Friedhof der Kuscheltiere (remastered) – Blu-ray Kritik: zeitloser Klassikers in neuer Optik

Miko Hughes in Friedhof der Kuscheltiere
Miko Hughes in Friedhof der Kuscheltiere © Paramount Home Entertainment

Die Kritik:

Friedhof der Kuscheltiere (remastered) Blu-ray Cover
Friedhof der Kuscheltiere (remastered) Blu-ray Cover © Paramount Home Entertainment

Friedhof der Kuscheltiere oder im Originaltitel Pet Sematary ist eine 1989 adaptierte Literaturverfilmung des gleichnamigen 1983 erschienenen Romans aus der Feder vom Großmeister des Horrors, Stephen King. Er selbst betitelt das Buch als seinen persönlichsten und gleichzeitig furchtbarsten Roman, da er aus tatsächlichen Erlebnissen des Schriftstellers entsprang und aus diesem Grund lange Zeit vor seiner Veröffentlichung in einer seiner Schubladen verstaubte, aus Angst vor der Reaktion seiner Leser. Als es dann doch zu einer Publizierung kam, entpuppte sich der Kuscheltierfriedhof als sein kommerziell erfolgreichstes Werk. Nun fast genau 30 Jahre nach dem Erscheinen der Erstverfilmung, kommt ein Remake des Klassikers, inszeniert von den Regisseuren Kevin Kolsch und Dennis Widmyer, in die deutschen Kinos. Zu diesem Anlass hat sich Paramount nicht lumpen lassen, ihr erst vor wenigen Jahren erschienenes Mediabook mit HD Abtastung noch einmal lupenrein aufzupolieren. Das Ergebnis kann ich mehr als sehen lassen und lässt das atmosphärische Horrordrama in neuem Licht erstrahlen.

Als neuer Leiter der Krankenstation in der University of Maine muss Doctor Louis Creed (Dale Midkiff) mit seiner Frau Rachel (Denise Crosby) und den Kindern, der fünfjährigen Ellie (Blaze Berdahl) und dem zweijährigen Gage (Miko Huges), von der Stadt in das beschauliche Örtchen Ludlow ziehen. Der einzige Nachbar weit und breit ist Jud Crandall (Fred Gwynne), dessen Haus von dem der Creeds lediglich durch eine viel befahrene und schlecht einsehbare Straße getrennt ist. Eben jene wurde in der Vergangenheit viele Male den Haustieren der einheimischen Kinder zum Verhängnis, berichtet Jud beim ersten Aufeinandertreffen mit den neuen Nachbarn, bevor er ihnen den angrenzenden Haustierfriedhof zeigt. Dieser wurde von den Kindern als erste Berührung mit dem Tod für ihre verstorbenen Lieblinge errichtet und über Generationen hinweg frequentiert und gepflegt. Kurze Zeit später wird Church, die Katze von Ellie Creed, in ihrer Abwesenheit von einem LKW überfahren.

Die Katze aus Friedhof der Kuscheltiere
Die Katze aus Friedhof der Kuscheltiere © Paramount Home Entertainment

Louis ist ratlos, wie er seiner Tochter den Tod ihres Katers beibringen soll, ohne ihr das Herz zu brechen und dazu noch einen Streit mit seiner Frau zu provozieren, die auf das Thema Tod im Allgemeinen hochsensibel reagiert. Als er mit Jud über sein Problem spricht, weiht der einfühlsame alte Mann ihn, nicht ohne eine deutliche Warnung, in ein Geheimnis ein, das abseits des Haustierfriedhofs liegt. Dort befindet sich eine alte Indianische Begräbnisstätte, der magische Kräfte nachgesagt werden, die Tote zurückbringen kann. Ungläubig aber verzweifelt folgt er Juds Anweisungen und wie durch ein Wunder ist der am Vorabend noch steif gefrorene Kater am nächsten Morgen vor Ellies Ankunft wieder zu Hause. Zwar riecht er nach Moder und Graberde und benimmt sich seltsam, aber bis auf Louis fällt es niemandem auf. Doch die Freude über das zurückgekehrte Tier ist nur von kurzer Dauer, denn ein weit größeres Unheil überkommt die kleine Familie und ein Alptraum aus Schmerz und Wahnsinn nimmt seinen Lauf.

Friedhof der Kuscheltiere ist eins von wenigen Beispielen dafür, wie detailgetreu man eine grandiose Romanvorlage auf die Leinwand bringen kann, wenn man sich wie Regisseurin Mary Lambert mit dem Kopf hinter der Geschichte selbst zusammensetzt. Sie hat es nicht nur geschafft, trotz kleinerer Abweichungen Kings Geist auf Zelluloid zu bannen, sondern transportiert nah an der Vorlage die schleichend beklemmender werdende Atmosphäre und das Zusteuern auf das unabwendbare Grauen, mit dem die Familie sich konfrontiert sieht. Insbesondere zu Louis Creed, hervorragend gespielt von Dale Midkiff, findet der Zuschauer recht schnell Zugang, weil man sich des Öfteren fragen muss, wie man selbst in seiner Situation reagieren würde. Denise Crosby meistert ihre Rolle als traumatisierte und hochsensible Mutter nicht minder authentisch und arbeitet zudem durch ihren Leidensweg ein tatsächliches Erlebnis aus Kings Kindheit cineastisch auf. Besonders hervorzuheben ist die Rolle des großväterlichen Jud Crandall, der durch Fred Gwynnes mitfühlendem Wesen immer wieder einen Lichtblick in die von Trauer und Kummer gezeichnete Grundstimmung bringt.

