Get Out – Blu-ray Kritik

Get Out - Chris (Daniel Kaluuya)
Get Out - Chris (Daniel Kaluuya) © Universal Pictures

Die Kritik:

Get Out Blu-ray Cover
Get Out Blu-ray Cover © Universal Pictures

Spielfilme welche sich mit dem Thema Rassendiskriminierung auseinandersetzen gibt es viele, einen Titel wie diesen hat man in dieser Form bislang jedoch noch nicht zu sehen bekommen. Das Regiedebüt von Jordan Peele, den einige womöglich aus der Fernsehserie „Key & Peele“ kennen, welche zwischen 2012 und 2015 auf Comedy Central ausgestrahlt wurde, ist dabei ein ganz besonderer Film geworden, der nicht nur von Kritikern und Kinobesuchern gleichermaßen gut aufgenommen wurde, sondern durch welchen dem US-amerikanischer Filmschauspieler, Comedian, Regisseur und Drehbuchautor nun wohl in Hollywood gleich mehrere Türen offen stehen dürften. Was an seinem „Get Out“ so besonders ist und weshalb man sich diesen mystischen Horrorthriller keinesfalls entgehen lassen sollte, das klären wir in unserer Kritik.

Die Handlung des Films ist schnell erklärt: Chris (Daniel Kaluuya) ist seit vier Monaten mit seiner Freundin Rose (Allison Williams) zusammen, weshalb es endlich Zeit wird, ihre Eltern Dean (Bradley Whitford) und Missy Armitage (Catherine Keener) kennenzulernen. Kurzerhand entschließt man sich dazu, deren abgelegenem Landhaus im Grünen übers Wochenende einen Besuch abzustatten. Der Ausflug ruft in Chris allerdings einige Zweifel hervor, ob ihn seine Schwiegereltern in spe überhaupt mögen werden, allen voran weil er schwarz ist. Doch alle Zweifel scheinen unnötig gewesen zu sein, denn der Empfang fällt überraschend herzlich aus – vielleicht eine Spur „zu herzlich“. Nach und nach muss Chris nämlich feststellen, dass mit der Familie seiner Freundin etwas nicht zu stimmen scheint…

Get Out - Rose (Allison Williams)
Get Out – Rose (Allison Williams) © Universal Pictures

Zwar ist „Get Out“ bereits am 07. September vergangenen Jahres im Handel erschienen, das hindert uns aber nicht daran, den sehenswerten Titel nach diesen knapp drei Monaten noch auf den HD-Prüfstand zu schicken. Allerdings raten wir an dieser Stelle aus Spoilergründen dazu, erst ab dem Abschnitt „Bild“ weiterzulesen, denn nur so kann man sich hier vollständig überraschen lassen. Kommen wir zurück zur Handlung, welche auf den ersten Blick etwas völlig normales zu sein scheint und eigentlich nichts bietet, was jeder schon einmal selbst erlebt hat. Der erste Besuch bei den Schwiegereltern ist immer etwas ganz besonderes, da man ja eigentlich nie weiß, ob man von der Familie seines Partners genauso akzeptiert wird, wie von seinem Lebenspartner. Aber der erste Besuch bei den Eltern von Rose, offenbart mit zunehmender Spielzeit ein wahres Alptraum-Szenario, das man sich in dieser Form so überhaupt nicht vorstellen kann – schon gar nicht, wenn man unvoreingenommen und ohne zuvor einen Trailer gesehen zu haben, in diesen Film einsteigt. Roses Eltern erweisen sich zunächst als freundlich und aufgeschlossen und erklären sogar, das sie Obama ein drittes Mal gewählt hätten, wenn sich nur gekonnt hätten. In Anbetracht dieser Lage erscheint es zwar etwas befremdlich, das auf dem Grundstück nur schwarze Bedienstete ihre Arbeit verrichten, aber auch diese gehören ja schon seit vielen Jahren zur Familie, schließlich sind die Armitages eine gute Familie.

Get Out - Rose (Allison Williams) und Chris (Daniel Kaluuya)
Get Out – Rose (Allison Williams) und Chris (Daniel Kaluuya) © Universal Pictures

Aber ganz ehrlich: Alles erstunken und erlogen! Das was sich nämlich auf dem Anwesen der durchgeknallten Familie abspielt, gleicht einem Horrorfilm, derart herrlich abgedreht aber dennoch oberflächlich völlig normal, das man mehr als einmal überraschend vor den Kopf gestoßen wird. Die Spannung des Films steigt von Minute zu Minute und wird stetig weiter vorangetrieben, einerseits von Roses Bruder Jeremy (Caleb Landry Jones), der sich sofort merkwürdig und äußerst feindselig gibt, aber auch von den anderen schwarzen Bediensteten, zu denen Gärtner Walter (Marcus Henderson) und Hausmädchen Georgina (Betty Gabriel) gehören. Wenn sich die Zwei nämlich mit Chris unterhalten, wirken sie einfach unehrlich, versuchen das aber mit einer übertriebenen Freundlichkeit wieder wett zu machen. Das hier etwas ganz und gar nicht stimmt, wird einem schnell klar und spätestens, wenn Roses Mutter anbietet, Chris in einer Sitzung zu hypnotisieren, damit dieser ihrer Tochter zuliebe das Rauchen aufgibt, sieht man klarer – zumindest glaubt man das. Was folgt, ist ein herrlich abgedrehter kranker Kram, der überaus unterhaltsam ist, von der ersten Minute bis zum erbitterten knallharten Showdown hochspannend bleibt und wirklich großartige Unterhaltung bietet.

