Kritik zur Blu-ray von Galveston – Die Hölle ist ein Paradies

Galveston - Roy (Ben Foster) und Rocky (Elle Fanning)
Galveston - Roy (Ben Foster) und Rocky (Elle Fanning) © 2019 Koch Films

Die Kritik:

Galveston - Die Hölle ist ein Paradies Blu-ray Cover
Galveston – Die Hölle ist ein Paradies: Blu-ray Cover © 2019 Koch Films

Galveston – Die Hölle ist ein Paradies“ erscheint in Deutschland als Direct-to-Video-Veröffentlichung am 28.02.2019. Die Romanvorlage stammt aus der Feder von Nic Pizzolatto („True Detective“). Das Roadmovie wurde anschließend von Regie-Newcomerin Mélanie Laurent („Inglourious Basterds“) umgesetzt und mit den aufstrebenden Stars Ben Foster und Elle Fanning besetzt. Wir haben uns die 91 Minuten angeschaut!

Der Film startet mit einer schweren Diagnose, die der kriminelle Roy (Ben Foster) vom Arzt erhält. Ohne genauere Erläuterungen abzuwarten, stürmt der Protagonist daraufhin aus dem Zimmer und rein in den Thriller. Damit wird auch der Zuschauer in die Story hineingeworfen. Mehr als ein paar Eckdaten wären hier anfangs wünschenswert gewesen und so braucht es ein wenig, bis man sich zurecht findet. Dann macht Galveston aber sehr schnell Lust auf mehr, wenn Roy gemeinsam mit der Prostituierten Rocky (Elle Fanning) vor irgendwelchen Gangstern flüchtet.

Galveston - Roy (Ben Foster)
Roy (Ben Foster) © 2019 Koch Films

Die leicht klischeehaften Rollen werden recht schnell offensichtlich. Er („Hell or High Water“) agiert mit harter Schale und weichem Kern, aber gänzlich ohne Hintergedanken und sie („Neon Demon“) als hübsches aber hilfloses Mädchen. Zwei Rollen, die exakt auf die beiden Schauspieler zugeschnitten scheinen. Dennoch kriegen die beiden Figuren eher wenig Gelegenheit, ihre Charaktere richtig zu entfalten – vielleicht gerade um Stereotypen vorzubeugen. Im Laufe des Dramas bleibt ihre zarte Zuneigung dann aber meistens zu unterschwellig, als dass von Freundschaft oder gar Liebe gesprochen werden kann (wie in den Extras vielfach betont wird). Hier wurde Potenzial liegen gelassen, auch wenn es lobenswert ist, wie aufrichtig und unkitschig die Beziehung vorgetragen wird. Auch schauspielerisch gefällt das bis hierhin gut. Ben Foster gibt den kernigen und gebeutelten Typen äußerst authentisch wieder. Elle Fanning erfüllt ihren Job vor allem in den zurückhaltenden Szenen, was sehr gut zeigt, was für ein junges und eigentlich schüchternes Mädchen die Prostituierte ist. Ihre emotionaleren Momente fallen derweil etwas zu dramatisch aus.

Galveston - Die Hölle ist ein Paradies - Rein optisch könnte man hier eine Familie sehen
Hier könnte es sich um eine normale Familie handeln © 2019 Koch Films

Insgesamt fühlt sich Galveston aber leider unausgereift an. Nebengeschichten entschleunigen sowohl die Spannung als auch die Entwicklung der Beziehung der beiden Protagonisten. Und wenn das ganze Drama stets ein wenig mit seiner Schlagkräftigkeit kämpft, verliert es gegen Ende (das dann doch recht heftig wird) auch noch etwas von seiner Glaubwürdigkeit. Dort macht Regisseurin Mélanie Laurent mit dem Twist leider mehr kaputt als nötig gewesen wäre. Das gilt noch mehr für die „20 Jahre später“-Sequenz.

Bild:

Das schummrige Licht fügt sich hervorragend in die Neo-Noir-Optik. Das trifft besonders auf die etwas unzugänglichen, aber toll gefilmten Anfangsminuten zu. Als Kontrast schieben sich im Laufe der Zeit immer hellere, wärmere Bilder mit ein, die so etwas wie Hoffnung ausdrucken könnten. Überhaupt ist die Bild-Qualität der Blu-ray einwandfrei.

Ton:

Die Dialoge sind zwar nicht immer berauschend, aber erfüllen ihren Zweck. Die manchmal schwerer zu verstehenden Wortfetzen fügen sich passend in die unübersichtliche Anfangsszenerie ein. Die später heiteren und klaren Momente geben auch hier wiederum einen angenehmen Kontrast.

Extras:

Neben dem Trailer liegt ein knapp 18 minütiges Making Of vor. Schauspieler und Regisseurin berichten hier viel über das Casting und ihre Figuren. Das ist im automatisch untertitelten O-Ton gut anzugucken, aber wirklich neue Erkenntnisse gibt es nur wenige.

Blu-ray Wertung
  • 6.5/10
    Film - 6.5/10
  • 10/10
    Bild - 10/10
  • 8/10
    Ton - 8/10
  • 3/10
    Extras - 3/10
7/10

Kurzfassung

Die gute Optik und Schauspieler hieven das Drama über den Durchschnitt.

Fazit:

„Galveston – Die Hölle ist ein Paradies“ ist ein weitgehend authentisches Neo-Noir-Drama. Zwar strotzen weder Story noch Charaktere vor Einfallsreichtum, die Umsetzung ist jedoch gelungen. Die kurze Laufzeit gibt den beiden Protagonisten wenig Zeit, sich näher zu kommen, dafür gefällt die aufrichtige und unkitschige Herangehensweise. Gegenteilig fällt dann leider das Ende aus, wobei zu viel gewollt wird. Statt die Tragödie geradlinig fortzuführen, kommt nach dem Twist ein rührseliger und etwas unbefriedigender Schluss.


von Nicolas Wenger

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