughey sind nicht der Grund, warum dieser Film soviel Potential liegen gelassen hat.

Michael Acosta (Edgar Ramírez) © Studicanal
Michael Acosta (Edgar Ramírez) © Studicanal

Die Geschichte von Gold wieder zu geben, ist gar nicht so einfach. Nicht weil sie komplex ist oder man Gefahr läuft den Leser dieser Kritik zu spoilern. Vielmehr ist die Schwachstelle des Streifens die holprige und schlampige Erzählweise des Films. Der Film ist sehr zäh, kommt nie wirklich in Schwung und man wartet fast sehnsüchtig darauf, dass die Dramaturgie des Filmes zunimmt. Doch der Streifen nimmt einen zu keinem Zeitpunkt wirklich mit. Die Szenen sind schlichtweg nicht schön auserzählt und etwas wie Spannung keimt nie wirklich auf. Darüber hinaus sind die Dialoge recht uninteressant und wie sich das Schicksal des Kenny Wells, der zugegebenermaßen großartig von Matthew McConaughey verkörpert wurde, entwickeln und das Ende seiner Geschichte sein wird, ist letztlich derart uninteressant, dass man als Zuschauer sehr schnell Distanz zum Filmgeschehen und zur Figur einnimmt. Das liegt vor allem daran, dass die Figur des Kenny Wells zutiefst pathetisch geschrieben ist und für den Zuschauer eher nervig als charmant wirkt. Als Zuschauer fiebert man mit ihm nicht. Wenn es für ihn bergauf geht, so freut man sich nicht unbedingt und wenn es für ihn problematisch wird, trifft das einen kaum. Man kennt die Redewendung, wenn einem ein Film von Beginn an sehr gefällt, dass der Streifen „mich hatte“. Doch hier zog die Story auch wegen der uninspierenden Dialoge einem nicht in den Bann und der Film plätschert so hin, sodass die Ups und Downs in der Laufbahn des Kenny Wells als Goldgräber einen kalt lassen.

Kenny Wells (Matthew McConaughey) und Michael Acosta (Edgar Ramírez) © Studicanal
Kenny Wells (Matthew McConaughey) und Michael Acosta (Edgar Ramírez) © Studicanal

Jedoch ist es unbestritten, dass der Film seine Stärken hat. Eine davon wurde bereits angedeutet. Es ist vor allem die höchst engagierte und leidenschaftliche Performance von Oscar-Preisträger Matthew McConaughey, der hier wirklich alles gibt, doch das Drehbuch stimmt einfach leider nicht, sonst wäre diese Performance einem eher im Gedächtnis geblieben. Es ist auch schade für McConaughey persönlich. Seit Interstellar läuft es für ihn nicht so wirklich. Sein Film Free State of Jones bekam mittelmäßige Bewertungen und hierzulande nicht mal einen Kinostart. Das gleiche gilt für den Film The Sea of Trees, nur das dieser von der internationalen Presse komplett zerrissen wurde. Ähnlich erging es der Stephen King – Verfilmung der dunkle Turm und letztlich konnte auch Gold nicht überzeugen. Insgesamt ist der Cast super und die Schauspieler holen das bestmögliche raus. Ob nun Edgar Ramirez, Bryce Dallas Howard, Stacy Keach, Bruce Greenwood oder Corey Stoll. Alle Darsteller zeigen eine souveräne schauspielerische Leistung, die eine schlimmere Bewertung verhindert. Zudem sind die Aufnahmen im Dschungel großartig und man spürt, dass man hier in einem echten Dschungel gedreht hat. Ein authentischer Drehort macht schlichtweg sehr viel aus. Doch das Szenenbild überzeugt nicht vollends. Der Film spielt in den 80er Jahren und dies spürt man nicht so richtig. Ein richtiges 80er Jahre Gefühl kommt nicht auf. Atmosphärisch ist der Film im Gegensatz zu den Aufnahmen im Dschungel in den Szenen, die in New York spielen, eher flach geraten.

Kenny Wells (Matthew McConaughey) und Michael Acosta (Edgar Ramírez) © Studicanal
Kenny Wells (Matthew McConaughey) und Michael Acosta (Edgar Ramírez) © Studicanal

Darüber hinaus fehlt dem Film trotz seiner großartigen Darstellern und seinen visuell tollen Szenen im südostasiatischen Dschungel eine gehörige Prise Humor. Zwar muss man an der einen oder anderen Stelle lachen oder schmunzeln, doch einige Szenen oder Sprüche sind nicht witzig und sonst sind viele Szenen total humorlos runter erzählt, obwohl eigentlich so eine heruntergekommene ketterauchende und stets angetrunkene Figur wie die des Kenny Wells Möglichkeiten bietet witzige und auch schwarzhumorige Sprüche und Szenen zu kreieren. Doch daran scheitert der Film vollkommen. Es hätte der kleine Bruder eines Wolf of Wall Street werden können. Stattdessen ist es das Kind, das niemand haben will.

Bild:

Das Bild ist an einigen Stellen etwas kriselig und hat stellenweise leider Filmkorn.

Ton:

Die Tonqualität ist kräftig und klar und bietet dem Zuschauer ein mehr als ordentliches Sounddesign.

Extras:

Die Extras sind recht umfangreich. Die Featurettes rund um McConaughey und seiner Figur sowie den Locations sind etwas zu dick aufgetragen und haben einen starken werbenden Charakter inklusive Selbst-Beweihräucherung der Leute am Set, wie toll Matthew McConaughey ist und wie toll der Dreh war. Zudem gibt es jedoch einige deleted scenes, die dem Film nicht geschadet hätten, da diese Szenen besser sind als das meiste was in dem Film geboten wurde. Des Weiteren gibt es Interviews mit Matthew McConaughey, Bryce Dallas Howard, Edgar Ramirez und Regisseur Stephen Gaghan. Zudem kann man sich den Film mit einem Audio-Kommentar von Stephen Gaghan anschauen. Letztlich gibt es noch den Trailer sowie eine Trailershow.

Blu-ray Wertung
  • 5/10
    Film - 5,5/10
  • 7/10
    Bild - 7/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 7/10
    Extras - 7,5/10
6/10

Kurzfassung

Stark gespielter Streifen mit schönem Setting, dass an seiner schwachen Erzählweise und dem schlechten Drehbuch leidet.

Fazit:

Leider ist Gold unter dem Strich ein misslungener Film, den große Darsteller mit starken Performances nicht retten können, da der Film was Handlungsaufbau und -verlauf sowie Erzählweise und Erzähltempo angeht eklatante Schwächen aufweist. Spannung, Dramatik und Humor sind Mangelware und so unterhält uns ein McConaughey mit allem was er hat 2 Stunden lang. Doch leider ist seine Figur auch äußerst stupide geschrieben. Was übrig bleibt, ist ein großartiger Cast, ein schönes Setting, ein technisch sauberer Film mit schlampigem Storytelling.


von Morteza Wakilian

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