Bild:

Aus visueller Sicht betrachtet gibt es am Transfer von „Get Out“ nicht viel zu beanstanden. Die Bildschärfe bewegt sich auf hohem Niveau, die Detailtiefe ist enorm und auch die Farbgebung präsentiert sich schön kräftig und in den meisten Szenen, vor allem während der Passagen im Garten des Armitage-Anwesens, auch sehr natürlich. Als einziges Manko kann hier eigentlich lediglich der Schwarzwert etwas kritisiert werden, der vor allem während der Hypnose-Sequenzen im sogenannten „versunkenen Bereich“, gerne etwas kräftiger hätte ausfallen dürfen. Bis auf dieses Manko, gibt es ansonsten jedoch rein gar nichts zu beanstanden.

Ton:

Dean (Bradley Whitford) und Missy Armitage (Catherine Keener)
Get Out – Dean (Bradley Whitford) und Missy Armitage (Catherine Keener) © Universal Pictures

Beim deutschen Ton setzt man zwar auf einen verlustbehafteten DTS 5.1-Mix, der eine statische Bitrate von lediglich 768 Kbps aufweist, aber dennoch überraschend aktiv und gut klingt. Beim englischen Originalton setzt man zwar auf unkomprimiertes DTS-HD Master Audio 5.1 mit einer variablen Bitrate, das den anderen Tonspuren deutlich hörbar überlegen ist, aber dennoch braucht sich die deutsche Abmischung nicht verstecken. Der deutsche Ton präsentiert sich nämlich überaus räumlich, bietet viele sehr gute Surround-Effekte und auch das Balancing wurde stimmig umgesetzt, so dass auch alle Dialoge stets klar und verständlich wiedergegeben werden. Die Filmmusik von Komponist Michael Abels, der hier seinen Einstand als Filmmusikkomponist gibt, passt ebenfalls hervorragend zum Film und sorgt mit großartigen Stücken wie „Sikiliza Kwa Wahenga“ oder „Hypnosis“ dauerhaft für eine passende und meist überaus beklemmende Atmosphäre. Weitere auf der Disc enthaltene Tonspuren sind Französisch, Italienisch und Spanisch jeweils als DTS 5.1-Mix.

Extras:

▪ Audiokommentar von Autor/Regisseur Jordan Peele
▪ Alternatives Ende (3:39 min.)
▪ Unveröffentlichte Szenen (23:03 min.)
▪ Ein Blick hinter dem Horror von „Get Out“ (8:50 min.)
▪ F&A-Runde mit Jordan Peele und der Besetzung (5:28 min.)

Allzu viele Extras haben es leider nicht auf die Disc geschafft, aber zumindest bietet das enthaltene Bonusmaterial einige interessante Einblicke. Den größten Teil der Specials stellen dabei der Audiokommentar des Regisseurs sowie die elf „Unveröffentlichten Szenen“ dar, gefolgt von zwei kurzen Featurettes, in denen man einen kurzen Blick hinter die Kulissen der Produktion werfen kann. Ein „Alternatives Ende“ ist ebenfalls enthalten, das es erfreulicherweise in dieser Form nicht in den Film geschafft hat.

Blu-ray Wertung
  • 9/10
    Film - 9.0/10
  • 9/10
    Bild - 9.0/10
  • 8/10
    Ton - 8.0/10
  • 4.5/10
    Extras - 4.5/10
8.5/10

Kurzfassung

„Get Out“ ist ein gelungener Genremix, dessen Wurzeln hauptsächlich im Horror/Thriller-Bereich angesiedelt sind und der von Anfang bis Ende tolle sowie hochspannende Unterhaltung bietet und in einem Finale gipfelt, das es wahrlich in sich hat. Muss man gesehen haben!

Fazit:

Regisseur Jordan Peele hat es geschafft, gleich mehrere Genres in diesen Film zu packen und daraus einen gelungenen Mix zu kreieren, den man in dieser Form bislang noch nicht zu sehen bekommen hat. Mit Erfolg, denn „Get Out“ hat an den weltweiten Kinokassen das rund 56-fache seiner Produktionskosten wieder in die Kassen gespielt, so dass man hier durchaus von einem Riesenerfolg sprechen kann. Zweifelsohne ein Titel, der nicht nur inhaltlich sondern auch technisch zu überzeugen weiß und den man sich keinesfalls entgehen lassen sollte.


von Roland Nicolai

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. (Kommentar wird erst geprüft)


*