Fred Gwynne in Friedhof der Kuscheltiere
Fred Gwynne in Friedhof der Kuscheltiere © Paramount Home Entertainment

Die beiden Jungdarsteller fügen sich perfekt ins Gesamtbild ein, zudem Filmtochter Ellie Creed in einer Schlüsselszene Stephen Kings leibliche Tochter repräsentiert. Inwieweit das so ist wird unter den sehr umfangreichen Bonusfeatures genauer betrachtet. Mary Lamberts Adaption lebt nicht von plakativen oder reißerischen Mitteln, sondern stimuliert, wie auch die Vorlage, die im Menschen verwurzelten Urängste und reizt diese mit subtilen Mitteln bis zum Äußersten aus. Das schlägt sich besonders dadurch nieder, dass man als Zuschauer langsam an die agierenden Personen herangeführt wird und sie quasi kennen lernt, um an ihrem Leid persönlich Anteil nehmen zu können. Das eigentliche Grauen spielt sich dabei ausschließlich in den Köpfen des Zuschauers bzw. des Lesers ab. Die handgemachten, Kulissen scheinen direkt aus dem Bestseller auf die Leinwand gebracht worden zu sein und man merkt gerade bei der Gestaltung der Grabstätte und des Tierfriedhofs, dass sich sehr viel Mühe gegeben wurde ein möglichst perfektes Gesamtbild zu erschaffen, was besonders für die späten 80er vortrefflich gelungen ist!

Zensur: Die 80er waren gerade im Bereich Horror was Altersfreigaben angeht nicht zimperlich. Das handelte Friedhof der Kuscheltiere damals eine Indizierung ein, trotz dem recht wenig dargestellte Gewalt den Weg auf den Bildschirm fand. Zwar gibt es die ein oder andere blutige Einstellung, was aber gerade in der heutigen Zeit kaum noch der Rede wert ist. Das sorgte 2013 dafür dass der Titel einer Neuprüfung unterzogen wurde und dann von Paramount im Mediabook ungeschnitten mit neuer Freigabe ab 16 veröffentlicht wurde.

Bild:

Das Bild war bereits 2013 eine enorme Steigerung zu den bis dahin gängigen VHS und DVD Mastern, doch die grobe Körnung und das leicht beschnittene Bild an den Seiten blieb. Für eine aufwendige Remastered Edition wurde dann unter der Aufsicht von King und Lambert persönlich eine komplette Überholung des Bildtransfers vorgenommen, die Kantenglättung und die Farbtiefe angepasst und das beschnittene Bild erweitert. Somit ergibt sich im direkten Vergleich zwischen dem 2013er Mediabook und der 2018er Remastered Edition ein Unterschied von Tag und Nacht, der selbst Besitzer der edlen und verhältnismäßig teuren Edition veranlassen könnte über einen Neukauf nachzudenken. Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen und hat allein für die Mühe und das lupenreine Ergebnis volle Punktzahl verdient.

Ton:

Denise Crosby in Friedhof der Kuscheltiere
Denise Crosby in Friedhof der Kuscheltiere © Paramount Home Entertainment

Auch der Ton wurde einer Generalüberholung unterzogen. Die Stimmen wurden mehr hervorgehoben und von Hintergrundrauschen befreit, das Gleichgewicht zwischen Effekt- und Dialoglautstärke wurde angepasst und die Synchronstimmen wurden , sehr zur Freude, beibehalten.

Extras:

Die Extras sind gleichermaßen umfangreich wie die auf dem Paramount Mediabook. Neben mehreren über 20minütigen Features wird auf die Produktion des Films, die Hintergründe zur Entstehung und den persönlichen Bezug zu Kings eigener Vergangenheit umfassend beleuchtet. Auch gibt es Infos über die Zusammenarbeit von King und Lambert sowohl bei der Entstehung als auch bei der Restaurierung, und auch auf das derzeit in den Kinos startende Remake wird kurz Bezug genommen. Letztere bilden im Vergleich zum Mediabook einen Mehrwert zu dem ohnehin schon perfekten 2K und 4K Master. Mehr kann man sich eigentlich als Fan nicht wünschen.

Blu-ray Wertung
  • 9/10
    Film - 9/10
  • 10/10
    Bild - 10/10
  • 10/10
    Ton - 10/10
  • 10/10
    Extras - 10/10
9.5/10

Kurzfassung

Nahezu perfekte Romanverfilmung eines zeitlosen Klassikers in neuer Optik!

Fazit:

Mary Lambert hat es geschafft einen verstörenden und zutiefst ängstigenden Bestseller beinahe 1:1 filmisch umzusetzen und mit der Thematik Trauer, Verlust, Tod und Aufarbeitung ein zeitloses Meisterwerk zu erschaffen, das auch in 20 Jahren noch funktionieren wird. Dadurch, dass kaum technische Spielereien nötig waren und alles handgemacht ist, entstand ein Evergreen im Horrorgenre, das mit Sicherheit auch nicht von der aktuell laufenden Neuverfilmung vom Thron gestoßen werden kann. Meiner Meinung nach ist Friedhof der Kuscheltiere eine der Besten und Originalgetreuesten Literaturverfilmungen aller Zeiten, die im Jahr 2019 eine gleichermaßen verdiente wie gelungene HD Restaurierung spendiert bekommen hat.


von Christoph Berger

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